Mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablet-Computer verlocken zur Nutzung des Internets während des Fernsehens. In Deutschland verwendet mehr als jeder vierte Tablet-Besitzer sein Gerät täglich beim Fernsehen, bei den Smartphone-Besitzern ist es jeder fünfte.
Vor wenigen Jahren waren Fernsehen und Internet in den meisten Haushalten räumlich weitgehend getrennt. Mobile Endgeräte ermöglichen inzwischen jedoch den Internetzugriff überall und damit auch im gesamten Wohnbereich. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Art der Mediennutzung. Aktuelle Daten des Marktforschungsinstituts Nielsen zeigen, wie weit Dual-Screening, wie die Experten die parallele Nutzung von TV und Internet von dem Experten bezeichnen, bereits vorangeschritten ist.
In den USA weiter verbreitet als in Deutschland
Untersucht haben die Marktforscher Dual-Screening in Deutschland, Italien, Großbritannien und den USA. 86 Prozent der Smartphone-User und 88 Prozent der Tablet-Nutzer in den USA verwenden ihr jeweiliges Endgerät mindestens einmal monatlich beim Fernsehen. Solch ein gelegentlicher Einsatz spricht noch nicht für Veränderungen im Medienkonsum, aber mit 45 Prozent nicht ganz jeder zweite verwendet sein Media-Tablet täglich während des TV-Konsums, mit 26 Prozent sogar jeder vierte mehrmals täglich.
Das spricht dann schon für einen Wandel der Nutzungsgewohnheiten. Von den US-amerikanischen Smartphone-Besitzern verwenden 41 Prozent ihr mobiles Telefon wenigstens einmal am Tag während sie fernsehen. In Großbritannien verwenden 78 Prozent ihr Smartphone und 80 Prozent ihren Tablet-Rechner mindestens einmal pro Monat während ihrer Fernsehzeit. Jeweils ein Viertel verwendet sein mobiles Endgerät täglich in dieser Weise parallel.
Italiener und Deutsche praktizieren das Dual-Screening zwar noch deutlich seltener, aber es ist dennoch schon eine recht große Gruppe, die Internet und TV gleichzeitig nutzt. Jeder fünfte Smartphone-User nutzt hierzulande sein mobiles Telefon zwecks Internetzugriff täglich während des Fernsehens. 35 Prozent tun dies allerdings nie (Italien: 34 Prozent). Unter den Tablet-Usern sind es in Deutschland 28 Prozent, die ihr Gerät mindestens einmal am Tag beim Fernsehen einsetzen (Italien: 29 Prozent). 29 Prozent (Italien: ebenfalls 29 Prozent) nutzen Tablet und Fernseher nie parallel.
Wie wird das Internet genutzt?
In allen vier untersuchten Ländern haben sich die Parallelnutzer mit ihren E-Mails beschäftigt. Ebenfalls typisch beim Dual-Screening ist der Abruf von Infos zum laufenden TV-Programm und zu in Werbespots gezeigten Produkten. „Insbesondere interaktive Werbeformate auf den so genannten Connected Devices mit inhaltlichem Bezug zur parallel laufenden Fernsehsendung bringen großes Potenzial mit sich, denn 30 Prozent aller Nutzer in Deutschland erfreuen sich an Anzeigen mit interaktiven Zusatzfunktionen“, so René Bellack, Vice President Client Service Telecoms Practice Group bei Nielsen Deutschland.
Ebenfalls interessant: Bis zu 34 Prozent der für die Studie Befragten bestätigten eine höhere Wahrscheinlichkeit auf Werbung zu reagieren, die mit multimedialen Inhalten (wie Audio und Video) zur Interaktion reizt. „Eine hohe Herausforderung für das Timing der Werbeauslieferung auf mobilen Endgeräten, aber sofern dies auf die Fernsehinhalte abgestimmt ist, quasi ein Garant für hohe Klickraten.“
Zusätzliche Informationen zur Hand zu haben (etwa zu Schauspielern, Drehorten, Filmmusik und gezeigten Produkten) stellt bestimmt eine Bereicherung des Fernseherlebnisses dar. Aber wer von uns hat sich nicht schon mal dabei ertappt, zum Smartphone oder Tablet gegriffen zu haben, weil das Geschehen auf dem großen Bildschirm nicht interessant genug war? Vielleicht sollte das ein Signal sein, sich lieber etwas anderes, interessanteres anzuschauen. Angesichts von leicht zu bedienenden Festplattenreceivern und Video-on-Demand auf dem Fernseher sind die Zeiten, in denen gerade nichts interessantes läuft, endgültig vorbei.
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