Um mehr Haushalten Highspeed-Internet anbieten zu können, kooperiert Vodafone mit der Deutschen Telekom. Dabei geht es um die Nutzung von Vorleistungsprodukten bei VDSL und Vectoring.
Obwohl die Deutsche Telekom und Vodafone direkte Wettbewerber sind, wollen sie aus Kostengründen im Bereich Highspeed-Internet zusammenarbeiten. Vodafone kann auf diese Weise Haushalten sehr schnelle Internetanschlüsse anbieten, ohne viel Geld in der Netzausbau investieren zu müssen. Für die Deutsche Telekom dagegen machen sich die Investitionen in den Netzausbau schneller bezahlt, wenn andere Internetprovider ihre Netze gegen Bezahlung mitnutzen.
Nicht zuletzt gewinnt der Konzern so zusätzlichen finanziellen Spielraum, um in den weiteren Netzausbau zu investieren. Etwa 6 Milliarden Euro will die Telekom in den nächsten Jahren für den Breitband-Ausbau im Festnetz ausgeben. Eine große Rolle spielen wird dabei die Vectoring-Technologie, die – vereinfacht gesagt – sehr viel mehr Leistung aus den bei VDSL auf der letzten Meile genutzten Kupferkabeln herausholen kann. Aus einem 50-MBit/s-Anschluss (das bisherige Maximum bei VDSL) kann auf diese Weise ein 100-MBit/s-Anschluss werden. Etwa 24 Millionen Haushalte sollen letztendlich von Vectoring profitieren.
Konkurrenz durch Kabelnetzbetreiber nimmt zu
Derzeit ist für so gut wie jeden Privathaushalt ein herkömmlicher VDSL-Anschluss zwar schnell genug, doch der Bandbreitenbedarf der User steigt von Jahr zu Jahr. Zudem bieten die Kabelnetzbetreiber vielerorts schon Internetzugänge mit 100 MBit/s oder mehr an – und das sogar vergleichsweise günstig. Internet über den Kabelanschluss wird im Vergleich zu DSL-Anschlüssen aller Art zwar erst von recht wenigen Haushalten genutzt, doch die Kabelnetzbetreiber holen schnell auf. Im vorigen Jahr erhöhte sich die Zahl der Haushalte mit Kabelinternet in Deutschland um 800.000 auf 4,4 Millionen. Die Telekommunikationsunternehmen müssen deshalb in ihre Netzinfrastruktur investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Verteilt sich die Investitionslast auf mehrere Schultern, ist der Netzausbau schneller zu realisieren. „Wir freuen uns, dass wir mit Vodafone einen weiteren Partner gefunden haben, der sich am Investitionsrisiko beteiligt“, betont daher Niek Jan van Damme, Deutschland-Chef der Telekom. „Wir bekommen so mehr Sicherheit, die nötige Kundenzahl für das neue Netz zu erreichen und können den Ausbau damit weiter vorantreiben.“ Vorigen Monat hatte sich die Deutsche Telekom bereits mit Telefónica auf eine ähnliche Kooperation verständigt.
Vodafone bezieht Bitstromzugänge
Realisiert werden soll die Zusammenarbeit zwischen Telekom und Vodafone im Rahmen eines sogenannten Kontingentmodells. Hierbei ermöglicht die Telekom ihren Konkurrenten die Nutzung ihrer Anschlüsse zu vergünstigten Preisen, weil sich diese zur Abnahme einer bestimmten Menge verpflichten. Vodafone will sowohl herkömmliche VDSL-Anschlüsse als auch mittels Vectoring verbesserte VDSL-Anschlüsse von der Telekom beziehen. Dazu wurde als neues Vorleistungsprodukt der sogenannte „Layer-2-Bitstrom-Anschluss“ definiert. Das Grundprinzip bei Bitstromzugängen ist, dass ein Anbieter über fremde Leitungen seinen Kunden eigene Produkten anbieten kann.
„Das Layer-2-Produkt wird deutlich näher am Endkunden in das Netz des Wettbewerbers übergeben, so dass dieser mehr eigene Wertschöpfung realisieren kann, weil er weniger Netzleistung der Telekom beansprucht“, heißt es in der heutigen Telekom-Pressemitteilung. Diese „Layer-2-Übergabe“ soll dem Wettbewerber – in diesem Falle Vodafone – mehr Möglichkeiten bei der Gestaltung der eigenen Produkte ermöglichen, als dies bei den bislang üblichen Bitstromanschlüssen (Layer-3-Ebene) möglich ist. Als Übergangslösung soll aber erst einmal eine Layer-3-Übergabe stattfinden. Vodafone soll darüber bereits Vectoring und IPTV realisieren können.
Für Vodafone markiert die heute bekanntgegebene Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom die endgültige Abkehr von der Strategie, mehr auf LTE statt aufs Festnetz zu setzen. Noch ist allerdings nicht sicher, dass die Kooperation in der geplanten Form stattfinden darf. Zunächst legen die Unternehmen ihre Vereinbarung Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt vor. Immerhin will der Marktführer mit einem seiner größten Konkurrenten zusammenarbeiten.
Bild links oben: Deutsche Telekom (ein Bündel Glasfaserkabel)
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