Heute ist das Video-on-Demand-Angebot der Bild-Zeitung gestartet. Eine noch sehr kleine Auswahl an Filmen soll täglich um einen neuen Film erweitert werden, wobei jeder Film für sechs Monate kostenlos per Streaming abrufbar bleibt. Das kleine Angebot ist allerdings ein großer Schritt in die Zukunft der Mediennutzung.
Zunächst die Fakten: Unter film.bild.de sind ab sofort Spielfilme gratis abrufbar. Ohne Anmeldung oder Download wird per Klick das Streaming des ausgewählten Filmtitels gestartet. Finanziert wird das neue Videoportal über Werbung, die die Filme unterbricht.
„Bewegtbild gehört mittlerweile fest zu BILD.de. Wir bieten zahlreiche selbst produzierte Videos und neuerdings auch immer mehr Live-Streams. Jetzt gehen wir einen Schritt weiter und zeigen unseren Nutzern erstmals auch komplette Spielfilme. Damit erweitern wir unser Angebot im Unterhaltungsbereich deutlich und machen BILD.de zur Kinobühne“, sagt Manfred Hart, Chefredakteur BILD.de laut Pressetext.
Zum Anfang stehen zehn kostenlose Filme zur Wahl, beispielsweise „Blade“ und „Good Will Hunting“. In den nächsten Wochen kommt täglich ab 18 Uhr ein neuer Gratis-Film hinzu, wobei Filme mit einer Jugendfreigabe ab 16 Jahren erst ab 22 Uhr gezeigt werden können. Zu den weiteren Filmen des neuen Videoangebots zählen „Eve & der letzte Gentleman“, „Rush Hour“, „Die Aufschneider“, „Die Nacht der lebenden Toten“ und „Ein Sommernachtstraum“.
Zunächst scheint das Angebot von kostenlosen Filmen auf film.bild.de kaum erwähnenswert zu sein, denn abgesehen davon, dass die derzeit verfügbaren Filme größtenteils schon häufig im Fernsehen zu sehen waren, ist die Auswahl an kostenlosen Kinofilmen alles andere als exklusiv. Bild hat beim Thema Bewegtbild zwar schon eine Menge getan, doch die Spielfilme kommen über eine Technologie-Kooperation mit Nowtilus, einer Firma für schlüsselfertige Video-on-Demand (VOD)-Lösungen, zu den Nutzern, die etwa auch die kostenlosen Filmangebote von MyVideo und MSN Movies ermöglicht.
film.bild.de kommt spät und mit einer viel kleineren Filmauswahl als MyVideo und MSN Movies, aber aus zwei Gründen handelt es sich dabei um eine mächtig große Sache. Zunächst das Naheliegende: Bild.de hat eine enorme Reichweite und die Marke Bild hat einen extrem hohen Bekanntheitsgrad. Bild kann über die verschiedenen Medien nicht nur sehr viele, sondern auch viele weniger an Technik interessierte Menschen mit dem Thema Video-on-Demand erreichen. Noch spannender allerdings ist, worauf horizont.net in einem Kommentar hinweist: Bild.de als Ableger eines Printmediums treibe damit den „Umbau zu einer multimedialen Plattform“ voran, damit sei Bild den anderen Verlagen voraus und könne zum Vorbild für die Branche werden.
Ja, die Grenzen zwischen den Mediengattungen verschwimmen zusehends! Eine Boulevardzeitung, die ihre starke Marke und hohe Reichweite für eine Ausweitung ihrer geschäftlichen Aktivitäten nutzt, ist Bild schon lange: Vom ersten Volks-PC über Kaffeemaschine, Fahrrad, Fernseher bis hin zu Strom sind schon 100 Vermarktungsaktionen zustande gekommen, zudem gibt es Angebote wie BILDmobil mit eigenen Tarifen im Bereich Mobilfunk. Aber mit den kostenlosen Spielfilmen bewegt man sich ziemlich nah am Kerngeschäft, denn es geht um Inhalte, die sich über Werbung finanzieren.
Andererseits tritt das Online-Angebot von Bild damit noch mehr in Konkurrenz zu den Angeboten der Fernsehsender. Noch erreichen die TV-Anbieter den größten Teil ihrer Zuschauer mit ihrem herkömmlichen Fernsehangebot, doch die Video-on-Demand-Angebote werden für immer mehr Nutzer von einer Ergänzung zu einem Ersatz für lineares Fernsehen mit festen Sendezeiten. Die Fernsehsender selbst bauen ihre Videoportale immer weiter aus, zeigen sogar Serien wie CSI gratis online. TV-Inhalte werden oft bereits online konsumiert, kostenlos im Internet fernsehen ist für viele Internetnutzer ein Thema. Am Ende des neuen Jahrzehnts wird das herkömmliche TV-Angebot weit weniger Zuschauer haben als heute. Ausgerechnet zum Beginn der ersten Woche des neuen Jahrzehnts die kostenlosen Spielfilme auf die Bild Website zu bringen, lässt das neue Angebot als Zeichen des Umbruchs erscheinen.
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