Die Telekom versorgt zukünftig erstmalig in der Konzerngeschichte ein großes Wohnungsunternehmen mit ihrem TV-Angebot. Dazu hat Deutschlands größtes Kommunikationsunternehmen einen entsprechenden Vertrag mit der Annington Immobilien Gruppe abgeschlossen. Dieser sieht vor, dass die Telekom fortan alle der 171.000 von Annington vermieteten Wohnungen mit ihrem IPTV-Paket „Entertain“ versorgt.
Einerseits könnte diese Entwicklung den Markt für die Fernseh-Versorgung der Wohnungsgesellschaften, bisher eindeutig das Revier der Kabelnetzbetreiber, nachhaltig verändern. Andererseits kann der Kabelnetzbetreiber Unitymedia, der bisher mit Annington kooperiert hat, hiervon unter Umständen sogar profititieren. So könnte der neue Wettbewerb auf diesem Gebiet das Bundeskartellamt dazu bewegen, der geplanten Übernahme von Kabel BW durch Unitymedia nun doch zuzustimmen.
IPTV für 171.000 Wohnungen
„Wir haben heute den ersten wichtigen Schritt gemacht, uns im Wohnungswirtschaftssegment als zuverlässigen, bundesweit agierender Partner mit breitem innovativem Produktportfolio zu empfehlen“, kommentiert der Marketing-Geschäftsführer der Telekom, Christian P. Illek, den Deal mit Annington. In der Tat soll diese Umstellung auch für die Endverbraucher von Vorteil sein. So kündigt die Deutsche Annington an, dass die TV-Kosten hierdurch für fast 90 Prozent ihrer kunden sinken werden.
Vielversprechend ist außerdem das Vorhaben der Telekom, die Kunden der Annington zukünftig mit Glasfaserleitungen bis in die Wohnungen zu versorgen. Das verspricht dem Endverbraucher neben den ohnehin zugesicherten TV-Diensten außerdem die Möglichkeit auf einen Hochgeschwindigkeits-Internetzugang. Um die Versorgung mit Glasfaserleitungen zu realisieren, muss die Telekom zunächst entsprechende Umbauarbeiten durchführen. Dazu investiert das Bonner Unternehmen nach eigenen Angaben einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Einen groben Zeitplan konnte die Telekom auch schon nennen: Bis zum ersten Quartal 2013 sollen bereits über 40.000 Haushalte die TV-Versorgung über IPTV erhalten.
Glück im Unglück für Unitymedia?
Auf den ersten Blick sind diese Nachrichten natürlich kaum erfreulich für die deutschen Kabelnetzbetreiber. Diese hatten das lukrative Geschäft mit den Wohnungsgesellschaften bisher weitestgehend unter sich aufgeteilt, sodass ihnen die neue Konkurrenz durch die Telekom mit Sicherheit missfallen dürfte. Insbesondere bei Unitymedia hätte man eigentlich allen Grund sich zu ärgern, hat die Annington ihre TV-Versorgung doch bisher von dem Kölner Kabelnetzbetreiber bezogen.
Jedoch könnte der Zeitpunkt für diese Nachricht kaum günstiger sein: Nach wie vor will Unitymedia den Kabelnetzbetreiber Kabel BW übernehmen, die endgültige Entscheidung des Bundeskartellamtes dazu soll in den nächsten Wochen getroffen werden. Dieses hat zuletzt zu bedenken gegeben, dass eine Übernahme durch Unitymedia den sowieso kaum vorhandenen Wettbewerb zwischen den Kabelnetzbetreibern weiter vermindern würde. Auch die Telekom äußerte sich diesbezüglich zuletzt besorgt. Der frische Wind im Geschäft mit den Wohnungsgesellschaften könnte diese Bedenken ein Stück weit entschärfen. Sollte das Kartellamt die geplante Übernahme nun doch absegnen, dürfte Unitymedia den Verlust der Annington als notwendiges Übel verbuchen.
Bild oben links: Telekom
Hinterlasse jetzt einen Kommentar