Schon wieder ein Kabelnetzbetreiber weniger: Die Nummer drei im deutschen Markt, Tele Columbus, kauft die Nummer vier, primacom. Gemeinsam versorgen die Unternehmen rund 2,8 Millionen Haushalte, wobei die meisten davon in den östlichen Bundesländern liegen.
Eine echte Überraschung ist die am 16. Juli 2015 angekündigte Übernahme von primacom durch Tele Columbus nicht. Abgesehen vom anhaltenden Trend zur Konsolidierung im Kabelmarkt waren beide Unternehmen bereits vor ein paar Jahren auf Betreiben von Finanzinvestoren auf dem Weg zum Zusammenschluss, doch wurde die Schuldenlast damals zu groß.
Jetzt will die Tele Columbus AG die PrimaCom Holding GmbH für 711 Millionen Euro (vor Berücksichtigung von Barbeständen und Verbindlichkeiten) übernehmen. Die Finanzierung soll aus eigenen freien Mitteln sowie über eine Bankenfinanzierung und eine Brückenfinanzierung von 125 Millionen Euro erfolgen.
Stark in den ostdeutschen Ländern
Das fusionierte Unternehmen wird zwar deutlich kleiner als Kabel Deutschland und Unitymedia sein, aber mit den 1,2 Millionen angeschlossenen Haushalten von primacom wird Tele Columbus zu einer stärkeren Nummer drei mit dann 2,8 Millionen Haushalten. Hier ist zu berücksichtigen, dass beide Kabelnetzbetreiber abgesehen von einigen westdeutschen Schwerpunktgebieten wie Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen vor allem in den östlichen Bundesländern ihre Kunden haben, das neue Unternehmen so gesehen im Osten ein großer Player ist. Vollzogen werden soll die Transaktion bereits am 31. Juli 2015, denn man geht davon aus, dass keine aufsichtsbehördliche Genehmigung erforderlich ist.
„Dies ist eine zukunftsweisende Transaktion für Tele Columbus, mit der wir unsere Position als Nummer 3 im deutschen Kabelmarkt weiter ausbauen und einen starken Marktakteur schaffen“, erklärt Ronny Verhelst, Vorstandsvorsitzender der Tele Columbus AG. „Da sich die Netze von Tele Columbus und PrimaCom hervorragend ergänzen und die Ausrichtung der Unternehmen auf die wohnungswirtschaftliche Kundenbasis vergleichbar ist, besitzt diese Zusammenführung eine große strategische und wirtschaftliche Logik. PrimaCom hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende finanzielle und operative Leistung gezeigt – und wir freuen uns auf weitere gemeinsame Erfolge in der Zukunft.“
Wachstum durch Highspeed-Internet
Wachstumspotenzial sehen die Unternehmen besonders durch die weitere Aufrüstung von Kabelnetzen, denn voll rückkanalfähig sind bei Tele Columbus bislang nur 56 Prozent und bei primacom 57 Prozent der Haushalte im jeweiligen Versorgungsgebiet. Dank großer Investitionen in die Netzinfrastrukturen haben sich die Kabelnetzbetreiber in Deutschland zwar spät, aber dann innerhalb weniger Jahre zu ernsthaften Konkurrenten der klassischen Telekommunikationsunternehmen entwickelt. Vielerorts stammen die schnellsten Internetanschlüsse vom örtlichen Kabelnetzbetreiber. Aufgrund technischer Gegebenheiten ist es für Kabelnetzbetreiber leichter bzw. günstiger als für Telekommunikationsunternehmen, schnelle Breitbandanschlüsse abseits der großen Ballungsräume anzubieten. Wo Netze rückkanalfähig werden, ist das Interesse der Verbraucher an Kabelinternet – nicht zuletzt infolge oft fehlender Alternativen – regelmäßig groß.
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