TV-Empfangswege: Kabel verliert, Satellit, DVB-T und IPTV legen zu

Fernsehen via Satellit ist noch beliebter geworden. Die Kabelnetzbetreiber dagegen haben TV-Kunden verloren. 80 Prozent der deutschen Fernsehhaushalte empfangen Digital-TV, aber erst einer von vier Haushalten in Deutschland empfängt hochauflösendes Fernsehen.

Als Hauptempfangsweg (also typischerweise für die Versorgung mit TV-Signalen im Wohnzimmer) hat das Satellitenfernsehen im vorigen Jahr an Gewicht gewonnen. Laut dem gerade veröffentlichten „ASTRA TV-Monitor 2012“ erhöhte sich die Zahl der Satellitenhaushalte von 17,54 Millionen in 2011 um mehr als eine halbe Million auf 18,07 Millionen in 2012. Der Marktanteil von Sat-TV erreicht somit inzwischen 47 Prozent. Rückläufig war dagegen die Zahl der Kabel-TV-Haushalte: Statt 17,27 Millionen Haushalten mit Kabelfernsehen waren es zuletzt nur noch 16,70 Millionen. Der Marktanteil der Kabelnetzbetreiber beträgt nur noch 44 Prozent.

Leichte Zugewinne für DVB-T und IPTV

Ein Plus verzeichnete letztes Jahr auch DVB-T, nachdem das digitale terrestrische Fernsehen 2011 an Reichweite eingebüßt hatte. 220.000 zusätzliche DVB-T-Haushalte sorgten für ein erneutes Durchbrechen der 2-Millionen-Marke, rund 2,05 Millionen Haushalte nutzen nun wieder das „Überallfernsehen“, dessen Zukunft angesichts des geplanten Ausstiegs der RTL-Sender inzwischen allerdings ungewiss scheint. Ein leichtes Wachstum von 1,25 Millionen auf 1,26 Millionen Haushalte verzeichnete zudem der Empfangsweg IPTV. Insgesamt erfasste das Marktforschungsinstitut TNS Infratest für den „ASTRA TV-Monitor 2012“ zum Ende letzten Jahres 38,08 Millionen Fernsehaushalte.

Wolfgang Elsäßer, Geschäftsführer ASTRA Deutschland: „Das Satellitenfernsehen hat die erst ein Jahr alte Marktführerschaft behauptet und ausgebaut. Die Ergebnisse des TV-Monitors 2012 sind die logische Folge der Vorteile des beliebtesten TV-Verbreitungswegs in Deutschland. Das Angebot ist vielfältig, die Empfangsqualität hoch und der Empfang günstig. Die hohen Verkaufszahlen von Sat-Receivern und Fernsehern mit eingebautem Sat-Empfänger im Jahresverlauf hatten uns bereits zuversichtlich gestimmt. Aber einen Vorsprung vor dem Kabel von fast 1,4 Millionen Haushalten zum Jahresende hätten nur wenige für möglich gehalten. Erfreulich ist, dass ein großer Teil des Zuwachses im zweiten Halbjahr zustande kam, nach der Abschaltung des analogen Satellitenfernsehens Ende April 2012. Wir gehen daher davon aus, dass der Trend hin zum Satelliten nachhaltig ist.“

Sonderfall Analogabschaltung

2012 war mit Blick auf die TV-Empfangswege kein normales Jahr, denn die Abschaltung des analogen Satellitenfernsehens sorgte für starke Impulse, neue technische Geräte anzuschaffen. So mancher Zuschauer mit analoger Sat-Empfangstechnik dürfte gleich auf HDTV anstatt nur auf digitales Fernsehen umgestiegen sein. Dennoch: Selbst beim Satellitendirektempfang ist es mit 44 Prozent erst eine Minderheit, die hochauflösendes Fernsehen empfängt. Zum Jahresende waren es 7,90 Millionen Sat-Haushalte mit HD-Empfang, ein Jahr zuvor waren es erst 5,94 Millionen.

Beim Empfangsweg Kabel stieg die Zahl der HDTV-Haushalte von 3,26 Millionen auf 4,53 Millionen. Mit 27 Prozent wird HDTV in kaum mehr als jedem vierten deutschen Kabelhaushalt genutzt. Insgesamt erhöhte sich die Anzahl der Haushalte, die in Deutschland hochauflösendes Fernsehen empfangen, von 10 Millionen auf 13,1 Millionen. Wolfgang Elsäßer: „HDTV wird auch 2013 der entscheidende Impulsgeber für Hardware- Hersteller, Handel und Sender. Über ASTRA können inzwischen 63 HD-Kanäle empfangen werden. Allein im vergangenen Jahr sind über 20 HD-Sender neu hinzugekommen. HDTV ist für Millionen Haushalte der entscheidende Entwicklungssprung im Fernsehen der letzten drei Jahrzehnte.“

Hochauflösendes Fernsehen bevorzugt

89 Prozent der befragten HDTV-Nutzer sind der Meinung – das wurde im „ASTRA TV-Monitor 2012“ ebenfalls abgefragt – dass Fernsehen in HD eine „deutlich bessere Bild- und Tonqualität“ bringe. 61 Prozent würden gerne mehr HDTV-Programme empfangen, 24 Prozent gaben an, dass die Frage, ob ein Sender ein HD-Signal bereitstellt, ihren TV-Konsum beeinflusst. (Sie stimmten folgender Aussage zu: „Ich könnte mir vorstellen, dass ich einen Sender weniger nutze, wenn er im Unterschied zu anderen nicht in HD sendet.“) Seit der Abschaltung des analogen Satellitenfernsehens gibt es bloß noch via Kabelanschluss analoges Fernsehen in Deutschland. Die Zahl der Digital-TV-Haushalte insgesamt stieg binnen eines Jahres von 26,76 Millionen auf 30,45 Millionen. Der Digitalisierungsgrad in Deutschland lieht damit schon bei 80 Prozent.

 

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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