Große Kabelnetzbetreiber gegen „Zwangsdigitalisierung“

Derzeit ist die Abschaltung des über Satellit verbreiteten analogen Fernsehens ein großes Thema. Vor diesem Hintergrund bekennen sich die größten Kabelnetzbetreiber in einer gemeinsamen Erklärung zur weiteren Einspeisung analoger TV-Signale.

Die Aktionswoche der Initiative „klardigital 2012“ zusammen mit ARD, ZDF, ProSiebenSat.1 und RTL-Gruppe zum Ende des analogen Fernsehens startet zwar erst am Samstag, doch schon jetzt greifen viele Medien die Analogabschaltung auf. Der Satellittenbetreiber SES Astra hatte das Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest Zuschauer mit analogem Satellitenempfang die Frage „Haben Sie von der Abschaltung gehört?“ stellen lassen.

Termin für Analogabschaltung weitgehend unbekannt

Nur 9 Prozent der Befragten wussten, dass das analoge Fernsehen für sie Ende April endet. 43 Prozent wussten überhaupt noch nichts von der Analogabschaltung, 46 Prozent hatten zwar schon davon gehört, konnten aber nicht sagen, wann es so weit sein wird. „Stell dir vor es ist 20.15 Uhr – und der Bildschirm bleibt schwarz. Für viele Fernsehzuschauer könnte dieses Bild unter Umständen Realität werden“, warnt der Satellitenbetreiber daher in einer Pressemitteilung. Mehr als 2,6 Millionen Haushalte „wissen nicht, dass sie noch rechtzeitig auf digitalen Satellitenempfang umstellen müssen“, fürchtet man.

Umfrage Analogabschaltung
Zuschauer sind nicht gut informiert | Grafik: obs/ASTRA Deutschland GmbH

Wolfgang Elsäßer, Geschäftsführer ASTRA Deutschland: „Die von den Sendern beschlossene endgültige Abschaltung des analogen Fernsehen über Satellit ist eine enorme Herausforderung. Im Schnitt müssen im nächsten Jahr an jedem Werktag rund 9.000 analoge Sat-Haushalte auf digitalen Empfang wechseln. Ich kann nur jedem Betroffenen empfehlen, rechtzeitig umzusteigen. Jetzt hat er die freie Auswahl unter allen Geräten und er kann sich in aller Ruhe vom Fachhandel beraten lassen. Der Umstieg auf digitalen Satellitenempfang ist in den meisten Fällen sehr einfach und lohnt sich schon heute. Denn auch digital bleibt der TV-Empfang über ASTRA grundsätzlich kostenfrei. Die ganze Programmvielfalt des Fernsehens ohne monatliche Empfangsgebühren gibt es auch künftig nur über Satellit.“

Es wird wohl nicht dazu kommen, dass Astra am 30. April 2012 auf einen Schlag 2,6 Millionen TV-Haushalte verliert, doch bei einer großen Zahl von Fernsehzuschauern könnte der Bildschirm tatsächlich erst einmal schwarz bleiben, wenn sie am 1. Mai 2012 ihre TV-Geräte einschalten. Am 2. Mai wird es bei den Fachhändlern voll werden, darauf kann man wetten!

Analoges Kabelfernsehen bleibt erhalten

Kabelhaushalte müssen sich um eine Abschaltung des analogen Fernsehens keine Gedanken machen. Drei große Kabelnetzbetreiber wenden sich nun gemeinsam an die Öffentlichkeit, um ihre Kunden zu beruhigen. Eine „Zwangsdigitalisierung“ werde es bei Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW nicht geben. Kabelzuschauer haben die Wahl, betonen die Unternehmen. Analoges und digitales Fernsehen existieren im Breitbandkabel weiterhin nebeneinander.

Wahl zwischen analogem und digitalem Empfang via Kabel
Kabelhaushalte haben die Wahl | Grafik: Kabel Deutschland

Meiner persönlichen Überzeugung nach sollten die Kabelunternehmen den Schwung der Sat-Analog-Abschaltung nutzen und endlich einen Termin für das Ende von analogem Kabelfernsehen festsetzen, anstatt an einer Übertragungstechnik von vorgestern festzuhalten. Im Zuge der weiteren Digitalisierung würden vermutlich nebenbei zahlreiche neue Kunden für Pay-TV und Onlinevideotheken gewonnen werden, wovon die Kabelnetzbetreiber mit ihren eigenen Angeboten besonders profitieren könnten.

Kundenfreundlich geht anders

Dreist finde ich, wie ein Vorteil von Analog-TV angepriesen wird, den es ohne verbraucherfeindliche Grundverschlüsselung in den meisten Kabelnetzen gar nicht gäbe: „Das analoge Programmangebot mit über 30 Sendern ist weiterhin zu jeder Zeit verfügbar und kann z. B. parallel über das Zweit- und Drittgerät auch ohne Digital Receiver empfangen werden“, ist im gemeinsamen Pressetext zu lesen.

Die meisten aktuellen Modelle der TV-Gerätehersteller sind ab Werk mit einem digitalen Kabeltuner ausgestattet, digitale Set-Top-Boxen sind für sehr wenig Geld zu bekommen. Das nützt aber wenig, wenn die digitalen Signale aller privaten Free-TV-Sender verschlüsselt eingespeist und nur mit Decoder und Smartcard zu sehen sind. Ein Schacht für CI-Plus-Module der Kabelnetzbetreiber, wie in aktuellen Flachbildfernsehern oft vorhanden, erspart zwar das Aufstellen einer Set-Top-Box. Dafür entstehen weitere Kosten, Kabel Deutschland verkauft sein Modul für 79 Euro.

Für das Hauptgerät im Wohnzimmer mag man zu dieser zusätzlichen Geldausgabe bereit sein, aber wer gibt für Zweit- und Drittgerät noch einmal so viel Geld aus? Eben! Kein Wunder, dass die Kabelnetzbetreiber hier auf das analoge Fernsehen hoffen. Da DVB-T-Tuner inzwischen zum Standard aktueller Fernsehgeräte gehören, ist das digitale Antennenfernsehen für die zusätzlichen TV-Geräte deshalb die attraktivere Wahl. Sofern das Programmangebot über DVB-T am eigenen Wohnort eine ähnlich große Auswahl wie das analoge Kabel bietet, kann man sich das Verkabeln von Küche und Schlafzimmer getrost sparen. Das ist nicht ohne Risiko für die Kabelnetzbetreiber, denn wem die Programmauswahl via DVB-T genügt, könnte sich digitales Kabelfernsehen auch auf dem Hauptgerät im Wohnzimmer sparen. HDTV gibt es über DVB-T zwar nicht, aber in die meisten Kabelnetze werden die HD-Versionen der großen privaten Free-TV-Sender bis heute nicht eingespeist. Bisher verpasst man nicht viel, falls man nicht für HDTV im Pay-TV zahlt.

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Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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