Manchen kommt es bei der Wahl ihres Internetanbieters sicherlich auf Zuverlässigkeit (also geringe Störungs- und Ausfallsrate) an. Für die meisten Nutzer dürfte jedoch Schnelligkeit das entscheidende Kriterium sein. Anbieter reagieren auf den Wunsch nach schnellen Upload- und Downloadraten mit dem Einsatz neuer Technologien und dem Ausbau ihrer Netze. Welche Faktoren die Geschwindigkeiten beeinflussen und was im Zweifelsfall die bessere Wahl ist, versucht der folgende Artikel zu klären.

Inhaltsverzeichnis

Gegenstände der Betrachtungen: Internet via Kabelanschluss und DSL

Bei den folgenden Betrachtungen werden wir Themen wie UMTS und LTE außer Acht lassen. Informationen darüber haben wir in unserem Lexikon für euch zusammengestellt. Hier konzentrieren wir uns ganz auf die grundlegenden Technologien Kabelanschluss und DSL und versuchen zu ergründen, welche Faktoren die Internetgeschwindigkeit positiv oder negativ beeinflussen.

Die Frage aller Fragen: Was ist schneller?

Worauf es den meisten Internetnutzern ankommt, ist völlig klar: Möglichst schnell soll es sein! Das heißt: über möglichst hohe Upload-und Downloadraten verfügen, die in Bits bzw. Megabits pro Sekunde berechnet werden. Das Datenvolumen spielt heutzutage zumindest bei normalen Anschlüssen kaum noch eine Rolle, da günstige Flatrates die Frage nach dem nutzbaren Datenvolumen quasi überflüssig gemacht haben. Die Geschwindigkeit ist jedoch nach wie vor ein großes Thema, da beständig an neuen Technologien gefeilt wird, um das Internet für den Nutzer noch schneller zu machen. Schnelleres Internet bedeutet, abgesehen davon, dass Webseiten zügiger laden, auch störungsfreies Streaming (von Wartezeiten ganz zu schweigen), schnelles Hochladen und Versenden von Daten und ein störungsfreies Arbeiten auch mit aufwändig gestalteten Webseiten.  Doch welche Internetvariante ist nun letztendlich die schnellere – und worauf kommt es dabei an?

Internet via Kabelanschluss: Wer nicht zu teilen braucht, kann profitieren.

Kabelnetzbetreiber, die Internetanschlüsse in ihrem Produktportfolio haben (sei es einzeln oder in einem Kombi-Angebot) werben vor allem mit hohen Geschwindigkeiten: Bis zu 200 Mbit/s sind derzeit möglich. TeleColumbus biete in einer Testregion bereits 400 Mbit/s an. Die moderne Glasfasertechnologie erlaubt den Kabelnetzbetreibern derart hohe Geschwindigkeiten. ABER: Hier muss beachtet werden, dass es immer darauf ankommt, wie viele Leute den Anschluss gleichzeitig nutzen. Denn bei dem Fernsehkabel handelt es sich um ein sogenanntes Shared Medium (shared = engl. geteilt). Mehrere Nutzer verlangsamen die Internetgeschwindigkeit automatisch- Wie sehr, hängt ganz davon ab, was sie tun. Wenn ihr euren Kabel-Internet-Anschluss gewissermaßen exklusiv nutzt , werdet ihr euch mit ziemlicher Sicherheit über schnelle Datenraten freuen können. So eine Exklusivnutzung ist also quasi nur dann möglich, wenn ihr alleiniger Mieter oder Hausbesitzer seid. Ansonsten müsst ihr euch wohl oder übel damit begnügen, den angegebenen „bis zu“-Wert nie ganz zu erreichen bzw. bei einem Test der Internetgeschwindigkeit festzustellen, dass die tatsächliche Internetverbindung hinter den angepriesenen Möglichkeiten zurückbleibt. Gerade während der Stoßzeiten (zum Beispiel abends oder allgemein am Wochenende, wenn wesentlich mehr Leute am heimischen Computer sitzen als zu regulären Arbeitszeiten) können insbesondere die Downloadraten enorme Einbußen verzeichnen. Wenn euer Haus beispielsweise 10 Mietparteien hat, alle diese Parteien zur gleichen Zeit online sind und alle die maximale Bandbreite ausnutzen, bleibt bei jedem von der 100-Mbit/s-Leitung nur noch 10 Mbit/s übrig. Das passiert selten, ist aber möglich. Selten passiert es deshalb, weil es einer Reihe paralleler Tätigkeiten bedarf, um die volle Bandbreite auszureizen (Streaming, Upload von Dateien, zum Beispiel der eigenen Urlaubsfotos in einen Cloudspeicher, reguläres Surfen auf Webseiten, Skypen/Chatten etc.).

