Mobiles Internet als DSL-Alternative?

Internet über Mobilfunknetze ist ein ganzes Stück attraktiver geworden. Das liegt nicht nur an der Preisentwickung, sondern in letzter Zeit vor allem am Netzausbau, durch den die Bandbreiten im mobilen Internet deutlich gestiegen sind. Dank HSPA bieten die UMTS-Netze unter günstigen Umständen Surfgeschwindigkeiten, die denen an DSL-Anschlüssen ebenbürtig sind.

Am 30. Juli 2009 waren wir in unserem Artikel „Internet ohne Festnetz“ der Frage nachgegangen, ob UMTS oder Kabelinternet gute DSL-Alternativen darstellen. Angeregt durch die Tarifübersicht Mobile Monitor Q3/2010, die der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. zusammen mit teltarif.de vor kurzem veröffentlicht hat, wollen wir nach fast einem Jahr ein Update dazu liefern.

Zuerst ein kurzer Blick auf die DSL-Alternative Kabelanschluss: Vor einem Jahr waren die Internetanschlüsse der Kabelnetzbetreiber mit ihren meist 32 MBit/s als Höchstgeschwindigkeit den klassischen DSL-Anschlüssen mit 16 MBit/s bereits überlegen. Inzwischen ist das Internet aus dem digitalen Kabelanschluss nicht nur billiger geworden, sondern die Bandbreiten sind vielerorts deutlich höher als noch vor einem Jahr. Kabel Deutschland bietet in Hamburg, Hannover, München und bald Berlin 100 MBit/s im Downstream an und verfolgt inzwischen recht ehrgeizige Ziele beim Netzausbau. Unitymedia treibt in Hessen und Nordrhein-Westfalen ebenfalls den Netzausbau voran und bietet in den ersten Städten schon Internetgeschwindigkeiten von bis zu 128 MBit/s an. Kabel BW hat seinen Netzausbau vorerst sogar schon abgeschlossen und kann nahezu flächendeckend allen Kabelhaushalten in Baden-Württemberg 100 MBit/s anbieten.

Durch Kombi-Angebote aus Digital-TV, Telefonanschluss und Internetzugang und teilweise auch Pay-TV oder Mobilfunk-Tarifen ergeben sich für die Kabelkunden bei einem Verzicht auf ihren bisherigen Telefon- und Internetanschluss zugunsten von Kabelinternet attraktive Preisvorteile. Wo kein DSL verfügbar ist, besteht zum Teil die Möglichkeit, Kabelinternet zu bestellen. Außerdem bietet der Kabelanschluss als Alternative zu DSL sehr viel schnellere Verbindungen.

Internet über das Mobilfunknetz erreicht dermaßen hohe Geschwindigkeiten nicht, kann allerdings zum Teil durchaus mit einem klassischen DSL-Anschluss mithalten. Dazu schreibt der BVDW: „Während im letzten Mobile Monitor zwei Drittel der Tarife im Downstream – Übertragung zum Endgerät – nur Geschwindigkeiten weit unter einem Megabit pro Sekunde ermöglichten, ist in der aktuellen Ausgabe bei den meisten Angeboten HSDPA mit 1,8 bis 7,2 Megabit pro Sekunde möglich. Beim Upload – Übertragung vom Endgerät – stehen in der Regel zwischen 0,384 und 2 Megabit pro Sekunde zur Verfügung.“

Hohe Bandbreiten bei der mobilen Internetnutzung sind inzwischen sogar „im preiswerten Tarifsegment“ keine Seltenheit mehr. Große Bewegungen bei den Preisen hat es laut BVDW Mobile Monitor seit Jahresbeginn zwar nicht mehr gegeben, aber 2009 wurde die mobile Internetnutzung bereits ziemlich günstig. Der BVDW Mobile Monitor zeigt „die jeweils fünf günstigsten Internettarife für mobile Gelegenheits-, Tages- und Vielsurfer im Überblick“. Für hohe Bandbreite (HSDPA/HSUPA) muss man keinen teuren Datentarif wählen, aber die Unterschiede zwischen den angebotenen Tarifen sind sehr groß: „Sind schnelle Datenübertragungsraten für die mobile Internetnutzung vor allem im Premium- und Business-Bereich angesiedelt, so ermöglichen die Anbieter, dank des kontinuierlichen Netzausbaus, auch im unteren Preisbereich schnelle Verbindungen. Es lohnt sich daher nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Geschwindigkeiten zu schauen“, sagt Marc O. Schmöger (Billich-Pirlich-Schmöger & Partner), Unitleiter Mobile Internet im BVDW.

Wie schon zu Jahresbeginn kostet die billigste Datenflatrate für die mobile Internetnutzung 14,99 Euro im Monat, für die billigste Tagesflatrate werden 1,99 Euro fällig. Berücksichtigt werden im BVDW Mobile Monitor allerdings nur solche Monatsflatrates, bei denen eine Geschwindigkeitsdrosselung auf GPRS-Niveau erst ab einem Datenvolumen von 5 GB einsetzt. Das von Sat.1 angebotene Surfpaket Light mit 500 MB Traffic beispielsweise findet daher keine Berücksichtigung, obwohl es mit seinen 9,99 Euro für Nutzer mit geringem Volumenbedarf sehr interessant ist.

FAZIT: Im Vergleich zur Situation im Juli letzten Jahres sind Internetzugänge auf Mobilfunkbasis nicht nur billiger, sondern sehr viel schneller geworden. Wer nur selten große Downloads vornimmt und auch nicht über das Internet fernsehen möchte, kann UMTS als DSL-Alternative aus Kostengründen durchaus in Betracht ziehen. In jedem Fall sollte man aber ausprobieren, wo gut die Empfangssituation bzw. hoch die Netzauslastung am Wohnort beim jeweiligen Netzbetreiber ist.

Wer dann ganz auf seinen Festnetzanschluss verzichtet und einen Mobilfunkbetreiber wählt, der ihm für wenig Geld eine Festnetznummer zur Verfügung stellt, um für andere billig erreichbar zu bleiben, spart am meisten. Wer dagegen Highspeed-Internet möchte, sollte seinen DSL-Anschluss stattdessen gegen einen VDSL-Anschluss oder Kabelinternet eintauschen, wenn das technisch am Wohnort möglich ist.

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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