Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat seine Mediathek im Internet an den Start gebracht. Beiträge aus dem TV- und Radioangebot der Sendeanstalt stehen für die Nutzer rund um die Uhr zum Abruf am Computer bereit. Neben Video on Demand und dem Abo bestimmter Bereiche werden sogar Livestreams vom Programm aus Fernsehen und Hörfunk geboten.
Dafür, dass die NDR Mediathek erst gestern Abend offiziell online gegangen ist, wartet der Sender bereits mit einer beeindruckenden Zahl von Inhalten auf. Das Design ist sehr klar und übersichtlich, in diesem Punkt verdient der NDR ein großes Lob. Die Zahl der Menüpunkte ist auf das Nötigste beschränkt worden: Über „Startseite“, „Merkliste“, „Fernsehen“, „Radio“ und eine Suche lassen sich die Hauptbereiche der Website direkt ansteuern bzw. lässt sich eine Suche nach Medieninhalten durchführen. Die vorgemerkten Sendungen bleiben für die nächsten Besuche erhalten, wenn der Browser ein entsprechendes Cookie setzen darf.
Die Kombination aus Video on Demand- und Live-Inhalten ist für eine Fernsehanstalt bestimmt der richtige Weg. Es dürfte spannend sein, wie sich die Nutzung hier künftig gewichten wird. NDR-Intendant Lutz Marmor: „Sendung verpasst? Ab sofort kein Problem! Die NDR Mediathek bietet als zusätzlichen Service viele Radio- und Fernsehbeiträge aus den NDR Programmen zum Abruf im Internet.“ Anfangs wird die Mediathek wohl tatsächlich dazu genutzt werden, Versäumtes nachzuholen bzw. eine Notlösung dafür darstellen, wenn man schon weiß, dass man eine Sendung nicht live sehen wird.
Wenn sich die Fernsehzuschauer indes erst einmal daran gewöhnt haben, online aus dem Vollen schöpfen zu können und Video on Demand-Inhalte des Internets dank technischer Entwicklung für immer mehr Zuschauer auf dem Fernseher von der Couch aus betrachtet werden können, werden sich wohl viele Zuschauer gleich für den Abruf aus dem Netz entscheiden. Das wird die Fernsehsender beim Thema Einschaltquoten massiv unter Druck setzen, obwohl öffentlich-rechtliche Sender wie der NDR hier im Grunde ganz entspannt bleiben können, solange sie mit ihren Inhalten ihre Zuschauer erreichen.
Sendungen, die bei den Zuschauern gut ankommen, werden von der Empfehlungsfunktion profitieren und so zusätzliche Zuschauer erhalten. Der Sender selbst kann über die entsprechende Platzierung von Beiträgen die Sichtbarkeit von Sendungen ebenfalls erhöhen, was insofern interessant ist, da so manch interessante Sendung unter einem unattraktiven Sendeplatz leidet. Gerade für besonders spät am Abend gesendete Inhalte ist Video on Demand in der Mediathek eine Chance.
Dem Start der NDR Mediathek ging ein aufwändiges Prüfverfahren, der so genannte „Drei-Stufen-Test“, voraus, der klären sollte, inwiefern das neue Angebot den kulturellen, demokratischen sowie sozialen Anforderungen der Gesellschaft entspricht und in welchem Umfang es in qualitativer Weise zum publizistischen Wettbewerb beitragen wird; zudem wurde der finanzielle Aufwand überprüft.
FAZIT: Für Fernsehsender führt am Internet kein Weg vorbei, wie es scheint. Ob Einzelangebote wie die NDR Mediathek oder eher Videoportale wie Sevenload, das in letzter Zeit zahlreiche „Branded Channels“ mit Fernsehsendern wie DMAX gestartet hat, das Rennen machen werden, bleibt abzuwarten. Die neue NDR Mediathek ist letztlich ja ebenfalls ein Portal, das Video- und Audioinhalte der Sendeanstalt auf einer Plattform verfügbar macht.
Quelle: Pressemitteilung des NDR
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