Um diesem Probleme entgegenzuwirken, sind die Kabelnetzbetreiber bemüht, mehr Verteilerkästen aufzustellen (also die Technik näher zum Kunden zu bringen).

DSL

Die Abkürzung DSL steht für Digital Subscriber Line (auf Deutsch: digitaler Teilnehmeranschluss). Der Begriff unterscheidet eine Internetverbindung, die über einen analogen Telefonanschluss oder ISDN (Integrated Services Digital Network)  zustande kommt dadurch, dass mit dieser Art von Anschluss eine wesentlich höhere Datenübertragungsrate erreicht werden kann. Durch die Nutzung eines erheblich größeren Frequenzbereiches als mit den alten Technologien wird dies ermöglicht. Unter dem Dachbegriff DSL werden heutzutage verschiedene Möglichkeiten zusammengefasst.

Aufbau und Funktionsweise

Um die parallele Nutzung von Internet und Telefonie zu gewährleisten, wird der Frequenzbereich, der für den Festnetz-Telefonanschluss vorgesehen ist, mittels eines Hoch-/Tiefpass-Splitters ausgegrenzt. Dadurch kann DSL-Internet zeitgleich verwendet werden. Der Kunde bekommt zur Nutzung ein DSL-Modem, welches mit dem Splitter verbunden ist. Das Modem wiederum hängt an einer TAE-Dose (TAE = Teilnehmer-Anschluss-Einheit). Diese stellt über ein Kabel die Verbindung zu einem DSLAM-Kasten auf der Straße her (DSLAM = Digital Subscriber Line Access Multiplexer, auf Deutsch: Zugangsmultiplexer). Ihr alle habt solche DSLAMs schon einmal gesehen: Es handelt sich dabei um diese meist grauen und mit Tags der örtlichen Graffitisprüher versehenen, die am Rand der Bürgersteige in eurer Stadt herumstehen (ein Bild von einem DSLAM haben wir weiter unten im Artikel). Dort laufen viele Teilnehmeranschlussleitungen zusammen (beispielsweise die einer Straße oder eines Häuserblocks). Über den DSLAM wird der Datenverkehr an den BRAS (Broadband Remote Access Server, auf Deutsch: Breitband-Zugangsserver) weitergeleitet, der im Fall von DSL-Leitungen auch Als DSL Access Concentrator (DSL-AC) bezeichnet wird.

dsl schema
Schematische Darstellung: DSL von der Straße an den Rechner und zurück

Ankommend im DSLAM-Kasten, befinden sich Kupferkabel der digitalen Vermittlungsstelle des Ortsnetzes (DIVO).  Dort hat jeder Nutzer einen eigenen Port. Dadurch ist gewährleistet, dass ein Kunde die bestellte Bitrate wirklich erhalten kann.
Vom DIVO aus geht das DSL-Signal an die Haushalte und wird dort durch den Splitter geleitet, um den Empfang des Telefonsignals, welches direkt aus der digitalen Vermittlungsstelle kommt, nicht zu stören.

