VideoWeb TV nennt sich eine Set-Top, die Smart TV-Funktionen auf ältere bzw. weniger gut ausgestattete Fernseher bringt. Außerdem kann die Box als Mediaplayer verwendet werden.
Vor rund zweieinhalb Monaten habe ich mir VideoWeb TV zugelegt, weil mir die Internetfunktionen meines Flachbildfernsehers nicht ausreichten. In diesem und weiteren Artikeln möchte ich Euch von meinen Erfahrungen mit dem Gerät berichten, um Euch eine Entscheidungshilfe zu geben – ob Ihr nun überlegt, diese oder eine ähnliche Box zu kaufen. Ich habe nicht den Anspruch, sämtliche Funktionen von VideoWeb TV ausgiebig zu testen, sondern ich möchte Euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Auf die Technik werde ich in einem zweiten Artikel eingehen, heute erfahrt Ihr, welche Inhalte Ihr Euch mit dem Gerät auf Euren Fernseher holen könnt.
Für wenig Geld Smart TV-Funktionen nachrüsten
Die Funktionsfülle von VideoWeb TV ist beeindruckend, besonders mit Blick auf den Preis. Für 149 Euro ist die Box direkt beim Hersteller zu bekommen, dort sogar mit der Möglichkeit, das Gerät noch 90 Tage nach dem Kauf zurückgeben zu können. Das ist ein ungewöhnlich langer Zeitraum. Ich habe lieber billiger bei einem Onlineshop meines Vertrauens gekauft und inklusive Versand lediglich rund 130 Euro bezahlt. Den Preis stelle ich schon zu Anfang heraus, weil die Frage, was ich für diesen Betrag erwarten kann, wesentlich für mein Urteil ist. Um es jetzt schon zu sagen: Ja, die VideoWeb TV Box ist ihr Geld wert, obwohl sie ein paar Schwächen hat.
Der Hersteller wirbt damit, dass sein Gerät aus jedem Fernseher einen Smart TV machen würde und damit über 100 neue Unterhaltungsangebote und Funktionen auf den Fernseher kämen. Ausschlaggebend für meinen Kauf waren der Zugang zu Maxdome und YouTube. Beides nutze ich zwar schon direkt mit meinem Fernseher (ein Samsung-Gerät der C-Serie), doch hatte ich auf höheren Komfort bzw. besseren Zugang zu den Inhalten gehofft.
Gut für Maxdome geeignet
In Bezug auf Maxdome bin ich angenehm überrascht worden: Die App der Online-Videothek sieht hier zwar ganz ähnlich aus wie auf meinem Fernseher, aber die Bildqualität ist sehr, sehr viel besser! Das hatte ich nicht erwartet, weil ich damit vorher gar nicht unzufrieden war. Nicht erst beim Abruf von HD-Inhalten zeigt sich das bessere Bild, bereits bei der Navigation durch die Menüs sieht alles schärfer und frischer aus. Wer Maxdome auf dem Fernseher nutzen möchte, sollte sich VideoWeb TV ansehen, ich kann das Gerät insoweit empfehlen.
Die YouTube App dagegen war eine Enttäuschung für mich. Inhalte nur suchen zu können und dazu mittels Fernbedienung mühsam Buchstabe für Buchstabe am Bildschirm auszuwählen, ist völlig unpraktisch. Inzwischen gibt es zwar die Lean-Back-Funktion mit Playlisten und sogar Inhalte aus abonnierten Channels finden dadurch auf den Fernseher, aber die Bedienung ist hakelig. Wie leider allgemein üblich wird zu sehr auf große Bilder und den optischen Eindruck gesetzt. Schnelle und bequeme Bedienbarkeit gehörte offensichtlich nicht zu den Prioritäten bei der Entwicklung. Immerhin gibt es dazu eine Android-App, dank der ich mit meinem Smartphone die Steuerung vornehmen kann. Das ist insbesondere für die Eingabe von Suchbegriffen ein Vorteil. Die große Zukunft, die ich mir für YouTube vorstellen kann, wenn die Inhalte des Portals erst komfortabel auf dem Fernseher zu sehen sind, lässt sich hier aber trotzdem kaum erahnen. Kurz gesagt: Mich überzeugt das noch nicht.
Zugriff auf Mediatheken von Fernsehsendern
Zu den wesentlichen Anreizen, mit einem solchen Gerät Smart TV-Fähigkeiten nachzurüsten, zählt mit Sicherheit nicht nur für mich der Zugang zu den Mediatheken (auf Basis von HbbTV) der Fernsehsender. Neben den großen Mediatheken von ARD und ZDF finden sich beispielsweise Angebote von arte, Anixe, Bibel TV, SAT.1, kabel eins und ProSieben.
