Analoges Kabelfernsehen wird durch digitales Antennenradio gestört

Seit gestern (offizieller Starttermin) ist digitales terrestrisches Radio im neuen Standard DAB+ zu empfangen. Für den Hörfunk ist das ein wichtiger Schritt, doch in einigen Kabelhaushalten wird der Empfang analoger TV-Programme dadurch gestört.

Ob der neue Übertragungsstandard DAB+ dem digitalen Radioempfang in Deutschland zum Durchbruch verhelfen wird, ist trotz handfester Vorteile gegenüber dem analogen UKW völlig offen. Mancher Kabelkunde, der seine Fernsehprogramme noch analog empfängt, könnte sich dagegen zu einem Umstieg auf Digital-TV genötigt sehen, sofern DAB+ seinen TV-Empfang stört.

Warum treten Störungen beim analogen Kabelfernsehen auf?

Die digitalen Radioprogramme werden terrestrisch nämlich teilweise auf denselben Frequenzen ausgestrahlt, die von den Kabelnetzbetreibern für die analoge TV-Übertragung genutzt werden. Laut Unitymedia sind in Nordrhein-Westfalen Kunden in Dortmund, Düsseldorf, Köln und Bonn beim Empfang von Das Erste beeinträchtig, in Hessen kann in Frankfurt am Main und Wiesbaden das ZDF schlecht zu empfangen sein. Betroffen sind Kabelhaushalte in der Nähe der Sendeanlagen für DAB+ Davon gibt es zum Start bundesweit 27, doch sehr viel mehr sollen noch folgen. Wer jetzt noch keine Bildstörungen bemerkt hat, ist also noch nicht auf der sicheren Seite.

Die beiden größten deutschen Kabelnetzbetreiber, Kabel Deutschland und Unitymedia, weisen in ihren Pressemitteilungen die Verantwortung für die Empfangsprobleme klar von sich. Ihre Kabelnetze seien gut gegen die Radiowellen abgeschirmt, das Problem sei die Verkabelung beim Kunden.

Was kann man als Kabelkunde gegen die Bildstörungen unternehmen?

Fernsehzuschauer können versuchen die Probleme zu beheben, indem sie neue, gut abgeschirmte Antennenkabel kaufen: „Dabei sollten Kunden darauf achten, dass das neue Anschlusskabel mindestens doppelt geschirmt (mindestens 85 dB) ist und idealerweise mit ‚Klasse A /Class A‘ gekennzeichnet ist“, schreibt Kabel Deutschland zur Frage, was man selbst unternehmen kann. „Das neue Anschlusskabel muss direkt zwischen Kabelanschlussdose und Fernseher angeschlossen werden, d.h. ohne T-Stück oder Adapter. Die erforderlichen Anschlusskabel sind im Elektrofachhandel erhältlich.“ Aber wie soll man auf Adapter oder T-Stücke verzichten? Diese setzt man ja nicht zum Spaß ein, sondern weil man sie zum Anschluss von Geräten, die man wohl auch weiterhin verwenden möchte, benötigt.

Kabel Deutschland und Unitymedia empfehlen ansonsten allen betroffenen Kabelkunden, auf digitales Fernsehen umzusteigen. Beim digitalen TV-Empfang treten die Empfangsstörungen nämlich nicht auf. Überhaupt ermöglicht Digital-TV eine bessere Bildqualität.

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

2 Kommentare

  1. ggf. zur Weitergabe an Kabel Deutschland:
    KD möge sich bitte mal ernshaft darum bemühen,
    diesen Unfug DAB+ sofort wieder abzublasen.
    Mit einem (oder bei mir: 7) neuen Kabel(n) Steckdose-Gerät ist es in Millionen Haushalten nicht getan! Das weiß man auch sehr wohl.
    Ich werde weder die Wände und Decken meines Hauses aufstemmen, noch teures DVB-C bestellen, sondern auf DVB-S umsteigen.
    Also Kabel Deutschland, tue was für Deine Kunden;
    sonst bist Du sie los.

  2. @Rainer: DAB+ hat mit Kabel Deutschland nichts zu tun. Die Kabelnetzbetreiber bekommen durch die Störungen zwar ein starkes Argument für einen Wechsel zum digitalen Kabelfernsehen an die Hand.

    Aber wenn der analoge Kabelempfang durch digitales terrestrisches Radio gestört wird, dürfte das für die Kabelnetzbetreiber sehr ärgerlich sein. Die großen Kabelunternehmen wollen ja noch lange am analogen Kabelanschluss festhalten.

    Bemühungen, DAB+ zu stoppen, dürften vollkommen aussichtslos sein.

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