Fernsehinhalte über das Internet abzurufen ist zu einer von der großen Mehrheit der Internetnutzer wahrgenommen Möglichkeit des Medienkonsums geworden. Auf den gesamten Fernsehkonsum bezogen ist die Bedeutung der Online-Nutzung aber sehr viel geringer als die eindrucksvollen Zahlen einer aktuellen Studie vermuten lassen.
Zum Wochenende wurden die Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2011 veröffentlicht. Die repräsentative Erhebung wurde bereits zum 15. Mal durchgeführt, womit es umfangreiche Vergleichsdaten gibt, die den rasanten Aufstieg des Internets in Deutschland seit 1997 belegen.
6 Prozent mehr Internetnutzer
Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2011 belegt allerdings auch, dass mehr als jeder Vierte in Deutschland bisher noch überhaupt gar nicht online ist. Die Zahl der Internetnutzer (ab 14 Jahren) nahm zwischen 2010 und 2011 allerdings noch einmal von 49,0 auf 51,7 Millionen bzw. von 69,4 auf 73,3 Prozent um erstaunliche 6 Prozent zu. Unter den 2,7 Millionen Erstnutzern sind nur wenige junge Menschen: 1,5 Millionen stammen aus der Altersgruppe 40 bis 59 Jahre und 1,3 Millionen sind mindestens 60 Jahre alt. Nach wie vor sind nicht nur weniger Frauen im Netz, die weiblichen User nutzen das Internet weniger intensiv; das gilt auch für Audio- und Videoinhalte.
68 Prozent sehen Bewegtbild-Inhalte
Die Zahl derjenigen, die überhaupt Bewegtbilder online abrufen, ist insgesamt allerdings schon sehr groß: Ihr Anteil stieg von 65 Prozent im letzten auf 68 Prozent in diesem Jahr. Im Vorjahr haben 23 Prozent der Onliner TV-Sendungen zeitversetzt im Internet angeschaut, dieses Jahr sind es schon 29 Prozent. Live-Sendungen im Netz verfolgten 2010 erst 15 Prozent, dieses Jahr sind es schon 21 Prozent. Der Anstieg war in der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen besonders stark.
Zugenommen hat außerdem die Nutzung von Social Networks. 43 Prozent der Internetnutzer in Deutschland sind in wenigstens einer Community registriert, letztes Jahr galt dies nur für 39 Prozent. Mit 31 Prozent fast jeder dritte von ihnen tauscht sich in Sozialen Netzwerken über TV-Inhalte aus. Die mobile Netznutzung stieg im Jahresvergleich deutlich: 2010 griffen erst 13 Prozent der deutschen Onliner von unterwegs auf das Netz zu, nun ist es schon jeder fünfte (20 Prozent). Apps auf Smartphones oder Media-Tablets werden von 17 Prozent der Onliner in Deutschland verwendet. Besonders gefragt sind Programme zu Kommunikationszwecken, Service- und Verkehrsinfos sowie Apps von TV-, Hörfunk- und Printmedien.
Professionelle Inhalte sind gefragt
Markus Schächter, ZDF-Intendant und Vorsitzender der ARD/ZDF-Medienkommission: „Das Netz braucht professionelle TV-Inhalte und diese werden dort immer stärker abgerufen. Mit unseren Angeboten in der ZDFMediathek erreichen wir außerdem ein jüngeres Publikum als mit der normalen Ausstrahlung. Die Ergebnisse stützen unsere Prognose: Das Netz schafft das Fernsehen nicht ab, sondern es wird zu einem wichtigen Ergänzungsmedium für die TV-Sender.“
Der Intendant des Hessischen Rundfunks und stellvertretende Vorsitzende der ARD/ZDF-Medienkommission Dr. Helmut Reitze verweist auf die enge Anbindung des ARD-Internetangebots an die Hörfunk- und Fernsehprogramme der ARD: „Die Menschen sehen, hören und lesen heute, was, wann und wo sie es wollen. Schon heute machen die Nutzungsdaten deutlich, dass unsere starken TV- und Radiomarken sich auf den neuen Abrufplattformen nicht nur behaupten, sondern besonders gefragt sind. Mit unseren Mediatheken und der Fülle an Zusatzinformationen zu unseren Fernseh- und Radiosendungen bieten wir genau das, was unser Publikum von uns erwartet: Unsere hochwertigen Inhalte unentgeltlich, zeit- und plattformunabhängig bereitzustellen.“
Herkömmliches lineares Fernsehen dominiert
Die Bedeutung des Internets für den Fernsehkonsum ist ungeachtet der hier genannten starken Zuwächse noch sehr gering. 97 Prozent des TV-Konsums entfallen auf das herkömmliche, lineare Fernsehen. Zeitversetztes Fernsehen kommt gerade einmal auf 2 Prozent, Onlinenutzung sogar nur auf 1 Prozent. Dabei machen es einem moderne HD-Receiver mit Festplatte, Set-Top-Boxen und Fernseher mit Anschlussmöglichkeit an das Internet und Apps (zum Beispiel für YouTube und Maxdome) inzwischen ziemlich leicht, TV-Inhalte und Videos ganz individuell zu nutzen.
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