Internet via DSL: Weniger Speed – dafür aber garantiert

Im direkten Vergleich zu den Möglichkeiten, die das Kabel-Internet in Sachen Geschwindigkeit (zumindest in der Theorie) eröffnet, ist der Internetanschluss über DSL eher bescheiden: Hier ist bei höchstens 50 Mbit/s die Grenze erreicht. DSL 50 Mbit/s ist bislang vor allem in Großstädten zu finden – so wie die Glasfaserkabel der Kabelnetzbetreiber ebenfalls. Allerdings birgt der DSL-Anschluss einen nicht unerheblichen Vorteil: Hier handelt es sich um einen festen Port mit fester Geschwindigkeit. Das bedeutet: Auch wenn sich hier der Vorsatz „bis zu“ ebenfalls nicht vermeiden lässt, können DSL-Anbieter doch immerhin eine gewisse Internetgeschwindigkeit garantieren. Dazu kann der Anbieter nach Angabe der Adresse des Internetnutzers bestimmen, wie weit der nächste Verteiler (Line Access Multiplexer, kurz LAM) entfernt ist und anhand dieser Entfernung errechnen, welche Internetgeschwindigkeit garantiert werden kann. Gleichwohl sind die oben erwähnten 50 Mbit/s noch nicht das Ende der Fahnenstange: Der (zumindest auf deutschem Boden) als Internet-Pionier zu bezeichnende Anbieter Deutsche Telekom hatte bereits im Juli 2014 ein durch Vector-Technologie realisiertes VDSL2-Angebot mit Downloadraten von bis zu 100 Mbit/s (Download) und 40 Mbit/s (Upload) angekündigt (Quelle)

Unterschiede zwischen ADSL und VDSL

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Klassisches Bild auf den Straßen : DSLAM-Kästen

Grundsätzlich wird heute zwischen ADSL und VDSL unterschieden. Während ADSL (Asymmetric Digital Subscriber Line, auf Deutsch: asymmetrischer digitaler Teilnehmer-Anschluss) als bis heute häufigste Anschlusstechnik gilt, wird VDSL (Very High Speed Digital Subscriber Line, auf Deutsch: sehr schneller asymmetrischer Teilnehmer-Anschluss) als DSL-Technik der Zukunft gehandelt, da dieses zumindest theoretisch wesentlich schnellere Datenübertragungsraten ermöglicht.

Für euch als Nutzer ist letztendlich nur entscheidend, dass es einen Unterschied hinsichtlich der Internetgeschwindigkeit gibt. Das Kodierverfahren von VDSL ermöglicht grundsätzlich größere Bitraten und damit höhere Geschwindigkeiten als bei ADSL. Während beispielsweise ADSL der Telekom 16 Mbit/s erreichen kann, liegen die erreichten Geschwindigkeiten bei VDSL bei 25 oder sogar 50 Mbit/s. Wenn ein Wechsel angestrebt wird, ist unter Umständen ein neues Modem vonnöten.

Einflüsse auf die Datenübertragung

Trotz der bestellten Bitrates, die einem von dem Provider zugesichert werden können, beeinflussen gewisse Faktoren die Internetgeschwindigkeit. Dies ist vor allem die Entfernung des Anschlusses bzw. Rechners von dem nächsten DSLAM. Hierbei gibt es wiederum Unterschiede, ob es sich um ADSL oder VDSL handelt.

Bei ADSL kann die Strecke vom Anschluss bis zum DSLAM bis zu 3000 Meter betragen, ohne dass Geschwindigkeitseinbußen hingenommen werden müssen.

Bei VDSL kann die volle Geschwindigkeit nur bei einer Entfernung von ca. 700 Metern garantiert werden.

VDSL-Anschlüsse sind also nur in geringer Entfernung des DSLAM-Kastens zum heimischen Anschluss möglich. Ab einer Entfernung von etwa 2000 Metern befindet sich die Datenübertragungsrate wieder auf ADSL-Niveau. Eine Verfügbarkeitsprüfung vor Abschluss eines Vertrags empfiehlt sich daher auf jeden Fall, wenn diese vom Provider nicht automatisch durchgeführt wird.

Ein Beispiel liefert die Vorgehensweise der Deutschen Telekom. Wenn ihr als Kunde dort einen Anschluss mit 50 Mbit/s bestellt, wird ein Leitungstest durch den Anbieter durchgeführt. Wird im Zuge dieses Tests festgestellt, dass 50 Mbit/s anliegen, dann wird diese Geschwindigkeit auch durch den Anbieter garantiert. Vorab kann schon anhand der Adresse geprüft werden, ob sich ein Verteilerkasten in der Nähe befindet und das Erreichen der gewünschten Geschwindigkeit realistisch ist.

Übersicht: Geschwindigkeiten und Preise von DSL und Kabelinternet

Hier haben wir die wichtigsten Daten für euch zusammengefasst. Es handelt sich dabei um eine Aufstellung der  verfügbaren Maixmalwerte und die damit verbundenen Preise. Sowohl diese als auch angebotene Geschwindigkeiten können sich natürlich ständig ändern; insofern sind wir darum bemüht, die Tabelle aktuell zu halten!

