Medienberichten zufolge soll Kabel Deutschland anscheinend doch an die Börse gebracht werden. Die Eigentümer haben offenbar den Direktverkauf an andere Finanzinvestoren abgesagt und streben nun wieder einen Börsengang des größten deutschen Kabelnetzbetreibers an.
Das Umfeld an den Finanzmärkten erschien für einen derart schwergewichtigen Börsengang noch nicht wieder gut genug zu sein. Haupteigentümer von Kabel Deutschland ist derzeit die amerikanische Investmentgesellschaft Providence Equity Partners. Zuletzt hatten verschiedene andere Private-Equity-Firmen für den Kabelnetzbetreiber geboten, 5,2 Milliarden Euro hätten die Eigentümer mit dem Verkauf erzielen können.
Providence Equity Partners hält jedoch Berichten nach eine Bewertung mit 5,5 Milliarden Euro für eine angemessene Bewertung, zudem wirkte sich die Zinsentwicklung ungünstig auf die Finanzierungsmöglichkeiten eines Direktverkaufs aus. Wird Kabel Deutschland tatsächlich an die Börse gebracht, wäre das der größte Börsengang seit Langem. Kabel Deutschland betreibt in 13 Bundesländern Kabelnetze mit insgesamt mehr als 9 Millionen angeschlossenen Haushalten.
Kritik am mehrfachen Kurswechsel der Eigentümer kommt unterdessen vom Fachverband Rundfunkempfangs- und Kabelanlagen (FRK). „Die Taktiererei der derzeitigen Besitzer von Kabel Deutschland (KDG) verunsichert nicht nur die Kunden der KDG. Darüber hinaus wird die KDG weitere Kundenhaushalte verlieren. Zusätzlich verpasst sie durch klaren Strategiewechsel mit neuem Besitzer die Chance auf Kooperation mit den unabhängigen mittelständischen Kabelnetzbetreibern (uKNB) und damit einen zusätzlichen EBITDA von 135 Mio. Euro, erklärte laut Pressetext heute der Geschäftsführende stellvertretende Vorsitzende des FRK, Heinz-Peter Labonte.
Seine Begründung: Seit 2003 habe Kabel Deutschland rund 3,5 Millionen Haushalte als Kunden verloren, weil sich mit den unabhängigen mittelständischen Kabelnetzbetreibern nicht zusammenarbeiten würde. Von der Telekom, der früheren Eigentümerin der deutschen Breitbandkabelnetze übernahm Kabel Deutschland damals ca. 11 Millionen Haushalte.
Durch den Zukauf von Anschlüssen in einer Million Haushalte von Orion und durch die Übernahme einer weiteren halben Millionen Kundenhaushalten müsste Kabel Deutschland eigentlich inzwischen bei 12,5 Millionen Kabelhaushalten angekommen sein. Es sind aber nur noch 9 Millionen Haushalte, von denen etwa 5 Millionen nur als mittelbare Kunden über unabhängige mittelständischen Kabelnetzbetreiber versorgt werden.
„Mit einem Besitzerwechsel hätte die Chance bestanden, auch einen Strategiewechsel hin zu einer Kooperation mit den uKNB seitens der KDG vorzunehmen. Zusammen mit den 10 Mio. zwischenzeitlich von uKNB von deren Kopfstellen direkt betreuten Haushalten könnte ein neuer Besitzer einen zusätzlichen Umsatz von mindestens 180 Mio. Euro pro Jahr erwirtschaften. Selbst bei einer Umsatzbeteiligung von 25 % bedeutet dies einen zusätzlichen Rohertrag (EBITDA) von 135 Mio. Euro jährlich oder einen zusätzlichen Unternehmenswert von 1,08 Mrd. Euro für die KDG. Nur durch Änderung der Marktstrategie“, rechnete Labonte vor.
So könnte etwa das Pay-TV-Paket Kabel Digital Home besser vermarktet werden und eine stärkere Position gegenüber Sky erlangen; der Kabelmarkt insgesamt würde durch eine Kooperation der Kabelanbieter gegenüber Satelliten- und IPTV-Plattformen gestärkt. So aber müssten die unabhängige mittelständische Kabelnetzbetreiber die Zusammenarbeit mit den großen Telekommunikationsunternehmen suchen.
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