DVB-T: Frequenzen sollen versteigert werden

Funkturm Hamburg DVB-T
Funkturm Hamburg DVB-T

Gestern, am 22. Oktober, veröffentlichte die Bundesnetzagentur den Beschluss zur Versteigerung von Frequenzen, die unter anderem auch die terrestrische Ausstrahlung von Rundfunk betreffen. Bis zum 26. November können Stellungnahmen zu diesen Beschluss eingereicht werden, heißt es in der offiziellen Pressemeldung.

DVB-T steht in Deutschland vor dem Aus

Versteigert werden Frequenzen von 700 MHz, 900 MHz, 1800 MHz und der Bereich um 1,5 GHz. Gerade im Frequenzbereich 700 haben die Sender ihre Telekommunikationsangebote via Funk/Antenne im Standard DVB-T ausgestrahlt. Das sogenannte digitale Überallfernsehen konnte je nach Funkempfang und Lage wortwörtlich überall empfangen werden. Sendungen ohne Grundverschlüsselung wie von den öffentlich-rechtlichen Sendern und einigen Sendern aus Nachbarländern wurden mittels DVB-T-Übertragung ohne weitere Kosten für den Nutzer ausgestrahlt . Lediglich ein DVB-T-Receiver und der entsprechende Empfang waren Voraussetzungen.

Im letzten ähnlichen Beschluss (2011) wurde nur von den Frequenzen 900 MHz und 1800 MHz gesprochen. Um nun den Frequenzbereich 700 MHz einzubeziehen, erfordere es laut Entwurf 2014 einen „nationalen Konsens zwischen Bund und Ländern“ (Quelle: Aktenzeichen: BK1-11/003 -).

E Plus + O2 Telefonica stellten die Weichen

Grund für die unter anderem  Einbeziehung des 700-MHz-Bereiches in die Versteigerung sei eine Bedarfsumfrage gewesen, deren konkreter Anlass der Zusammenschluss von E Plus und o2 war. Im August 2014 wurden interessierte Unternehmen nach ihrem gegenwärtigen und zukünftigen Bedarf hinsichtlich der betroffenen Frequenzebereiche befragt. Das Ergebnis:  Die Nachfrage übersteige die Menge der verfügbaren Frequenzen.

Im Klartext: Die Telekommunikationsunternehmen brauchen mehr Kapazitäten zum Ausbau ihrer Dienste wie zum Beispiel der mobilen Datenübertragung auf mobile Endgeräte. Um diese Kapazitäten schnellstmöglich zur Verfügung stellen zu können, sollen die Frequenzbereiche, insbesondere 700 MHz und 1,5 GHz, bereits bis nächstes Jahr versteigert werden. Der Zusammenschluss von E Plus und o2 Telefonica mache diese Maßnahme nötig, um aufgrund der Fusion dieser beiden sehr starken Unternehmen „Wettbewerbsverzerrungen zu vemeiden“ (Quelle: Aktenzeichen: BK1-11/003 -).

Hinsichtlich der Frequenzbereiche um 700 wird es am 11. Dezember eine Ministerpräsidentskonferenz geben, in der der nationale Konsens beschlossen werden wird. Sobald die bürokratischen Maßnahmen durchgeführt sind, wird die Versteigerung beginnen. Der Start ist für das 2. Halbjahr 2015 geplant.

Sollte die Einigung über die Versteigerung der 700-MHz-Bereiche erfolgen, wird mit der Abschaltung dieser und damit auch des DVB-T im April 2015 gerechnet.

Fazit: DVB-T-Empfänger werden nutzlos

Für den Nutzer bedeutet das: Die bisher verwendeten DVB-T-Empfänger, die sich unter anderem auch in Fernsehern und Receivern befinden, werden danach technisch gesehen nutzlos werden. Denn ob es den digitalen Überallfernsehen-Standard nicht mehr gibt oder ob mit DVB-T2 eine neue Ära anbricht, spielt für Geräte mit DVB-T-Tuner keine Rolle mehr. Für DVB-T2 wird es Geräte mit anderen Tunern geben.

DVB-T2 erst 2019 flächendeckend realisierbar

Bei der Abschaltung des DVB-T ist zu bedenken: Etwas mehr als 10 Prozent der deutschen Zuschauer konsumieren Fernsehen über DVB-T. Da der Nachfolgestandard DVB-T2  sich erst noch etablieren muss und auch andere technischen Endgeräte voraussetzt, kann der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit der Abschaltung des DVB-T keine 100 prozentige Erreichbarkeit mehr garantieren. Die Umstellung auf DVB-T2 sollte ursprünglich bis 2019 vonstatten gehen. Mit der Entscheidung der Bundesnetzagentur werden sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten gezwungen fühlen, schneller auf den neuen Standard umzurüsten. Jedoch hieß es bereits im Juni 2014 bei der ARD, dass ein noch schnellerer Umstieg ausgeschlossen sei.

 

Über Nadja 137 Artikel
Seit 2006 bin ich als Redakteurin und Lektorin bei Online-Projekten aktiv. Hier im Kabel-Blog bin ich für die News zuständig, recherchiere neue Sender und erstelle nützliche Ratgeber für euch. Was ist ein Kabelreceiver? Was braucht ihr fürs digitale Fernsehen? Was gibt es an Onlinevideotheken in Deutschland? Ich erkläre es euch gern.

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