Die Zahl der Fernsehsender, die ein Haushalt in Deutschland durchschnittlich empfangen kann, liegt heute zwar doppelt so hoch wie vor zehn Jahren. Die meisten Zuschauer begnügen sich in ihrem Fernsehalltag indes mit einer Handvoll Programmen. Nur ein Bruchteil der empfangbaren TV-Programme wird überhaupt eingeschaltet.
Die Digitalisierung hat den Fernsehzuschauern eine Fülle neuer Kanäle beschert, doch die wenigsten nutzen die Angebotsvielfalt. Das bescheinigt eine neue Studie von SevenOne Media, der Vermarktungstocher von ProSiebenSat.1, bei der Daten der AGF/GfK Fernsehforschung verwendet wurden. Ein TV-Haushalt in Deutschland kann im Schnitt 73 Sender empfangen, vor einem Jahr waren es 72. Die Aussage „Neue Fernsehsender von Fernsehzuschauern nur wenig genutzt“ gilt unverändert.
80 Prozent der täglichen TV-Nutzung entfallen auf gerade einmal sechs Sender (die sich allerdings von Haushalt zu Haushalt unterscheiden). Zu diesen sechs Sendern, auf die pro Fernsehhaushalt ein solch hoher Anteil beim TV-Konsum entfällt, zählen am häufigsten RTL, ProSieben, Sat.1, Das Erste, ZDF, VOX, RTL II und kabel eins. Von den durchschnittlich 73 TV-Sendern werden nur 14 für mindestens zehn Minuten eingeschaltet. Erstaunlich: Selbst in Haushalten, denen eine Auswahl von über 150 Fernsehprogrammen zur Verfügung steht, ist die Konzentration auf sechs Sender zu beobachten. 19,3 Prozent der Fernsehhaushalte in Deutschland steht diese besonders große Auswahl an Fernsehprogrammen zur Verfügung.
Einige Haushalte können sogar sehr viel mehr als 150 Fernsehsender empfangen. Im AGF-/GfK-Fernsehpanel sind derzeit rund 1.030 TV-Kanäle erfasst. Nur 38 Prozent davon erzielen einen Marktanteil von mehr als 0,1 Prozent. „Die übrigen fast 1.000 Sender erzielen zusammengenommen nur 3,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen“, heißt es im Pressetext von SevenOne Media. „Noch deutlicher wird die Bedeutung etablierter Sendermarken bei einer Betrachtung der Top 10: Diese vereinen insgesamt einen Marktanteil von 82,8 Prozent auf sich und bestimmen den Fernsehmarkt damit deutlich.“
Daniel Haberfeld, Director Research SevenOne Media: „Marken bieten Orientierung und Sicherheit – das trifft auf Sendermarken ebenso zu wie auf andere Marken. Daher konzentriert sich die Fernsehnutzung der Haushalte auch auf wenige etablierte Sender. Es ist bemerkenswert, dass diese Zahl stabil bei etwa sechs Sendern liegt, obwohl das Angebot in den letzten zehn Jahren massiv zugenommen hat. Ein deutliches Signal der Zuschauer, dass große Sendermarken auch in Zukunft die Hauptrolle spielen werden.“
Für die nahe Zukunft trifft das sicher zu, doch wenn sich die Fernsehzuschauer künftig weniger über gedruckte Programmzeitschriften, sondern stattdessen über elektronische Programmführer (EPGs) über das Programmangebot informieren, dürfte es zu Verschiebungen kommen. Ein gedrucktes Programmheft informiert nur über einen Teil der empfangbaren TV-Sender und kann dabei die individuellen Interessen des Nutzers nicht berücksichtigen.
Den meisten Platz auf den Programmseiten erhalten die meistgesehenen Programme. Bei einem EPG stehen ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung. Neben einer Auswertung des Nutzerverhaltens können Programmvorschläge beispielsweise auf Basis von Informationen erstellt werden, die der Fernsehzuschauer entweder lokal gezielt eingibt
Eine weitere Quelle könnten künftig seine Angaben in Profilen auf Sozialen Netzwerken und sogar die Nutzungsgewohnheiten seiner Online-Kontakte darstellen. Projekte wie Google TV und der Trend zum zeitunabhängigen Fernsehen werden die Mediennutzung ebenfalls nachhaltig beeinflussen. Wenn das Internet (mit Informationen und Suchmöglichkeiten, aber auch mit Bewegtbildangeboten von IPTV über Web-TV bis zu Video-on-Demand) in die Wohnzimmer kommt, bleibt das nicht ohne Folgen.
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