Schnelles Internet auf dem Land, wo es oft kein DSL gibt, könne in absehbarer Zeit nur über die so genannte „Digitale Dividende“ ermöglicht werden, betont der BITKOM heute in ungewöhnlich eindringlichen Worten in einer Presseinformation.
Am morgigen Freitag möchte der Bundesrat entscheiden, ob Frequenzen für Breitbanddienste aus der „Digitalen Dividende“ zur Verfügung gestellt werden. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) ruft die Bundesländer auf, „den Weg für schnelle Internet-Zugänge auf dem Land frei zu machen“.
Die Digitalisierung des terrestrischen Rundfunks (vulgo: Antennenfernsehen) führt zu vielen freiwerdenden Frequenzen, denn Digital-TV in Form von DVB-T benötigt deutlich weniger Bandbreite zur Übertragung der Signale. Was nun frei wird, nennt sich einprägsam „Digitale Dividende“.
Die Länder stimmen morgen über die Frequenzordnung ab. Die Bundesregierung wünscht im Rahmen ihrer Breitbandstrategie, den Frequenzbereich von 790 MHz bis 862 MHz für schnelles Internet freizugeben. Bis spätestens Ende kommenden Jahres soll jeder Haushalt in Deutschland einen Breitbandanschluss bekommen können. DSL-Anschlüsse können nicht überall wirtschaftlich betrieben werden. Mobile Breitbanddienste sollen schnelle Internetzugänge endlich in die Regionen bringen, die bisher nur schmalbandig ins Netz kommen. Überall, wo es möglich ist, hat schnelles Internet über DSL und Kabel in den letzten Jahren stark zugelegt.
Der Frequenzbereich zwischen 790 und 862 MHz ist für Telekommunikationsdienste in dünn besiedelten Gegenden besonders gut geeignet. Aus Sicht des BITKOM stellt diese Lösung die einzige Möglichkeit dar, wirtschaftlich tragfähig die mit schnellem Internet bisher nicht erschlossenen Regionen endlich gut zu versorgen. Ungefähr 800 Kommunen leiden unter langsamen Internetanschlüssen.
„Die Digitale Dividende ermöglicht eine schnelle und kostengünstige Breitbandversorgung dünn besiedelter Regionen. Nur mit ihr kann der Digitale Graben zwischen Stadt und Land überwunden werden“, meint BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer. „Die Vertreter der Bundesländer stehen in der Verantwortung.“ Werde die Nutzung der „Digitalen Dividende“ jetzt nicht ermöglicht, würden zahlreiche Gemeinden erst dann preiswerte Internetanschlüsse mit hoher Bandbreite bekommen, wenn vor Ort die Zufahrtsstraßen erneuert würden, was nur ungefähr alle 20 Jahre der Fall sei. (Bei solchen Straßenbauarbeiten lassen sich die erforderlichen Datenleitungen verlegen.)
„Die Breitbandversorgung hat eine herausragende Bedeutung für die Entwicklung eines Landes“, führt Scheer aus. Breitband sei für die allgemeine Standortqualität und für die strukturelle Entwicklung von Regionen von entscheidender Bedeutung. „Wir haben die Wahl, ob aus ländlichen Regionen menschenleere Naturschutzgebiete werden oder wir dort attraktive Bedingungen schaffen, damit mittelständische Unternehmen und junge Familien für ein strukturelles Gleichgewicht sorgen“, spitzt Scheer die Sache zu.
Viele Haushalte und Unternehmen liegen derzeit zu weit von der nächsten Vermittlungsstelle entfernt, um sie via DSL oder über andere leitungsgebundene Breitbanddienste anschließen zu können. Das verhindert wirtschaftliche Entwicklung und schlägt auf die demografische Entwicklung durch. Sprich: Wer will schon da wohnen, wo das Internet noch durch das analoge Modem kriecht?
Was er BITKOM nicht erwähnt, sind die starken Zuwächse beim Internet über Kabelanschluss bei den Alternativen zu DSL. Wie weit der Netzausbau der Kabelanbieter wirklich geht, ist die Frage. Kabel BW hatte unlängst allerdings den flächendeckenden Ausbau für Kabelinternet mit bis zu 100 MBit/s angekündigt, Unitymedia forciert den Ausbau der Internetangebote über das Kabel ebenfalls in ländlichen Gebieten. Das hilft natürlich nur, wenn das eigene Dorf an das Kabelnetz angeschlossen ist.
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