Mehr als 1 Million Smartcards für HD+ ausgeliefert

Handel und Geräteindustrie haben inzwischen mehr als eine Million Smartcards für HD+ bestellt, die zum Empfang von RTL, VOX, Sat.1, ProSieben und kabel eins über Astra in HD-Qualität benötigt werden. HD+ ist umstritten, weil für Free-TV-Sender bezahlt werden muss und die Verbraucher Einschränkungen hinnehmen müssen, die beispielsweise das Überspringen von Werbung verhindern.

Im November 2009 ging die HDTV-Plattform HD+ an den Start, acht Monate später kann die HD PLUS GmbH auf Basis der durch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erhobenen Daten das Erreichen der Millionenmarke bei den dafür benötigten Smartcards verbuchen. In den Fernsehhaushalten gibt es allerdings noch nicht so viele Smartcards für HD+, denn es handelt sich lediglich um von Handel und Industrie bestellte und abgerufene Empfangskarten.

Immerhin wurden seit November letzten Jahres bis Mai dieses Jahres rund 220.000 HD+ Receiver gekauft. Nahezu jeder dritte im Monat Mai gekaufte Sat-HD-Receiver war ein für HD+ geeignetes Empfangsgerät. Nach und nach bieten die Gerätehersteller immer mehr HD-Plus-Receiver an, über 20 verschiedene Modelle stehen derzeit zur Auswahl. Als mit RTL HD und VOX HD im Herbst die ersten HDTV-Kanäle über HD+ ausgestrahlt wurden, fehlten im Handel noch die passenden Receiver.

Ebenfalls zufrieden zeigt man sich bei der HD PLUS GmbH, einem Tochterunternehmen des Satellitenbetreibers SES Astra, über die Zahlen für das seit Ende April erhältliche CI-Plus-Modul für HD+, das für 79 Euro mit HD+ Smardcard angeboten wird. Über das Modul können HD ready-Fernseher mit eingebautem Sat-HD-Empfänger und CI-Plus-Slot die über HD+ ausgestrahlten TV-Programme entschlüsseln. Das CI-Plus-Modul für HD+ wurde den Angaben zufolge schon mehr als 100.000 Mal von Geräteindustrie und Händlern bestellt und abgerufen.

„Die bisherige Entwicklung von HD+ übertrifft unsere Erwartungen, wir sind rundherum zufrieden“, sagt Wilfried Urner, Vorsitzender der Geschäftsführung der HD PLUS GmbH. „Die durchweg positive Resonanz von Herstellern und Handelspartner ist ein großer Vertrauensbeweis unserer Geschäftskunden, auch die Entwicklung der Receiver-Verkäufe ist sehr erfreulich. Die hohe Nachfrage sehen wir als Bestätigung für unser Modell.“

Dieses Modell sieht vor, dass die Fernsehzuschauer via HD+ ein Jahr lang ohne Zusatzkosten die HD-Versionen von ProSieben, kabel eins, Sat.1, VOX und RTL über Satellit empfangen können. Möchten die Fernsehzuschauer diese HDTV-Sender weiterhin empfangen, müssen sie 50 Euro zahlen, um eine Freischaltung für die nächsten zwölf Monate zu erhalten. Unverschlüsselte HDTV-Sender wie die HD-Versionen der öffentlich-rechtlichen Programmanbieter können auch ohne Extrazahlung angeschaut werden, ebenso TV-Programme in Standardauflösung.

Urner: „Wir sind auf einem sehr guten Weg und werden das Angebot noch erweitern. Dieses Jahr wird noch ein Sender dazu kommen und wir planen das Produkt durch zusätzliche Informationsdienste aufzuwerten.“ Um welchen neuen HDTV-Sender bei HD+ es sich dabei handeln wird, ist offiziell noch nicht bekannt, aber da RTL II aus der Gruppe der beliebtesten deutschen Free-TV-Sender im HDTV-Angebot von Astra noch fehlt, wird allgemein vermutet, dass es um ihn geht.

Ob es sich bei der Erfolgsmeldung der HD PLUS GmbH tatsächlich um einen Erfolg handelt, ist allerdings noch nicht sicher. Abgesehen davon, dass herstellte oder vom Einzelhandel bestellte Smardcards, Module oder Receiver für HD+ noch nicht beim Verbraucher angekommen sind, wird sich die wahre Akzeptanz von HD+ erst zeigen, wenn die Käufer vor der Entscheidung stehen, ob sie 50 Euro dafür bezahlen möchten, um die HD-Versionen der Free-TV-Sender sehen zu können. Das Vorspulen von Werbespots in Aufzeichnungen zu verhindern (zum Teil sogar das Aufnehmen selbst zu verbieten), sorgt für sich alleine schon für Missmut bei vielen Konsumenten.

Solange die HDTV-Sender kostenlos zu sehen sind, wird sich der Unmut in Grenzen halten, doch angesichts der ohnehin geringen Akzeptanz von Pay-TV in Deutschland stellen diese Einschränkungen von HD+ nicht unerhebliche Hindernisse für einen Erfolg dar. Es ist deshalb noch zu früh, den Erfolg von HD+ zu feiern.

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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