Ab sofort sind 400 MBit/s die neue Höchstgeschwindigkeit für Kabelinternet. Am 22. April 2015 hat Tele Columbus als erster Kabelnetzbetreiber in Deutschland Internetanschlüsse mit Datenraten bis zu 400 MBit/s offiziell eingeführt.
Die Region Potsdam ist die erste in Deutschland, in der Internet über den Kabelanschluss mit einer Geschwindigkeit von bis zu 400 MBit/s erhältlich ist. Rund 40.000 Haushalte im Stadtnetz von Tele Columbus haben die Möglichkeit, den neuen Tarif „2er Kombi 400“ zu bestellen.
Den bis zu 400 MBit/s im Downstream (Daten empfangen) stehen nur bis zu 10 MBit/s im Upstream (Daten senden) gegenüber – ziemlich wenig! Der allergrößte Teil der Daten fließt aus dem Netz zum Kunden, aber wenn es etwa darum geht, die eigene Foto- und Videosammlung in einen Cloud-Speicher zu laden, kommt es sehr wohl auf die Upload-Rate an. In der Tarifübersicht empfiehlt das Unternehmen den neuen Tarif für „Rekord-Surfer“.
Rekordverdächtig ist zumindest der stolze Preis von 99 Euro im Monat für die Grundgebühr. Anders als in den meisten anderen Tarifen gibt es bei der „2er Kombi 400“ keinen Rabatt im ersten Vertragsjahr, zudem werden keine bis zu sechs Gratismonate „für Wechsler“ angeboten. Die volle Grundgebühr wird ab dem ersten Monat fällig. Immerhin entfällt bei Bestellung via Internet bis zum 3. Mai 2015 der Einrichtungspreis von 49,90 Euro.
WLAN-Router kostet extra
Es handelt sich um einen typischen Doppel-Flat-Tarif: Neben dem Internetzugang inklusive Flatrate gehört ein Telefonanschluss inklusive Flatrate für Verbindungen zu Festnetzanschlüssen in Deutschland dazu. Es ist verständlich, dass Tele Columbus einen 400-MBit/s-Anschluss nicht zum Discount-Preis anbietet. Wem die bisherige Maximalgeschwindigkeit von 150 MBit/s, die derzeit kaum ein Haushalt ansatzweise ausnutzen kann, nicht reicht, wird sich von den 99 Euro pro Monat kaum abschrecken lassen. Überraschen wird die Interessenten jedoch, dass sie für den Mitte 2014 eingeführten neuen WLAN-Router dann noch extra bezahlen müssen – auch wenn es bloß um 2,99 Euro/Monat geht. Erfreulich: Der Kabelnetzbetreiber offeriert eine echte Flatrate ohne Volumenbegrenzung.
Im Januar hatte Tele Columbus die Einführung von 400-MBit/s-Anschlüssen in Potsdam für den 1. April angekündigt. Der offizielle Startschuss fiel allerdings erst gestern Mittag mit einem symbolischen Knopfdruck durch Dorothee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und Digitale Infrastruktur, Maren Kern, Vorstand beim BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V., und Stefan Beberweil, Chief Commercial Officer der Tele Columbus Gruppe.
Dorothee Bär erinnerte bei dieser Gelegenheit an die Ziele für den Breitbandausbau: „Das Ziel der Bundesregierung ist klar: Wir wollen überall in Deutschland Zugang zu schnellem Internet schaffen. Bis 2018 soll es eine flächendeckende Versorgung mit mindestens 50 MBit pro Sekunde geben. Wir begrüßen alle Innovationen, die dieses Ziel unterstützen. Der neue Spitzenwert von 400 Mbit pro Sekunde hat eine große Abstrahlwirkung in den Markt und wird dazu beitragen, dass die Internetgeschwindigkeiten auch in der Breite weiter steigen. Bundesregierung und Wirtschaft arbeiten hier Hand in Hand.“
BBU-Vorstand Maren Kern sprach die Nachfrage auf Seite der Mieter an: „Hochgeschwindigkeitsinternet ist eine wesentliche Voraussetzung für die Nutzung von modernen Multimedia- und Cloudanwendungen. Mit der raschen Zunahme dieser Dienstleistungsangebote wächst der Bedarf für breitbandige Datenanbindungen, gerade auch bei privaten Haushalten. Eine leistungsfähige Multimedia-Infrastruktur wird deshalb auch bei der Vermietung von Wohnungen zu einem immer wichtigeren Faktor. Tele Columbus macht hierbei heute einen großen und beispielhaften Schritt nach vorne.“
Viel schneller als VDSL
Bis 400-MBit/s-Tarife tatsächlich gebraucht werden, dürften noch einige Jahre vergehen. Aktuell ist der Ausbau eine Gelegenheit für Tele Columbus, sich als Anbieter besonders schneller Internetzugänge zu profilieren und die Wettbewerber langsam aussehen zu lassen. Die Konkurrenz der Telekommunikationsunternehmen kann dort, wo VDSL verfügbar ist, meist nur bis zu 50 MBit/s bieten, mit Vectoring in naher Zukunft bis zu 100 MBit/s. Um mit den Kabelnetzbetreibern mithalten zu können, müsste massiv in den Glasfaserausbau investiert werden. Derzeit ist ein 50-MBit/s-Anschluss zwar eine gute Wahl, doch in wenigen Jahren werden die Internetprovider mehr bieten müssen, um ihre Kunden nicht zu verlieren.
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