Analoges Fernsehen: ANGA hofft auf Abschaltung in 2018

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Geht 2018 die Zeit des analogen TV-Empfangs in Deutschland endgültig zu Ende? Der Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e. V. (ANGA) geht davon aus, dass spätestens im Jahr 2018 die Voraussetzungen für eine Analogabschaltung erfüllt sein werden.

Ungefähr 17 Millionen Haushalte in Deutschland nutzen Kabelfernsehen. Mehr als 70 Prozent sind inzwischen auf digitalen Empfang umgestiegen, alle anderen sollen nach Vorstellung des ANGA in den nächsten zweieinhalb Jahren zu Digital-TV wechseln, damit in den Netzen mehr Platz für HDTV und schnelle Internetverbindungen bleibt.

Digitales Kabelfernsehen kam 1996 nach Deutschland. Zuerst wurde es nur zögerlich angenommen, was nicht zuletzt mit dem Fehlen beliebter Programme zu tun hatte. Inzwischen speisen die meisten Kabelnetzbetreiber über 200 Programme in ihre Netze ein und das analoge Angebot ist zusammengeschmolzen. Beim terrestrischen Empfang gibt es lange kein analoges Fernsehen mehr, beim Satellitenempfang ist die Analogabschaltung nun schon mehr als drei Jahre her.

Die Kabelnetzbetreiber dagegen bekräftigten bis vor Kurzem immer wieder ihren Willen zum Festhalten am analogen Angebot. Deshalb war es eine kleine Überraschung, als Unitymedia im Mai 2015 den schrittweisen Ausstieg aus dem analogen Kabelfernsehen ankündigte. Einen Termin für das endgültige Aus nannte Unitymedia nicht, aber das holt nun der ANGA nach. Ob es wirklich „schon“ in 2018 so weit sein wird, kann bezweifelt werden.

Zuwachs um 22 Prozent

2014 erhöhte sich die Zahl der Kabelhaushalte mit digitalem Empfang um 22 Prozent auf 70 Prozent. „Bei annähernd gleichbleibenden Zuwächsen wäre im Jahr 2018 mit einer Digitalquote von deutlich über 90 Prozent zu rechnen“, schreibt der Verband anlässlich der ANGA COM (Fachmesse und Kongress für Breitband, Kabel und Satellit). „Damit wäre die von den Marktbeteiligten vielfach als Voraussetzung diskutierte Akzeptanzschwelle für eine Abschaltung übertroffen.“

Lassen wir außen vor, dass ein Zwang zum Wechsel selbst bei einer Digitalisierungsquote von 90 Prozent zum Problem werden könnte. Ohne besondere Maßnahmen ist es schlicht unrealistisch, von ähnlich hohen Zuwächsen beim Digitalempfang in den kommenden Jahren auszugehen. Die letzten Zuschauer mit analogem Empfang zu überzeugen, ja überhaupt mit Informationsangeboten zu erreichen, ist besonders schwierig. Dabei könnten die meisten von ihnen von heute auf morgen wechseln, ohne dafür einen Cent auszugeben. ANGA-Präsident Thomas Braun: „Alles spricht dafür, dass die Voraussetzungen für einen reibungslosen Umstieg bis Ende 2018 vorliegen. Schon heute können Kabelkunden mühelos zum in jeder Hinsicht besseren digitalen Empfang wechseln. Vielen Kunden, die noch analog schauen, ist das nur nicht bewusst.“

Digitaltuner bereits eingebaut

In den allermeisten Fernsehern steckt bereits ein DVB-C-Tuner, sodass allein der Fernseher neu eingestellt werden müsste, um die bisher analog erhältlichen und viele weitere Sender digital sehen zu können. Lediglich sehr alte Fernsehapparate, vorwiegend Röhrengeräte, benötigen ein Zusatzgerät für den digitalen Empfang. Solche Zusatzgeräte sind für wenig Geld erhältlich, in vielen Tarifen der Kabelnetzbetreiber ist sogar eines in der Monatsgebühr enthalten.

Um die Akzeptanz für die Analogabschaltung zu fördern, könnten die Kabelunternehmen diesbezüglich noch großzügiger sein und kostenlos Geräte zur Verfügung stellen. Noch wirksamer könnte eine kostenlose „Umstiegshilfe“ sein, bei der ein Techniker die Umstellung vor Ort vornimmt. Denn nicht wenige Menschen wären mit der Veränderung der Einstellungen an ihrem Fernseher überfordert. Das sollte der Verband bei seinem optimistischen Zeitplan nicht aus dem Blick verlieren.

Eigentlich müsste nicht nur das analoge Kabelfernsehen demnächst abgeschaltet werden, sondern mit ihm auch das digitale Fernsehen in Standardauflösung, denn das ist ebenfalls nicht mehr zeitgemäß. Heute ist HDTV der Maßstab und bald wird Ultra HD mit einer viermal so hohen Auflösung dafür sorgen, dass normales HD unscharf wirkt. Der entscheidende Unterschied ist jedoch: Digital TV in Standardauflösung benötigt nur wenig Platz im Kabel, während analoges Fernsehen Platzverschwendung im großen Stil bedeutet.

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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