Hier gilt, was ich gerade schon in Bezug auf YouTube kritisiert habe: Auf den ersten Blick sieht es zwar gut aus, doch eine funktionalere Gestaltung wäre letztlich übersichtlicher und dürfte ein schnelleres Navigieren ermöglichen. Optisch lädt das Ganze zwar zum Stöbern ein, aber letztlich wird einem dies gerade durch die Aufmachung mancher Apps erschwert. Richtiger Adressat für diese Kritik ist allerdings nicht der Hersteller der Set-Top-Box, es sind vielmehr die Fernsehsender. Wer fest entschlossen ist, bestimmte Inhalte aus dem enormen Video-on-Demand-Angebot der Sender zu nutzen, muss sich davon aber nicht abschrecken lassen.
Regelmäßig nutze ich die TV-App der Tagesschau, denn damit bekomme ich jederzeit auf Knopfdruck aktuelle Nachrichten-Beiträge. Deutlicher Vorteil gegenüber Nachrichten im linearen Fernsehen: Uninteressante Beiträge können übersprungen bzw. interessante gezielt ausgewählt werden. Das ZDF ist mit „heute in 100 Sekunden“ sowie mit „heute journal plus“ vertreten. Der private Nachrichtensender n-tv ist ebenfalls mit einer App vertreten, bei der Videos jedoch nicht die Hauptrolle spielen, sondern sehr viele Textinformationen geboten werden. Das Angebot ist zwar übersichtlich gemacht, aber die Bedienung ist eine etwas zähe Angelegenheit, besonders wenn man es auf die Videos abgesehen hat.
Große Auswahl an Apps
Für VideoWeb TV spricht die Vielfalt der Angebote: Regionale TV-Sender wie Hamburg 1, Potsdam TV und München TV sind hier ebenso mit einer App vertreten wie Musikangebote wie putpat oder Sportinhalte wie von kicker, Hansa-TV und sportdigital. Anbieter wie yogamour und NewMoove wollen den Nutzer zu eigenen sportlichen Aktivitäten im Wohnzimmer anleiten.
Der Umfang der einzelnen Apps ist sehr unterschiedlich: Wildlife Moments HD etwa zeigt lediglich Tieraufnahmen mit Originalton und ohne Kommentare. Das kann man im Hintergrund laufen lassen oder abends zum inneren Abschalten angucken, direkt vor dem Fernseher sitzend konzentriert zuschauen wird dabei wohl kaum jemand. Red Bull TV dagegen ist nicht nur mit einem Archiv an Videos dabei, sondern bietet über die App sogar den Zugang zum Livestream.
Live-TV im großen Stil ist mit der Zattoo Live TV App möglich, über die wir im Februar hier im Blog berichtet haben. Internet-Livestreams von Fernsehsendern sind grundsätzlich eine gute Sache, aber warum sollte man sich die Streams anschauen, wenn man schon vor dem Fernseher sitzt und „richtig“ fernsehen kann? Ja, es kann Gründe dafür geben (etwa die Verfügbarkeit bestimmter TV-Programme), doch für die meisten Verbraucher dürfte der Anreiz gering sein, Fernsehen auf dem Fernseher mittels App via Internet zu gucken. Da eine Registrierung notwendig ist und nur ein Basisangebot kostenlos ist, habe ich Zattoo auf dem Fernseher noch nicht selbst getestet. Das möchte ich für einen späteren Test noch nachholen.
Ob man Wikipedia auf dem Fernseher nutzen möchte, wage ich zu bezweifeln. Sich über die Apps für Flickr und Picasa die online gespeicherten Fotos auf dem großen Bildschirm ansehen zu können, ergibt dagegen Sinn. Wer ein iPhone oder Android-Smartphone besitzt, kann auch auf seinem mobilen Telefon gespeicherte Fotos und Videos via VideoWeb TV ohne Umweg über das Internet direkt auf dem Fernseher wiedergeben. Darauf möchte ich im nächsten Teil meines Erfahrungsberichts näher eingehen.
Webbrowser kann mehr als gedacht
Zum Schluss noch ein Wort zum Webbrowser der Box: Was die Darstellung von Webseiten angeht, hatte ich weniger erwartet. Sogar eingebettete YouTube-Videos auf Websites kann man sich anschauen. Die Navigation innerhalb von geladenen Seiten über die Fernbedienung ist nicht ideal, aber es könnte schlimmer sein. Der Browser ist durchaus brauchbar, zeigt manche Seiten aber nicht korrekt an. Der Seitenaufbau erfolgt schnell, aber die Eingabe von Webadressen ist zeitraubend. Möchte man sich eine Website – aus welchem Grund auch immer – mal in groß auf seinem Fernseher ansehen, funktioniert das aber gut. Das immerhin lässt sich festhalten.
Im zweiten Teil meines Erfahrungsberichts habe ich die technischen Aspekte, die Ersteinrichtung und Bedienung des Geräts untersucht. Weiter zu Teil 2 des Tests.
Bild links oben: Screenshot mit installierten Apps im Menü bei VideoWeb TV
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