Kabelnetzbetreiber gewinnen 1 Million zusätzliche Internet-Kunden

Laut der neuen TK-Marktstudie wächst die Zahl der Breitbandanschlüsse in Deutschland dieses Jahr um voraussichtlich um 2,1 Prozent bzw. 0,6 Millionen auf 28,6 Millionen. Während Glasfaseranschlüsse weiterhin kaum eine Rolle spielen, entwickelt sich Internet über den Kabelanschluss sehr gut.

Diese Woche haben der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V. (VATM) und Dialog Consult ihre gemeinsame „TK-Marktstudie 2013“ vorgestellt. Angesichts der unzähligen Daten konzentrieren wir uns hier auf die spannenden Ergebnisse im Bereich der Breitband-Internetanschlüsse. Alle im Folgenden genannten Angaben zum Jahr 2013 sind Schätzungen – das Jahr ist schließlich noch nicht zu Ende.

Deutsche Telekom hat mit Abstand die meisten Kunden

Mit Abstand größter Anbieter von Breitbandanschlüssen ist nach wie vor der Ex-Monopolist Deutsche Telekom, die stabil bei 12,4 Millionen direkt geschalteter Anschlüsse verharrt und damit einen Marktanteil von 43,4 Prozent besitzt. Weitere 1,8 Millionen Resale-Anschlüsse (von der Telekom betrieben, aber von Wettbewerbern vermarktet und betreut) sind ebenfalls dem Marktführer zuzurechnen.

Verteilung der DSL- und FTTB/H-Anschlüsse nach Downstream-Bandbreite | Grafik (aus Darstellungsgründen leicht bearbeitet) von Dialog Consult und VATM (via E-Mail)
Verteilung der DSL- und FTTB/H-Anschlüsse nach Downstream-Bandbreite | Grafik (aus Darstellungsgründen leicht bearbeitet) von Dialog Consult und VATM (via E-Mail)

Demgegenüber sinkt der Marktanteil der Telekom-Konkurrenten bei DSL-Anschlüssen (inkl. VDSL) von 32,5 Prozent (9,1 Millionen) auf 30,4 Prozent (8,7 Millionen). Dennoch gewinnen die alternativen Anbieter insgesamt dazu, denn immer mehr Verbraucher entscheiden sich für Kabelinternet als DSL-Alternative. Zum Jahreswechsel nutzen 4,4 Millionen Haushalte bzw. 15,7 Prozent aller Breitbandnutzer in Deutschland Internet über den Kabelanschluss. Laut TK-Marktstudie von VATM und Dialog Consult steigt deren Zahl dieses Jahr um 1 Million auf 5,4 Millionen, womit sich ein Marktanteil von 18,9 Prozent für Kabelinternet ergibt. Im Breitbandmarkt stammt dann schon jeder dritte Internetanschluss der Telekom-Konkurrenten von einem der Kabelnetzbetreiber.

Glasfaserinternet in Deutschland weitgehend bedeutungslos

Nur rund einer von Hundert Breitbandkunden nutzt einen Glasfaseranschluss, das sind nur etwa 0,3 Millionen der insgesamt 28,6 Millionen Breitbandkunden. Die geringe Verbreitung von Glasfaseranschlüssen, bei denen die Glasfaserleitungen bis ins Gebäude (FTTB) oder direkt in die Wohnungen (FTTC) reichen, hat stark mit mangelnder Verfügbarkeit zu tun: Für weniger als 3 Prozent aller Haushalte in Deutschland ist überhaupt ein Glasfaseranschluss verfügbar. Wo Glasfaserinternet eine Option ist, entscheiden sich immerhin 44 Prozent dafür. Angesichts der hohen Kosten für den Netzausbau kann man sich bei den Telekommunikationsunternehmen darüber nicht wirklich freuen.

