Programmzeitschriften: Wissen, was läuft

Programmzeitschriften sorgten bereits für eine Orientierung der Fernsehzuschauer, als man die Zahl der verfügbaren TV-Programme noch an den Fingern einer Hand abzählen konnte. Im digitalen Fernsehzeitalter wird es für diejenigen Zuschauer, die bewusst Sendungen auswählen, immer wichtiger, brauchbare Programminfos zum Unterhaltungsmedium Nummer eins zu erhalten.

Die Zukunft mag in EPGs oder Programminfos auf Websites liegen, aber noch sind Fernsehzeitschriften entscheidend für die Auswahl. Wie eine aktuelle Studie belegt, hängt der Erfolg einer Sendung dabei ganz entscheidend von der Größe der Programmankündigung in der TV-Zeitschrift des Nutzers ab. Dabei zähle vor allem die Größe, weniger der Inhalt. Ob die Beschreibung der Sendung positiv oder negativ gefärbt sei, spiele dagegen kaum eine Rolle. Hauptsache, eine Sendung falle auf.

„Eine große Meldung suggeriere dem TV-Zeitschriftenleser, dass er hier mehr Informationen über den Film und seine Protagonisten erhalten könne, seine ‚Unsicherheit‘ somit durch das Lesen des Beitrags reduziert werden könne. Vor allem die über 30-jährigen Leser ließen sich durch Programmhinweise dieser Art bei der Wahl ihres Programmes bzw. Sendung beeinflussen“, schreibt „Medienwirtschaft – Zeitschrift für Medienmanagement und Kommunikationsökonomie“ diesen Monat in einer Presseinformation zum aktuellen Heft. Weiter heißt es: „Gleichzeitig stellen die Autoren fest, dass der Einfluss anderer Faktoren auf den Quotenerfolg eines Filmes häufig von der TV-Branche überschätzt wird. Der positive Effekt des ursprünglichen Kinoerfolgs zeige sich nicht so dominant wie erwartet; das Filmalter habe in der Untersuchung gar mit einem ’nicht signifikantem Einfluss überrascht‘. Die Autoren empfehlen deshalb, bereits bei dem Programmeinkauf darauf zu achten, welche (erwartete) publizistische Resonanz als Wettbewerbsvorteil bzw. -nachteil wirken könne.“ Das erinnert mich ein wenig an den Effekt, dass Warnungen vor Produkten am Ende einen positiven Werbeeffekt haben können.

Ich frage mich, wie weit sich durch eine veränderte Darstellung in den Programmzeitschriften die Fernsehzuschauer lenken ließen. Was wäre, wenn die Sender mit den meisten Zuschauern und der größten Berücksichtigung auf einmal erst am Ende der täglichen Übersichten ganz klein zu finden wären und Sender wie n-tv, N24, Phoenix, DSF, DMAX, ZDFneo, Das Vierte und Tele 5 stattdessen die besten und größten Plätze bekämen. Was meint Ihr?

Die schlechte oder sogar ganz fehlende Berücksichtigung kleiner Sender in den Programmzeitschriften ist sicher nicht der einzige Grund dafür, dass es nur ganz wenige Fernsehsender gibt, die von vielen Zuschauern regelmäßig eingeschaltet werden. Klar ist allerdings: Gezielt eingeschaltet wird nur, was der Fernsehzuschauer auch mitbekommt.

An dieser Stelle möchte ich meinen großen Unmut darüber ausdrücken, dass es keine einzige Fernsehzeitung in Deutschland gibt, die der Programmvielfalt gerecht wird. Sämtliche über digitales Kabel oder Satellit zu empfangenden Programme können in einer gedruckten TV-Zeitschrift nicht berücksichtigt werden, das ist einleuchtend. Doch zumindest der größte Teil der deutschsprachigen TV-Sender sollte in irgendeinem Programmheft mit dem vollständigen Programmangebot vertreten sein.

Es hilft nicht einmal, sich verschiedene Hefte zu kaufen! Die „TV-Digital“ kaufe ich schon in zwei Ausgaben, einmal mit dem Programm für Sky und einmal für Kabel Digital Home. Das Programm der Sky-Sender und der Sender im Paket Kabel Digital Home ist in der jeweiligen Ausgabe halbwegs annehmbar abgedruckt, das Programm meines örtlichen „Dritten Programms“ ist heute aber erst ab 11:05 Uhr berücksichtigt, das von Phoenix erst ab 13:15 Uhr, von BR alpha erst ab 14:15 Uhr.  Das Programm vieler Sender ist in so kleine Kästen gepresst worden, dass die Informationsfragmente so gut wie keinen Nutzen haben. Würde ich mir statt der zwei verschiedenen Ausgaben für Sky und Kabel Digital Home die inzwischen angebotene Komplettausgabe der „TV Digital“ holen, wäre es noch schlimmer in dieser Hinsicht.

Da gibt es so viele Programmzeitschriften, aber keine einzige nutzt den Platz im Heft so, dass zumindest die Sender, die durchaus eine gewisse Zuschauerzahl aufweisen, ausreichend mit ihrem Programm berücksichtigt werden. Ich möchte in meiner TV-Zeitschrift das Fernsehprogramm finden, neue Handys, MP3-Player, Autos, Fotoapparate und was noch alles will ich da gar nicht sehen. Eine Kaufberatung zu Fernsehern würde ich mir gerade noch gefallen lassen, aber wichtiger ist mir das TV-Programm. Und ganz sicher kaufe meine zwei Fernsehzeitschriften nicht, um zu lesen, welche Filme neu ins Kino kommen oder auf DVD erscheinen. Sicher gibt es einen Markt für eine solche bunte Mischung, aber dass es nicht eine einzige (!) Programmzeitschrift gibt, die sich ausführlich um das Programm kümmert, frustriert mich. Ich bin kurz davor, es 2010 ganz ohne gedruckte TV-Zeitschrift zu probieren.

Um nicht nur zu meckern, sondern Service zu bieten, habe ich einen Tipp für Fans von TV-Serien: Die beste Informationsquelle für mich als Serienfan liegt schon lange im Internet: www.wunschliste.de kann ich allen Serienfans sehr empfehlen, denn dort findet man gute Episoden-Führer und kann nachsehen, welche Folgen einer Serie demnächst auf welchen TV-Sendern ausgestrahlt werden. Der wöchentliche Newsletter bietet nach Tagen gegliedert einen guten Überblick über die Serienstarts der jeweils kommenden Woche und eine Benachrichtigungsfunktion für Serienstarts (per E-Mail) lässt sich ebenfalls bequem nutzen.

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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