InternetUploadDownloadGeschwindigkeit
garantiert?
Preis abVerfügbarkeit
DSL10 Mbit/s100 Mbit/s*
Ja25,82 € (16 Mbit/s)Hier prüfen!
Kabelinternet12 Mbit/s200 Mbit/s*
Nein
24,99 € (50 Mbit/s)Hier prüfen!

*Maximalwerte, abhängig von Netzausbau am jeweiligen Wohnort.

Die Zukunft: DSL mit Vectoring

Mit der Vectoring-Technologie sollen, wie im letzten Abschnitt bereits erwähnt, DSL-Tarife mit 100 Mbit/s Wirklichkeit werden – und zwar ohne Glasfaserkabel. Einem Mitarbeiter der Telekom zufolge ist es jedoch unwahrscheinlich, dass diese Technologie noch im Jahr 2015  eingeführt wird. Nichtsdestotrotz ist insbesondere die Telekom um Netzausbau bemüht. Ob Vectoring-DSL an eurer Adresse angeboten wird oder geplant ist, könnt ihr über den Breitbandausbau-Check der Telekom überprüfen.

Wie funktioniert DSL mit Vectoring?

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Ein DSL-Splitter der Telekom, rechts oben im Bild

Das Vectoring-Prinzip ist dergestalt aufgebaut, dass Überlagerungen bei der Signalübertragung die Geschwindigkeiten nicht mehr beeinträchtigen. Voraussetzung dafür ist, dass alle Kunden, die am gleichen Kabel hängen, mit Vectoring betrieben werden. Für euch als Nutzer wiederum bedeutet das: Ihr werdet eventuell nicht gefragt, ob ihr Vectoring-DSL nutzen möchtet oder nicht. Stattdessen kann es künftig sein, dass eine komplette Straße, ein Häuserblock oder auch ein ganzes Gebiet innerhalb eines Stadtviertels mit  Vector-DSL ausgestattet wird.

Vectoring muss von einem Betreiber bei der Regulierungsbehörde (Bundesnetzagentur) angemeldet werden. Diese prüft zunächst die Rechtmäßigkeit des Antrags. Wenn es keine Einwände gibt, erhält der Betreiber eine Frist, bis wann die technischen Voraussetzungen geschaffen sein müssen. Andere Anbieter können sich hier nun nicht mehr einklinken, sondern bekommen maximal einen Datenstream von der Betreiberfirma per Verkauf oder Vermietung zugesprochen. Möchte also ein Kunde eines anderen Betreibers in einem dergestalt „okkupierten“ Gebiet einen 100-Mbit/s-Anschluss bestellen, muss sein Betreiber diese Möglichkeit mit dem Vectoring-Betreiber an dieser Adresse abklären. Der Nachteil: Wenn ein solcher Anschluss besteht und beispielsweise durch eine Störung ausfällt, kann der Kunde seinen eigentlichen Betreiber nicht mehr dafür verantwortlich machen, da dieser die Technik nicht betreut.

Fazit

Letztendlich ist es die fehlende Garantie bei Kabelinternet, die DSL tendenziell attraktiver macht. Aber letztendlich kann eine genaue Abwägung nur unter Betrachtung eurer persönlichen Wohnsituation getroffen werden. Wohnt ihr in einem Haus mit nur wenigen (<10) Mietparteien, kann Kabelinternet durchaus ausreichend sein, vorausgesetzt, es handelt sich um eines der schnelleren Angebote. Insofern bietet sich diese Art des Internetanschlusses vor allem für Eigenheimbesitzer an.

DSL ist indes für Kunden geeignet, die in größeren Mietshäusern wohnen oder auch bei kleineren Wohnungen Wert auf garantierte Geschwindigkeiten legen. Hier müsst ihr euch vorher eben schlau machen, was von welchem Anbieter garantiert werden kann.

3 Kommentare

  1. 200 Up mit Kabel. Das ich nicht lache. Bei uns Bietet Vodafone 1 Gbit mit Kabel an und 50 down. Und das funktioniert auch. Kostet auch im Vergleich wenig. So ungefähr 40 Euro schätze ich.

  2. Errorkorrektur. Ich habe gerade up und down verwechselt. Ich meinte 200 down statt up und 1 Gbit down statt up und 50 Mbit up statt down

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