Alternativen zur TV-Fernbedienung haben eine Chance

Fernseher mittels Gesten, Sprachbefehlen oder Apps steuern

Grafik: BITKOM
Grafik: BITKOM

Legen die die deutschen Fernsehzuschauer bald für immer ihre TV-Fernbedienung aus der Hand? Laut einer aktuellen Umfrage ist das Interesse an Alternativen wie Sprachbefehlen, Steuergesten und Smartphone-Apps groß.

Aus Science-Fiction-Filmen und -Serien kennen wir alternative Bedienkonzepte wie Sprach- und Gestensteuerung seit Langem. Mittlerweile ist die Technik so weit, dass vieles davon keine Science-Fiction mehr bleiben muss, sondern im eigenen Wohnzimmer Realität werden kann.

Der BITKOM hat kürzlich eine repräsentative Umfrage mit der Frage „Wie würden Sie Ihren Fernseher in der Zukunft gerne bedienen?“ durchführen lassen. Mit 30 Prozent fast jeder dritte Teilnehmer möchte künftig seinem Fernseher Sprachbefehle erteilen, jeder vierte (25 Prozent) eine App auf Smartphone oder Tablet verwenden. Für die Bedienung per Gestensteuerung sprachen sich immerhin 18 Prozent aus.

Benutzerfreundlichkeit erhöhen

„Eine intuitive Bedienung des Fernsehers mit Sprachbefehlen oder Gesten erhöht die Benutzerfreundlichkeit der Geräte“, sagt Bitkom-Experte Timm Lutter. „Sie machen eine Fernbedienung früher oder später überflüssig.“

Unter jungen Menschen ist die Bereitschaft zum Verzicht auf die klassische TV-Fernbedienung überdurchschnittlich stark ausgeprägt: Von den Befragten zwischen 14 und 29 Jahren möchten 38 Prozent ihren Fernsehapparat mittels Sprache steuern, 33 Prozent via App auf einem mobilen Endgerät wie Smartphone oder Tablet. Mit einem Wert von 20 Prozent ist der Wunsch nach Gestensteuerung unter jungen Menschen kaum stärker als bei der Gesamtheit der Befragten ausgeprägt.

„Die neue Generation der TV-Geräte ist bereits heute mit einer Steuerung per Sprachbefehl, Gesten oder Mobilgerät ausgestattet“, erklärt Lutter. Zudem ermöglichen Zusatzgeräte wie Apple TV, Amazon Fire TV und der Chromecast-Stick von Google neue Bedienformen. Trotz der insgesamt großen Aufgeschlossenheit für alternative Bedienmöglichkeiten, wollen 86 Prozent künftig nicht ganz auf eine herkömmliche TV-Fernbedienung verzichten. „Die Fernbedienung wird sicher nicht von heute auf morgen verschwinden, sondern zunächst durch die alternativen Bedienoptionen ergänzt. Langfristig wird die klassische Version mit reiner Tastendruck-Steuerung aber nicht überleben“, so Lutter.

Zwei Fernbedienungen als Zwischenlösung

Letzeres ist anzunehmen, denn bereits die heutigen Smart-TV-Funktionen lassen sich zum Teil nicht vernünftig nutzen, wenn lediglich eine herkömmliche Fernbedienung zur Verfügung steht. So mancher Fernseher wird daher inzwischen mit zwei Fernbedienungen ausgeliefert – mit einer klassischen und mit einer neuartigen, die je nach Hersteller unterschiedliche Bedienmöglichkeiten mitbringt. Beim Kauf eines neuen Fernsehers sollte daher nicht vernachlässigt werden, ob einem das Bedienkonzept zusagt. Aber Vorsicht: Die Begeisterung dafür kann schnell in Frust umschlagen, wenn die neuen Bedienkonzepte nicht gut umgesetzt wurden, also beispielsweise der Fernseher zu oft nicht versteht, was man ihm sagen möchte. Ebenfalls wichtig: Welche der TV-Funktionen sind über die alternativen Bedienmöglichkeiten tatsächlich steuerbar, nur die Grundfunktionen?

Ein großes Problem bleibt auf absehbare Zeit das Zusammenspiel der verschiedenen technischen Geräte. Die Steuerung der TV-Funktionen funktioniert regelmäßig nur beim Empfang über die integrierten Tuner. Nutzt man für den Fernsehempfang jedoch ein Zusatzgerät, also beispielsweise einen HD-Festplattenreceiver, muss man zur Steuerung dessen Fernbedienung verwenden. Was wirklich gebraucht wird, sind allgemeine Standards, die eine geräteübergreifende Bedienung ermöglichen.

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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