HD-TV-Geräte sind Standard – aber nur jeder 4. Haushalt nutzt HDTV

In den meisten deutschen Haushalten steht ein HD-Fernseher, doch nur 25 Prozent nutzen HDTV. Ein HD-Receiver fehlt. Dabei ist die bessere Bildqualität des hochauflösenden Fernsehens der mit Abstand wichtigste Kaufanreiz für ein solches Gerät.

Innerhalb weniger Jahre sind HD-fähige Flachbildfernseher zum Standard in deutschen Wohnzimmern geworden, bei neueren Technologien wie 3D-Fernsehen und Hybrid-TV verhalten sich die Verbraucher noch ziemlich abwartend. Aktuelle Daten zu diesem Thema nennt TNS Infratest. Zwischen April und Mai wurden für die Studie TNS CONVERGENCE MONITOR 1.502 Personen zwischen 14 und 64 Jahren in Deutschland zu ihrer aktuellen und potenziellen Nutzung von Medien- und Telekommunikationsdienstleistungen befragt.

Im Vergleich zu 2008 hat sich die Zahl der Plasma- und LCD-Fernseher nahezu verdreifacht; die Verbreitung wuchs von 21 auf 59 Prozent. Die Konsumenten übertreffen damit gewissermaßen ihre eigenen Erwartungen, denn die zuvor geäußerte Kaufbereitschaft lag niedriger. Die Marktforscher führen dies auf Bedürfnisweckung durch Werbung und unerwartete Defekte an Altgeräten zurück.

Bessere Bildqualität wichtigster Grund für Anschaffung

Der Hauptgrund für den Kauf eines Flachbildfernsehers ist die bessere Bildqualität bei hochauflösendem Fernsehen. Das ist an sich völlig verständlich, aber es gibt einen merkwürdigen Widerspruch: Nur 25 der Haushalte verfügen überhaupt über einen HD-Empfänger (integriert oder als Set-Top-Box). Das bedeutet: Die meisten Besitzer eines HD-Flachbildfernsehers können HDTV gar nicht empfangen! „HDTV hat dazu beigetragen, dass Fernsehen wieder als eine moderne, zukunftsfähige Technologie wahrgenommen wird“, sagt Wolfgang Werres, Geschäftsführer TNS Infratest MediaResearch und Mitglied der TNS CONVERGENCE GROUP. „Mit den großen, schicken Flatscreens im Zentrum der Wohnung hat das Fernsehen ein Stück weit seine ‚Lagerfeuer‘-Funktion zurück erobert und ist wieder vorzeigbar geworden.“

Mit 30 Prozent fast jeder dritte wollte durch den Neukauf eine optisch ansprechendere Alternative zu seinem Röhrenfernseher erhalten. Mit 43 Prozent noch wichtiger war eine größere Bilddiagonale. In Standardauflösung und ganz besonders beim analogen Fernsehen ist eine recht große Bildschirmdiagionale der Bildqualität jedoch abträglich. Das sollten Käufer berücksichtigen.

Bei 3D und Internet auf dem Fernseher warten die Verbraucher ab

Von den Vorteilen von HDTV sind die Verbraucher inzwischen überzeugt, 3D-TV und Hybrid-TV reizen dagegen erst wenige Fernsehzuschauer zum Kauf eines entsprechenden Geräts. Der Bekanntheitsgrad von 3D-TV liegt der Umfrage zufolge aber schon bei 78 Prozent, ein gewisses Interesse ist zudem vorhanden. „Immerhin 59 Prozent der 14- bis 64-Jährigen haben bereits davon gehört, dass es möglich ist, mit dem Fernseher im Internet zu surfen“, heißt es in der Pressemitteilung. „Aber nur acht Prozent der Haushalte haben die Möglichkeit mit einem internetfähigen Fernseher bzw. über eine internetfähige Set-Top-Box oder Spielekonsole Webseiten am Fernsehbildschirm aufzurufen.“

Der Begriff  „Webseiten“ ist meiner Ansicht nach unglücklich gewählt, denn der Aufruf von Webseiten spielt bei Internetinhalten auf dem Fernseher ja kaum eine Rolle, die wenigsten Geräte ermöglichen tatsächlich einen Zugriff auf das Web. Stattdessen kommen meist spezielle Apps zum Einsatz, um etwa Inhalte von YouTube, Facebook, Twitter oder beispielsweise der Onlinevideothek Maxdome aufzurufen. Und nein, es ist nicht egal, welche Begriffe man beim Thema Internet auf dem Fernseher verwendet. Wer das oft auch unter den Begriffen Smart-TV und Connected-TV laufende Hybrid-TV noch nicht selbst nutzt, „kann sich Funktionsweise und Vorteile nur schwer vorstellen und steht der neuen Technologie daher eher abwartend gegenüber“, schreiben schließlich auch die Marktforscher.

Eigene Erfahrungen fehlen

„Bei Hybrid TV und noch mehr bei 3D TV sind die Konsumenten unsicher, wie benutzerfreundlich diese Dienste sind“, erläutert Wolfgang Werres. „Die Vorstellung, umständlich mit der TV-Fernbedienung URLs eintippen zu müssen, schreckt viele ab. Gleiches gilt für das Tragen einer 3D-Brille beim gemütlichen Fernsehabend.“ Woher kommt wohl die Vorstellung, URLs über die TV-Fernbedienung eintippen zu müssen? Davon abgesehen gibt es aus meiner Sicht noch erhebliches Verbesserungspotenzial bei der Bedienungsfreundlichkeit von Apps auf dem Fernseher. Vier Prozent der Studienteilnehmer verbinden ihren Fernseher mit Notebook oder Desktop-PC. Wer mit dem Flachbildfernseher tatsächlich ins Web will, ist mit dieser Lösung derzeit am besten bedient.

Das Medium Fernsehen behält seine starke Stellung

Obwohl es bisher nicht gelungen ist, für Online- und 3D-Inhalte die Potenziale zu erschließen, behält das Medium Fernsehen nach Einschätzung der Marktforscher „seinen hohen Stellenwert als Medium für Unterhaltung und Information“. Der Fernsehkonsum bleibt konstant, das gilt entgegen früherer Vermutungen auch für die jungen Menschen. An mindestens vier Tagen pro Woche schalten die 14- bis 64-Jährigen ihren Fernseher ein, die Sehdauer (nach Eigeneinschätzung) liegt bei über zweieinhalb Stunden pro Tag. Zum Vergleich: Für die private Internetnutzung wird nur rund eine Stunde täglich aufgewendet.

Allerdings nutzen die Fernsehsender das Netz inzwischen erfolgreich als weiteren Vertriebskanal für ihre Inhalte: Jeder vierte Befragte ruft Sendungen aus den Mediatheken/Videoportalen der TV-Sender ab. Mehr als jeder dritte (37 Prozent) holt sich aktuelle Informationen von den Websites der Sender. Noch steht die Mediennutzung im Internet aber nicht im Vordergrund, sondern Kommunikation, Interaktion und Transaktion. Drei von vier Teilnehmern der Befragung schreiben E-Mails, 40 Prozent nutzen Social Networks (72 Prozent in der Altersgruppe von 14 bis 29). Über alle Altersgruppen hinweg werden online Produktinformationen recherchiert. 70 Prozent nutzen das Netz, bevor sie eine Kaufentscheidung fällen.

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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