Im Fernsehen konnte man von den Olympischen Spielen 2012 weniger als im Internet sehen. ARD und ZDF haben das Sportereignis zwar im Ersten und im ZDF begleitet, aber diesmal nicht zusätzlich auf ihren Spartensendern. Statt dort das reguläre Programm zugunsten von Sportübertragungen zu verdrängen, wurde vor allem auf Livestreams im Internet gesetzt – mit Erfolg.
Der BITKOM spricht von einem „Durchbruch für TV-Live-Streams aus dem Internet“, was zunächst ein wenig irritiert. Immerhin sind Livestreams für viele Menschen alltäglich. Die Liveberichte aus London sorgten jedoch für außerordentlich hohe Nutzerzahlen.
Livestreams gucken als Massenphänomen
„Die Olympischen Sommerspiele 2012 haben eine neue Ära des Fernsehens eingeläutet. Mit Olympia 2012 wurde Internet-TV zum Massenphänomen“, freute sich BITKOM-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Dank immer größerer Bandbreiten machen Live-Streams mittlerweile richtig Spaß. Die Zuschauer konnten bei den Olympischen Spielen aus einem großen Online-Programmangebot der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender auswählen und so erstmals ihr persönliches Programm selbst zusammenstellen.“ 25 Prozent aller Deutschen haben in den letzten Tagen über einen Computer oder ein Mobiltelefon Livebilder der Olympischen Spiele gesehen. (Befragt wurden im Auftrag des Verbands durch Forsa 1.000 Personan ab 14 Jahren am 7. und 8. August.)
Ein paar davon haben statt über einen Internetstream bestimmt via DVB-T (etwa mittels eines USB-TV-Sticks am Notebook) die Bilder aus London verfolgt, aber das dürften im Vergleich zu den Nutzern der Livestreams nicht viele gewesen sein. Andererseits wurde anscheinend nicht nach Livestreams auf dem Fernseher gefragt. Über viele Smart TVs und über zusätzliche Geräte wie etwa die VideoWeb TV Box war es bei Olympia 2012 nämlich möglich, bis zu sechs Zusatzkanäle von ARD und ZDF auf den TV-Bildschirm zu holen. Diese Zuschauer vor dem Fernseher müsste man also hinzurechnen.
Insgesamt sehr großes Interesse
Insgesamt haben sich 86 Prozent der Deutschen Wettkämpfe live angeschaut. Männer zeigten sich mit 88 Prozent gegenüber Frauen mit 82 Prozent nur geringfügig stärker interessiert. 15 Prozent verfolgten Olympia 2012 am Desktop-PC, 14 Prozent am Notebook, 6 Prozent auf dem Smartphone und 4 Prozent am Tablet-Computer. „Immer mehr Verbraucher schauen sich TV-Bilder auf dem Rechner, Tablet-Computer oder Handy an. Die zunehmende Verfügbarkeit von sehr schnellen mobilen Internet-Zugängen per LTE wird für einen weiteren Schub für das mobile und internetbasierte Fernsehen sorgen“, erklärte Rohleder.
Was Livestreams angeht, liegen die Männer mit 32 Prozent weit vor den Frauen, von denen lediglich 18 Prozent online die Liveübertragungen verfolgten. Zudem wurden die Livestreams von jungen Menschen weit stärker als von alten Menschen genutzt: 42 Prozent der Personen unter 30 Jahren, aber lediglich 10 Prozent der Personen über 65 Jahren verfolgten die Sportwettkämpfe in London via Livestreams.
Dank Internet unabhängig von Zeit, Ort und Programmen
„Die Olympischen Sommerspiele haben erstmals einen Blick in die Fernsehwelt der Zukunft geöffnet. Das Internet befreit das Fernsehen von festen Orten, Zeiten und Programmen. Internet-TV ist mobil, zeitunabhängig und individuell“, so BITKOM-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Das ist zwar grundsätzlich richtig, doch die mobile Nutzung von TV-Livestreams stößt in der Praxis noch auf einige Probleme. Neben Engpässen bei den Mobilfunknetzbetreibern stehen Traffic-Limits einer mehr als nur gelegentlichen Nutzung heute noch entgegen.
Wenn im Jahr 2016 die nächsten Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro stattfinden, dürften diese Probleme kaum noch eine Rolle spielen. Derzeit leiden noch viele Haushalte unter zu langsamen Internetverbindungen auch im Festnetz. Die Verfügbarkeit von schnellen Internetverbindungen ist damit ein wesentlicher Faktor, wenn es um neue Mediennutzungsgewohnheiten geht.
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