Per Glasfaser (Fiber-To-The-Building/-Home, FTTB/H) erreichbare und aktive Haushalte (gelber Balken) | Grafik: Dialog Consult und VATM (via E-Mail)
Per Glasfaser (Fiber-To-The-Building/-Home, FTTB/H) erreichbare und aktive Haushalte (gelber Balken) | Grafik: Dialog Consult und VATM (via E-Mail)

Mit Glasfaseranschlüssen sind Übertragungsraten im Gigabit-Bereich möglich, wobei so schnelle Anschlüsse für Privatnutzer noch nicht angeboten werden. Selbst bei den Kabelnetzbetreibern spiegeln die heute erhältlichen Tarife nicht das technisch Machbare wieder. Der größte Anbieter Kabel Deutschland gibt an, in modernisierten Netzen (auf Basis des Übertragungsstandards DOCSIS 3.0) Datenraten von 400 MBit/s realisieren zu können. Der größte Privatkundentarif beinhaltet jedoch erst eine Datenrate von 100 MBit/s.

Anteil der Highspeed-Anschlüsse steigt nur langsam

Die meisten Onliner in Deutschland sind jedoch sehr, sehr weit von dieser Bandbreite entfernt. Gerade mal 0,3 Millionen und somit 1,3 Prozent der Breitbandkunden haben sich für einen Internetzugang mit mehr als 50 MBit/s entschieden und 2,9 Millionen bzw. 12,5 Prozent für einen Anschluss mit Datenraten zwischen 16 und 50 MBit/s. Sogar die Gruppe mit 6- bis 16-MBit/s-Anschlüssen ist recht klein: 5,5 Millionen (23,7 Prozent). 11,5 Millionen und damit knapp jeder zweite Breitbandnutzer (49,6 Prozent) begnügt sich sogar mit einer maximalen Internetgeschwindigkeit zwischen 2 und 6 MBit/s, sodass sie Internetangebote wie HD-Videostreaming gar nicht nutzen können. 3,0 Millionen Haushalte (12,9 Prozent) stehen nur maximal 2 MBit/s zur Verfügung. Das kann man heutzutage eigentlich nicht mehr als Breitbandinternet bezeichnen.

Verteilung der DSL- und FTTB/H-Anschlüsse nach Downstream-Bandbreite | Grafik (aus Darstellungsgründen leicht bearbeitet) von Dialog Consult und VATM (via E-Mail)
Verteilung der DSL- und FTTB/H-Anschlüsse nach Downstream-Bandbreite | Grafik (aus Darstellungsgründen leicht bearbeitet) von Dialog Consult und VATM (via E-Mail)

Größter Konkurrent der Telekom im Breitbandmarkt war bislang die United Internet-Tochter 1&1, die Ende des Jahres mit ihren voraussichtlich 3,4 Millionen Kunden auf 12 Prozent Marktanteil kommt. Mit der Übernahme von Kabel Deutschland (2,0 Millionen Kunden, 7,1 Prozent Marktanteil) durch Vodafone (3,0 Millionen Kunden, 10,6 Prozent Marktanteil) gibt es nach Abschluss der Übernahme eine neue Nummer zwei im deutschen Breitbandmarkt, die immerhin einen Marktanteil von 17,7 Prozent erzielt.

Breitband-Kunden nach Unternehmen | Grafik: Dialog Consult und VATM (via E-Mail)
Breitband-Kunden nach Unternehmen | Grafik: Dialog Consult und VATM (via E-Mail)

Die größere Zahl der Kunden ist hier weniger von Bedeutung als die geringere Abhängigkeit von teuer bezahlten Vorleistungsprodukten der Telekom. Zudem hat Kabel Deutschland in den letzten Jahren schon massiv in den Netzausbau investiert und kann deshalb über 13 Millionen Haushalten sehr schnelle Internetzugänge anbieten – nicht zuletzt auch in ländlichen Regionen, in denen oft keine VDSL-Anschlüsse erhältlich sind.

Ausführliche Informationen zur Studie sind auf der Website des VATM sind als kostenloses PDF erhältlich.

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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