25 Jahre Deutsches Kabelfernsehen

Am Montag, den 16. Juli 2007, feiert das deutsche Kabelfernsehen seinen 25. Jahrestag. Was am 16. Juli 1982 per Vertragsunterzeichnung als ambitioniertes Kabelpilotprojekt „Anstalt für Kabelkommunikation“ in Ludwigshafen ins Leben gerufen wurde, entwickelte sich über die Jahre hinweg zur erfolgreichsten Fernsehinfrastruktur in Deutschland. Die verlässliche und sichere Technik, die gute Bild- und Tonqualität sowie die große Programmvielfalt überzeugten. Schon im ersten Jahr konnten den Kabelkunden 22 Fernseh- und 23 Hörfunkkanäle angeboten werden – eine Programmvielfalt, die es damals in keinem anderen europäischen Land gab. Zehn Jahre nach der Geburtsstunde des deutschen Kabelfernsehens nutzten bereits 34 Prozent der deutschen Haushalte den Kabelanschluss, um fern zu sehen; Anfang 2007 waren es 54 Prozent.

Neben den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD, ZDF und den Dritten flimmerten anfangs nur RTLplus (1984; ab 1993 RTL), PKS (1984; ab 1985 als SAT.1) und der Sender Musikbox (ab 1989 Tele 5, dann ab 1993 DSF) über die Kabel-Mattscheiben. Bald folgten MTV (1987), ProSieben (1989), Premiere (1991), der Kabelkanal (1992; ab 1994 dann Kabel 1), n-tv (1992), VOX (1993), RTL2 (1993), VIVA (1993), Super RTL (1995), tm3 (1995; ab 2001 als 9Live), N24 (2000) und weitere. Aber auch bei den Öffentlich-Rechtlichen blieb es nicht beim ursprünglichen Angebot. Neben 3sat (1984) kamen noch ARTE (1992) und 1997 die Sender Phoenix, Ki.Ka und BR-alpha ins Programm. Zwischenzeitlich gesellten sich auch ausländische Sender hinzu, wie z.B. der englische Sky Channel oder die französischen Grundprogramme TF1, Antenne 2 und FR3. Weiterhin wurde im Kabelnetz nach amerikanischem Vorbild auch Platz für „Offene Kanäle“ eingeräumt. Heute sind im analogen Kabelfernsehen 33 Programme zu finden.

Das deutsche Kabelnetz ist jedoch bereits seit einiger Zeit digitalisiert und bietet somit eine viel größere Programmauswahl über den Kabelanschluss. Darunter befinden sich die digitalen Programmbouquets von ARD und ZDF sowie alle nach Marktanteilen relevanten privaten und internationalen Sender. Zudem sind auch kostenpflichtiges Abo TV (z.B. das digitale Programmpaket Kabel Digital Home oder Bundesliga von Premiere) und TV auf Abruf (Select Kino) möglich. Alles was man zum Empfang des digitalen Kabelfernsehens benötigt, ist ein Digital Receiver und eine Smartcard. Das analoge Fernsehen bleibt trotz des digitalen Kabelfernsehens weiterhin bestehen. Grundsätzlich liegt an jeder Kabeldose das analoge und das digitale TV-Signal an. Haushalte mit mehr als einem Fernseher können beispielsweise ein TV-Gerät mit Digital Receiver und Smartcard versehen und über das andere, z.B. im Schlafzimmer, weiterhin die derzeit 33 analogen Fernsehprogramme nutzen. Es kann aber auch dort ein weiterer Digital Receiver angeschlossen werden.

Die Geburtsstunde des deutschen Kabelfernsehens ist untrennbar mit dem Aufkommen des Privatfernsehens verknüpft, dessen Programmstrukturen auch auf die öffentlich-rechtlichen Sender abgefärbt haben. So fanden die täglichen Soap, das Frühstücksfernsehen und die Nachmittags-Talkshows auch ihren Weg ins Programm von ARD und ZDF. Aber wer erinnert sich nicht gerne an die Anfänge des Kabelfernsehens. Die erste RTL-Sendung war die kultige Nachrichtensendung „7 vor 7“ mit Hans Meiser und Björn-Hergen Schimpf. Auch die Handpuppe „Karlchen“ ließ es sich nicht nehmen, zum allgemeinen Tagesgeschehen seinen Senf dazu zu geben.

Viel öffentliche Aufregung gab es wegen des „Heißen Stuhls“, der Sendung „Eine Chance für die Liebe“ mit Erika Berger und nicht zuletzt wegen Hugo Egon Balders skandalträchtiger Auszieh-Show „Tutti Frutti“. Hugo Egon Balder zeichnete auch für zwei weitere Quotenhits verantwortlich: Bei „Alles Nichts Oder?!“ flogen unter den Augen von ganz Deutschland bunte Torten in die Gesichter von Balder und seiner Partnerin Hella von Sinnen. Später löste Balders „RTL Samstag Nacht“ den Comedy-Boom im deutschen Fernsehen aus. Die „Traumhochzeit“ war Bürogespräch am Montagmorgen und „Der Preis ist heiß“ mit Harry Wijnvoord behauptete sich rekordverdächtige 18 Jahre im deutschen Fernsehprogramm. Einen anderen Straßenfeger landete Sat.1 mit dem legendären „Glücksrad“. Durch die Buchstabenkombination ERNSTL gewannen viele Kandidaten an der Ratewand Waschmaschinen, Reisen oder Trimm-Dich-Räder. „Bitte melde Dich“ mit Jörg Wontorra und das seit 1995 bei Sat.1 laufende „Nur die Liebe zählt“ drücken seit Jahren erfolgreich auf die Tränendrüse.

Aber auch die öffentlich-rechtlichen Sender prägten mit legendären Sendungen das Kabelfernsehen der 80er Jahre: Rudi Carrells „Lass’ Dich überraschen“ (WDR), „Verstehen Sie Spaß?“ (SWR) mit Paola und Kurt Felix, Dieter-Thomas Hecks „Hitparade“ (ZDF) oder unvergessliche Serienhits wie „Diese Drombuschs“, „Ich heirate eine Familie“ oder die „Schwarzwaldklinik“.

Über Sebastian 187 Artikel
Sebastian Vogt ist Gründer und Chefredakteur des Kabel Blogs. In seiner Freizeit versuchte er bis Mitte 2014 möglichst viele technische Geräte mit einem hohen WAF zu finden, damit diese auch von seiner besseren Hälfte genutzt werden konnten, was nicht immer einfach ist. Mitte 2014 hat er seine Wohnung aufgelöst und bereist als Digitaler Nomade die Welt und schreibt von unterwegs. Damit hat sich auch seine TV- und Internetnutzung geändert. Weg vom linearen Fernsehen und dem Kabelinternet hin zu WiFi, LTE und Streaming. Sebastian ist Experte für Streaming, mobiles Internet und Hardware.

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