Wie das Kabelfernsehen nach Deutschland kam

Kabelfernsehen ist heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Fast die Hälfte der deutschen Haushalte empfängt Radio- und Fernsehsender auf diese Weise, doch die Technik ist in Deutschland noch jung. Erst Mitte der achtziger Jahre entstand hierzulande das Kabelnetzwerk in seiner heutigen Form. Seitdem ist es stetig gewachsen und versorgt heute die Mehrzahl der Deutschen. Was den Ausbau des Kabelnetzwerkes angeht, war die Bundesrepublik jedoch lange ein Entwicklungsland. Wir werfen einen Blick zurück.

Spätentwickler Deutschland

Schon in den 30er Jahren existierte in den deutschen Großstädten Berlin und Hamburg ein kleines Kabelnetzwerk, welches die Fernsehstuben dieser Zeit mit zuverlässigen Signalen versorgte. Im Gegensatz zum Antennenempfang kam so schon damals ein qualitativ hochwertigeres Bild auf dem Fernseher an. Allerdings setzte sich die Technologie nicht durch und mit der Wiedereinführung des Fernsehens setzte sich der Antennenempfang durch. Erst in den siebziger Jahren wurden von der Bundespost erste Versuche unternommen, Kabelfernsehen zu erproben. Eine größere Verbreitung erfolgte allerdings erst ab 1984 im Rahmen mehrerer Pilotprojekte. Mit der immer weiter reichenden Verbreitung des Kabelfernsehens veränderte sich auch die Senderlandschaft und das kommerzielle Privatfernsehen in seiner heutigen Form entstand langsam. Dennoch blieb Deutschland lange Zeit Nachzügler im Bereich des Kabelfernsehens. 1988 konnten lediglich knapp 15 Prozent der Haushalte Kabelprogramme auf ihrem Fernseher empfangen. In den nächsten Jahren sollte sich das Netz jedoch stetig ausweiten und inzwischen besteht in einigen Bundesländern für fast jeden Haushalt die Möglichkeit, Kabelfernsehen zu beziehen. Seit dem Jahr 2006 kann man einige Sender im HDTV-Standard über Kabel empfangen.

Großbritannien war Vorreiter

Dass Deutschland beim Ausbau des Kabelnetzes lange nicht mit anderen Ländern mithalten konnte, zeigt die Geschichte der Kabelnetze in Großbritannien und den USA. Hier bestand für die Verbraucher wesentlich früher die Möglichkeit, per Kabel Bilder auf den Fernseher zu bringen. In Großbritannien begann die BBC 1932 damit, Fernsehprogramme auszustrahlen. Diese konnten zwar auch über Antennen empfangen werden, doch die Signale waren vielfach so schwach, dass dies oft keine Option war. Aus diesem Grund wurde parallel in vielen Gebieten Fernsehen per Kabel angeboten. Bereits seit 1928 war es möglich, sein Radioprogramm per Kabel zu bekommen, sodass die Infrastruktur teilweise schon existierte. Nach 1945 wurde das Kabelnetz stetig ausgebaut, eine Entwicklung, die durch das Angebot, einen weiteren Sender auf dem Fernseher zu empfangen, noch zunahm. In den Siebzigern verfügten bereits mehr als 2,5 Millionen Haushalte über Kabelfernsehen. In den USA hatte man bereits in den vierziger Jahren die Möglichkeit Kabelfernsehen zu empfangen. Vor allem in Regionen, die aufgrund geographischer Gegebenheiten keine terrestrischen Signale erreichen konnten, wurde diese Art des Empfangs populär. Für die breite Masse war es jedoch erst in den Siebzigern eine Option, als das Kabelnetz massiv ausgebaut wurde.

Über Sebastian 187 Artikel
Sebastian Vogt ist Gründer und Chefredakteur des Kabel Blogs. In seiner Freizeit versuchte er bis Mitte 2014 möglichst viele technische Geräte mit einem hohen WAF zu finden, damit diese auch von seiner besseren Hälfte genutzt werden konnten, was nicht immer einfach ist. Mitte 2014 hat er seine Wohnung aufgelöst und bereist als Digitaler Nomade die Welt und schreibt von unterwegs. Damit hat sich auch seine TV- und Internetnutzung geändert. Weg vom linearen Fernsehen und dem Kabelinternet hin zu WiFi, LTE und Streaming. Sebastian ist Experte für Streaming, mobiles Internet und Hardware.

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