Ultra HD: Onlinevideotheken könnten für schnellen 4K-Durchbruch sorgen

Bild (Smart TV mit webOS): LG

Das HDTV-Nachfolgeformat Ultra HD setzt sich möglicherweise schneller durch als gedacht. Anders als TV-Sender können Onlinevideotheken mit überschaubarem Aufwand 4K-Auflösung anbieten. LG hat heute angekündigt, 4K-Streaming mit Netflix zu unterstützen.

Auf der derzeit in Las Vegas stattfindenden Consumer Electronics Show (CES) ist für die Hersteller von Fernsehgeräten Ultra HD bzw. 4K das große Thema. Aber was nützt eine große Auswahl an 4K-Fernsehern zu erschwinglichen Preisen, wenn es keine ultrahochauflösenden Inhalte gibt? Die Verbraucher zahlen den Mehrpreis nur, wenn sie davon ausgehen können, bald passende Inhalte sehen zu können.

Es wird noch eine Weile dauern, bis die Fernsehsender in großem Stil auf Ultra HD umrüsten. Lohnt es sich dann 2014 überhaupt, in einen Fernsehapparat mit vierfacher Full-HD-Auflösung zu investieren?

House of Cards in 4K

Möglicherweise, denn abgesehen davon, dass schon manche Kinofilme in 4K-Auflösung gedreht werden, sind Onlinevideotheken dazu übergegangen, eigene Inhalte zu produzieren. Das ist spätestens seit dem Erfolg von Netflix mit der ersten „House of Cards“-Staffel kein Geheimnis mehr. Die zweite Staffel „House of Cards“ kommt dieses Jahr in 4K-Auflösung.

Das hat Netflix heute auf der CES in Las Vegas offiziell bestätigt. Im Gespräch war das bereits seit letztem Frühjahr, aber das Entscheidende heute war: Die neuen 4K-Smart TVs mit dem Betriebssystem webOS ermöglichen Abonnenten der Onlinevideothek Netflix 4K-Streaming. Übrigens: Beim offiziellen Trailer der neuen Staffel auf YouTube lässt sich die Auflösung auf 2.160p (4K) einstellen.

„LG und Netflix haben beide eine lange Tradition von Marktpremieren. So kam beispielsweise der erste netzwerkfähige Blu-ray-Player mit Netflix-Streaming schon im Jahre 2008 auf den Markt und begründete die neue Kategorie der netzwerkfähigen Consumer-Produkte“, sagte Michael Wilmes, Senior Public Relations Manager, LG Electronics. „Die Darstellung von Netflix 4K-Content auf den außergewöhnlichen LG Ultra HD-Bildschirmen mit unserer neuen webOS Smart TV-Plattform wird das Fernsehen grundlegend verändern.“

Dieses Jahr geht es los

Reed Hastings, President und CEO von Netflix war auf der Pressekonferenz von LG zu Gast: „Als das größte Internet-TV-Netzwerk der Welt gehört Netflix zu den ersten, die Ultra HD 4K für die Konsumenten bereitstellen. Ultra HD 4K-Content gelangt vorwiegend durch Streaming zu den Konsumenten, und wir freuen uns, dies gemeinsam mit LG im Laufe dieses Jahres anbieten zu können.“

Die neu vorgestellten Ultra HD TV-Produkte von LG haben einen eingebauten 4K HEVC 60p-Decoder. Die Fernseher dekodieren Fernsehsignale im H.264- und HEVC H.265-Format mit 30p oder 60p. Die technische Umsetzung bereitet den Herstellern allerdings keine Kopfschmerzen: „Die Content-Bereitstellung war bei den Ultra HD TVs immer ein zentrales Thema, seit wir 2012 als erster Anbieter ein TV-Gerät mit 84 Zoll auf den Markt gebracht haben“, sagte Michael Wilmes weiter. „Unsere Tru-Ultra HD Engine bietet eine hervorragende Qualität mit Upscaling, aber die generelle Vorgabe war stets die native 4K-Content-Bereitstellung, und hierfür war Netflix der perfekte Partner.“

Nicht nur Netflix und LG setzen auf 4K

LG-Konkurrent Samsung hat ebenfalls angekündigt, Netflix-Kunden 4K-Streaming zu ermöglichen. Netflix ist zudem nicht die einzige Onlinevideothek, die bei Eigenproduktionen auf ultrahohe Auflösung setzt. Mitte Dezember hatte der Produktionsarm von amazon.com, Amazon Studios, die Produktion von 4K-Inhalten angekündigt.

Die ersten beiden Eigenproduktionen waren letztes Jahr „Alpha House“ und „Betas“. Nach diesen beiden Produktionen aus dem Comedy-Genre soll 2014 die erste Dramaserie folgen und da möchte Amazon Studios von Anfang an Maßstäbe bei der Bildqualität setzen.

Mehr Probleme für die Fernsehsender

Für die Fernsehsender bedeuten die 4K-Pläne der Video-on-Demand-Anbieter zusätzliche Probleme. Schon jetzt nagen der Erfolg der Onlinevideotheken (in den USA mehr als in Deutschland, aber auch hier sind sie im Massenmarkt angekommen) und die Beliebtheit von Festplattenreceivern am Geschäftsmodell insbesondere der werbefinanzierten Programme. Was mit einem Festplattenreceiver aufgezeichnet wird, hat zumindest keine bessere Qualität als das laufende Programm.

Doch wenn die Onlinevideotheken nun im Bereich Bildqualität zum Überholen ansetzen, sieht das herkömmliche, lineare Fernsehen mit einem Mal noch „älter“ aus. Bessere Bildqualität – das zeigen verschiedene Studien – ist einer der Hauptgründe für die Anschaffung eines neuen Fernsehapparats.

Bild links oben (Smart TV mit webOS): LG

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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