Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 startet über seine Multimedia-Tochter SevenOne Intermedia eine neue Mobilfunkmarke, bei der die Internetnutzung mit dem Handy im Mittelpunkt steht. Unter dem Namen FYVE stehen in einem Prepaid-Tarif zwei verschiedene Datenoptionen zur Verfügung.
Handysurfen ist zwar schon relativ weit verbreitet, doch die meisten Mobilfunkkunden gehen mit ihrem mobilen Telefon noch nicht online. Ein wesentliches Hindernis ist dabei die Angst vor hohen Rechnungen. In aktuellen Tarifen halten sich die Kosten für die Datenübertragung zwar in Grenzen, aber der eigene Verbrauch lässt sich nur schwer einschätzen. Wer eine Handyflat bucht, ist zumindest bei der Inlandsnutzung auf der sicheren Seite, aber so richtig herumgesprochen hat es sich bisher anscheinend nicht, wie günstig man das Internet bereits seit einer Weile vom Handy aus nutzen kann.
FYVE soll Angst vor hohen Kosten vertreiben
Zur Einführung der neuen Mobilfunkmarke FYVE setzt SevenOne Intermedia daher auf Kostenkontrolle und einen niedrigen Enstiegspreis. Im Pressetext heißt es unter Bezug auf die Mobile Web Watch-Studie 2010 von accenture: „Nur 17 Prozent der Deutschen surfen bislang regelmäßig mobil – alle übrigen nennen die hohen Kosten als die größte Einstiegsbarriere. Die Anzahl an mobilen Surfern wird in den nächsten Jahren stark anwachsen, was durch anwenderfreundliche Endgeräte und Betriebssysteme unterstützt wird.“
Mit anderen Worten: Das Potenzial ist enorm, aber die Handynutzer halten sich mit Blick auf vermeintliche oder tatsächliche Kosten noch sehr zurück, was die mobile Internetnutzung angeht. Insofern ist es clever, die Angst vor hohen Handykosten in der Einführungskampagne aufzugreifen und auf die Spitze zu treiben: FYVE macht „Schluss mit dem Tarifwahnsinn“, lautet das Werbeversprechen. FYVE sei fair und es gebe keine „Risiken und Nebenwirkungen“; über Facebook sollen Nutzer sogar ihre Freunde „in die FYVE Anstalt einweisen“.
Betrachtet man die Fakten, ist ProSiebenSat.1 angesichts der zahlreichen existierenden Tarife für die preiswerte mobile Internetnutzung mindestens ein Jahr zu spät dran mit dieser Art der Werbung. Doch es kommt schließlich darauf an, wie die Preise für Datenübertragung vom durchschnittlichen Nutzer wahrgenommen werden.
FYVE im Überblick
Realisiert wird das neue Mobilfunkangebot über das Netz von Vodafone, was angesichts des guten Netzausbaus für Surfgeschwindigkeiten von bis zu 7,2 MBit/s ein Pluspunkt ist. Im Telefoniebereich ist FYVE nicht besonders interessant: SMS kosten durchweg 9 Cent, ebenfalls 9 Cent kostet das Telefonieren pro Minute, wobei im wenig erfreulichen 60/60-Takt abgerechnet wird. Die Mailboxabfrage ist zumindest gratis.
Interessant ist allerdings, dass die 9 Cent pro Telefonminute nicht nur in alle deutschen Netze gelten, sondern ebenfalls für an Festnetz-Anrufe nach Belgien, Bulgarien, China, Estland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Hongkong, Israel, Italien, Japan, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Monaco, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweiz, Serbien, Singapur, Slowakei, Slowenien, Spanien, Taiwan, Thailand, Türkei, Ukraine und Ungarn. Das sind immerhin 33 Länder, in die man günstig vom Handy aus telefonieren kann.
Den Schwerpunkt legt man bei FYVE jedoch auf die mobile Internetnutzung, wobei zwei verschiedene Optionen für jeweils einen Monat gebucht werden können: Im sogenannten Vielsurfer-Paket erhält man für 5 Euro 150 MB Datenvolumen. Hat man diese Grenze erreicht, wird die Verbindung gekappt. Ein weiterer Nachteil im kleinen Paket besteht zudem darin, dass nur UMTS-Geschwindigkeit (also maximal 384 kBit/s) zur Verfügung steht, womit sich der Vorteil des gut ausgebauten Vodafone-Netzes relativiert.
Im Flatrate-Paket für 10 Euro im Monat gibt es die Beschränkung auf UMTS-Geschwindigkeit nicht. Es stehen 500 MB Traffic für schnelles Surfen zur Verfügung, anschließend wird die Bandbreite auf GPRS-Niveau gedrosselt. Das Starter-Paket mit der SIM-Karte (wahlweise normale Größe oder Micro-SIM-Format) kostet einmalig 9,95 Euro plus Versandkosten. Neben einem Startguthaben in Höhe von 1 Euro ist dabei ein „Vielsurfer-Paket“ für die ersten 30 Tage enthalten. Guthaben aufladen kann man per Überweisung, Lastschrift, Kreditkarte und Guthaben-Karten von Vodafone.
Ist FYVE für die mobile Internetnutzung interessant?
Ja, gleich beide Tarifvarianten stellen eine Bereicherung für den deutschen Mobilfunkmarkt dar. Eine FYVE-SIM-Karte ist nicht allein für die Nutzung mit einem Handy vorgesehen, sondern kann etwa auch im Netbook oder UMTS-Surfstick genutzt werden. Üblicherweise dürfen Handyflats nur mit dem Handy genutzt werden.
Der Name „Vielsurfer-Paket“ passt zwar überhaupt nicht, denn eine Begrenzung auf 150 MB Traffic, wobei anschließend gar kein Internetzugang mehr besteht, würde eher zu einem Einsteiger- oder Wenig-Surfer-Paket passen. Dennoch ist das „Vielsurfer-Paket“ attraktiv, nur eben nicht für die echten Vielsurfer.
Das Flatrate-Paket wiederum glänzt mit einer Datendrosselung erst ab einem Volumen von 500 MB. Die Grenze, ab der die Bandbreite bei Handy-Flatrates auf mageres GPRS-Niveau abgesenkt wird, liegt bei den meisten Mobilfunkprovidern zwischen 200 und 300 MB. Ist man nur mit dem Handy bzw. Smartphone online, wird man innerhalb von 30 Tagen selbst bei intensiver Nutzung kaum die 500-MB-Marke erreichen.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar