Deep Packet Inspection – schnüffeln in unseren Daten

Genau wissen, welche Interessen jeder Internetbenutzer hat um ihm dann zielgerichtet genau passende Werbung anzuzeigen – der Traum der Werbeindustrie schien Anfang 2008 endlich wahr geworden zu sein. Der Dienstleister Phorm hatte 2008 eine Plattform geschaffen um anhand analysierter Datenpakete von Internetnutzern zielgerichtete Werbung auszuliefern. Mit der British Telecom hatte man damals geheime Tests durchgeführt um die Technologie zu testen. Vor ein paar Tagen nun hat die British Telecom bekannt gegeben, das man Phorm vorerst nicht einsetzen möchte, der Netzausbau sei wichtiger und habe daher höhere Priorität.

Die Kommunikation im Internet geschieht über kleine Datenpakete. Diese werden vom eigenen Rechner über die Systeme der Provider zu einem Server gesendet und von da kommen dann auch wieder Pakete zurück. Deep Packet Inspection kurz DPI ist keine neue Technologie, sie wird in Firewalls schon lange eingesetzt. Dabei analysiert man die Pakete, wie der Name sagt, in der Tiefe auf enthaltene Informationen. Damit kann man Viren, Spam oder eben auch gezielt Informationen herausfiltern. In großen Unternehmen, bei Behörden und Internetprovidern kommen derartige Filter normalerweise zum Einsatz. Auch beim Management großer Datennetze spielt DPI eine Rolle. Die Netze einiger Provider kämpfen mit dem Traffic den P2P-Tauschbörsen wie etwa Bittorrent auslösen und drosseln diese komplett oder in Stoßzeiten. Kabel Deutschland drosselt Bittorrent regional und zeitlich begrenzt.

Mit dieser Technik drosselt zum Beispiel auch T-Mobile den VOIP Dienst Skype, da die Kunden über das eigene Netz telefonieren sollen. Auch Zensurmaßnahmen sind damit umsetzbar.

Das Unternehmen Phorm nutzt Deep Packet Inspection um zu analysieren, welche Informationen der Internetuser im www überträgt und will ihm damit auf seine Interessen zugeschnittene Werbung anzeigen. Dabei spielen die Provider die wichtigste Rolle. Diese leiten alle Pakete über Port 80 (also Besucher von Webseiten etc.) an die Phorm Server weiter, die diese Daten dann auswerten. Der User bekommt einen Cookie gesetzt und bekommt dadurch gezielt Werbung nach seinen Interessen gezeigt. Die Provider bekommen dafür natürlich einen Teil der Werbeeinnahmen.

Da viele Dienste im Netz kostenlos angeboten werden und sich durch Werbung finanzieren (wie auch dieser Blog) und Werbung letzten Endes überall in unserem Leben zu sehen ist, ist es grundlegend ja erst einmal nicht verkehrt, wenn diese in Zukunft relevanter ist. Aber genau hier lauern auch jede Menge Gefahren. Sind die Daten erst einmal erfasst, wecken si Begehrlichkeiten bei den Behörden, können Mißbraucht werden oder schlicht zu unangenehmen Situationen führen. Man stelle sich einen verheirateten Mann vor, der auf Single Seiten surft und auf dessen Computer fortan Single Werbung angezeigt wird. Was wird seine Frau dazu sagen, wenn sie am selben Computer surft?

So wichtig Deep Packet Inspection in einigen Bereichen ist, so gefährlich kann sie werden, wenn die damit gewonnenen Daten in die „falschen Hände“ gelangen. Schützen kann man sich übrigens, in dem man mit verschlüsselten Verbindungen surft. Seiten mit https besucht, Emails verschlüsselt usw. Auch bei Bittorrent funktioniert diese Methode…

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Sebastian Vogt ist Gründer und Chefredakteur des Kabel Blogs. In seiner Freizeit versuchte er bis Mitte 2014 möglichst viele technische Geräte mit einem hohen WAF zu finden, damit diese auch von seiner besseren Hälfte genutzt werden konnten, was nicht immer einfach ist. Mitte 2014 hat er seine Wohnung aufgelöst und bereist als Digitaler Nomade die Welt und schreibt von unterwegs. Damit hat sich auch seine TV- und Internetnutzung geändert. Weg vom linearen Fernsehen und dem Kabelinternet hin zu WiFi, LTE und Streaming. Sebastian ist Experte für Streaming, mobiles Internet und Hardware.

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