Die Zahl der Web-TV-Anbieter hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert, dafür zeigt sich ein deutlicher Trend zur Professionalisierung. Die Zahl der Abrufe durch die User hat nicht zuletzt durch eine deutlich stärkere Nutzung über Smartphones und Tablet-Computer zugenommen. Internetfähige Fernseher spielen demgegenüber eine viel kleinere Rolle.
Im Rahmen der Medientage München wurde der „Web-TV-Monitor 2012“ vorgestellt. Die Strategieberatung Goldmedia hatte für die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) zum dritten Mal die umfassende Marktstudie zum deutschen Web-TV-Markt durchgeführt und dabei zwischen Ende August bis Mitte Oktober von „allen“ Web-TV-Anbietern (1.424, +0,4 Prozent mehr als 2011) zahlreiche Daten abgefragt.
17 Prozent mehr Abrufe als im Vorjahr
Inzwischen werden in Deutschland jeden Tag 194 Millionen Videos abgerufen, das sind 17 Prozent mehr als 2011. Umgerechnet kommt es monatlich zu knapp sechs Milliarden Videoabrufen. Stark an Bedeutung gewonnen haben mobile Abrufe, die inzwischen schon fast ein Fünftel ausmachen. Was die Anbieterseite betrifft, befindet sich der Markt laut „Web-TV-Monitor 2012“ momentan in einer Konsolidierungsphase, bei der das Wachstum nicht mehr über die Quantität, sondern Quantität erfolge. Die Angebote gewinnen Professionalität, durchschnittlich 78 Prozent der Videos eines Web-TV-Anbieters sind heute Eigenproduktionen.
Obwohl zuletzt mit Livestreams von Sportereignissen wie den Olympischen Spielen und der Fußball-Europameisterschaft Zuschauerrekorde erzielt wurden, gehen die Experten von einem stärkeren Wachstum bei Video-on-Demand als bei linearem Web-TV aus. Für 2016 werden bereits 451 Millionen tägliche Abrufe erwartet. Die durchschnittliche Sehdauer bei Video-on-Demand stieg von 9 Minuten in 2011 auf inzwischen 11 Minuten. Bei Livestreams erhöhte sie sich von 25 auf 28 Minuten. Neben verbesserten technischen Möglichkeiten (mit weniger vorzeiten Abbrüchen) ist die längere Sehdauer auch auf ein größeres Angebot längerer Videos zurückzuführen.
Smartphones und Tablets kommen immer häufiger zum Einsatz
Die Hälfte der Web-TV-Anbieter hat eine für mobile Endgeräte optimierte Website oder eine App für mobile Endgeräte. Zwei von drei Anbietern glauben, Web-TV werde künftig in erster Linie mobil abgerufen. Derzeit erfolgen 18 Prozent der Videoabrufe über mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets, voriges Jahr waren es erst 11 Prozent. 2016 sollen es bereits 38 Prozent sein.
Der Fernseher wird dagegen als Gerät für Web-TV sehr viel weniger genutzt, wenngleich der „Web-TV-Monitor 2012“ eine deutliche Steigerung ausweist: 2011 erfolgten lediglich 2 Prozent der Gesamtabrufe über internetfähige Fernseher, jetzt sind es mit 5 Prozent mehr als doppelt so viele. Bis 2016 steigt dieser Wert nach Meinung der Befragten auf 16 Prozent, was vor allem auf eine wachsende Gerätebasis zurückgeführt wird.
Mit der stärkeren Verbreitung von Smart TVs bieten mehr Web-TV-Anbieter eigene Apps für Fernseher an, derzeit ist bei 23 Prozent aber nicht einmal jeder vierte Web-TV-Anbieter auf dem großen Bildschirm im Wohnzimmer präsent. Diesen begrenzenden Faktor sollte man nicht außer Acht lassen, wenn man die Zahl der Abrufe mit denen auf Smartphones und Media-Tablets vergleicht.
Zudem ist zu bedenken, dass WLAN in Smartphones und Tablets Standard ist, aber erst wenige Fernseher ab Werk WLAN-fähig sind. So einfach es ist, ein Netzwerkkabel quer durch die Wohnung vom Router bis ins Wohnzimmer zum Fernseher zu legen, schrecken davor doch viele Smart-TV-Käufer zurück. Und bei den Bedienkonzepten muss sich ebenfalls noch einiges tun, damit Internet-Videos auf dem Fernseher bequem konsumiert werden können.
Welches Gerät nutzt Ihr am liebsten für Web-TV-Inhalte?
Be the first to comment