Philips bringt Internetinhalte auf den Fernseher

Net TV nennt Philips seine neue Technik für Multimedia-TV-Geräte, mit der Internetinhalte von Kooperationspartnern auf den großen Bildschirm im Wohnzimmer kommen sollen. Der niederländische Konzern vermutet bei den Konsumenten ein großes Bedürfnis, Online-Inhalte auf einfache Weise auf dem Fernseher zu betrachten.

„Wir bei Philips sind stolz, unseren Kunden Lösungen zu bieten, die einfach zu erleben sind. Mit Net TV holen wir das Internet ins Wohnzimmer, wo wir über die Fernbedienung einfachen Zugang zu beliebten Webseiten bieten. Es macht viel mehr Spaß, die Vielfalt des Internets gemeinsam auf einem großen TV-Bildschirm zu erleben, statt sich um ein kleines Notebook-Display zu versammeln. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Videos, Fotos, Unterhaltung oder Informationsangebote geht.“ Das sagt Des Power, Senior Vice President Marketing Television bei Philips Consumer Lifestyle.

Als erste Partner nennt Philips Ebay, Sevenload, Kicker.de, YouTube, TomTom, MyAlbum, Netlog, Spox.com, Kino.de, boersen-zeitung.de, BILD.de, motorsport-total.com, golfdigital.tv, wetter.net, MIKESTAR.com, MeteoGroup und Tagesschau.de.

Neben internationalen Inhalteanbietern möchte Philips viele lokale Partner gewinnen. Die Marktforschung bei Philips kam zu dem kaum überraschenden Ergebnis, dass die Konsumenten vor allem Informationen in ihrer eigenen Sprache bevorzugen, gefolgt von Englisch.

Die Onlineinhalte werden bei Net TV für die Darstellung auf dem Fernsehschirm optimiert, womit gerade auch die Navigation mittels Fernbedienung besonders bequem möglich sein soll. Einen Servicevertrag, durch den zusätzliche Kosten anfallen würden, oder eine Set Top Box werden nicht benötigt. Allein ein breitbandiger Internetanschluss wird für Net TV benötigt. Das Fernsehgerät selbst kann über ein Ethernetkabel oder drahlos per WLAN mit dem Netz verbunden werden. Noch im Frühjahr 2009 wird Net TV bei Philips festes Ausstattungsmerkmal bei allen Fernsehern der neuen Baureihen 8000 und 9000 sowie Cinema 21:9.

Die Idee von Onlineinhalten auf dem Fernsehschirm im Wohnzimmer ist alles andere als neu. In Deutschland konnte zu Beginn der 80er Jahre der Onlinedienst Bildschirmtext der Bundespost auch über TV-Geräte genutzt werden, was sich jedoch aus verschiedenen Gründen nicht durchsetzen konnte.

Niemand kann heute sagen, wohin sich die Unterhaltungstechnik entwickeln wird.

  • Wird das Internet mit Video on Demand wie zum Beispiel bei Maxdome und IPTV-Angeboten das Fernsehen, wie wir es heute kennen, in absehbarer Zeit verdrängen?
  • Oder steht das Medium kurz vor einem Entwicklungssprung, mit dem es seine Dominanz als Leitmedium wieder festigen wird?
  • Wird es bald keine TV-Geräte mehr geben, sondern nur noch große Computerbildschirme, an die Computer mit Media Center Software angeschlossen werden, die alle erdenklichen digitalen Inhalte darstellen können?
  • Oder verschwindet vielmehr der PC aus den meisten Privathaushalten, weil die neue Generation der Fernseher die Aufgaben, für die man bislang einen Computer benötigte, mit übernimmt?

Als sicher dürfte gelten, dass die Grenzen zwischen den verschiedenen Medien immer weiter verschwimmen und das Internet immer stärker in die Wohnzimmer drängen wird, je mehr Unterhaltungsangebote es bietet. Der Bedarf nach immer schnelleren Internetzugängen, mit denen in einem Haushalt gleichzeitig im Web gesurft, über VoIP telefoniert, Radio gehört und Filme in HD-Qualität via IPTV angeschaut werden können, dürfte stark ansteigen. Insofern sind die vor knapp einem Monat vom Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e. V. (ANGA) in Aussicht gestellten 100 MBit/s für Internet über Kabelanschluss eine Größe, für die es schnell eine hohe Nachfrage geben könnte.

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

3 Kommentare

  1. Um die Einseitigkeit des Artikels mal etwas aufzuweichen: Sony bringt so ein Feature für die neuen Fernseher in diesem Frühjahr ebenfalls raus. Dort nennt es sich AppliCast.
    Wenn das mit dem RSS-Feed wirklich so flexibel ist wie es im Pressetext klingt, wäre das für mich persönlich interessanter als die Philips-Variante.

    Zitat:
    Über die Fernbedienung hat jeder direkten Zugriff auf den neuen AppliCast-Service. Von dort aus können Digitalfotos oder Nachrichten via RSS-Feed direkt auf den Bildschirm geladen werden. Auf Knopfdruck erscheinen die neusten Nachrichten der selbst eingespeicherten Online-Nachrichtenportale, Wetterinformationen oder Lifestyle News in einem kleinen Fenster am rechten Bildschirmrand. Auf Wunsch lassen sie sich formatfüllend auf dem gesamten Bildschirm wiedergeben. (http://www.sony.de/pressrelease/id/1234518606330)

  2. naja, ich frage mich da immer, ob die da aufgezeigten inhalte wirklich neutral sind. oder ob die anbieter schön dafür blechen müssen…

  3. Ich bin von der Idee des Net TV wirklich begeistert. Gestern oder vorgestern habe ich zufälligerweise auf finanznachrichten.de davon gelesen und halte es wirklich für eine brauchbare Erfindung. Ähnlich wie beim Iphone werden hier die Inhalte des Internets vereinfacht dargestellt, so dass man sich nicht durch 1000 Seiten mit kleinstem Druck quälen muss, sondern Alles bequem mit der Fernbedienung steuern kann. Dieses Net TV soll ja kein Internet am Pc ersetzen, von daher wird es mit Sicherheit eine Bereicherung für jeden Haushalt.

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