Die Qualität im TV hat sich gegenüber früher verschlechtert, die Mehrheit der Fernsehzuschauer ist mit dem Programm nicht zufrieden. Das geht aus einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach hervor. Die RTL-Show „Dschungelcamp“ finden die meisten Befragten geschmacklos.
Die Meinungsforscher hatten in der ersten Februarhälfte 1802 Personen ab 16 Jahren mehrere Fragen zur Qualität des Fernsehprogramms gestellt. Auf die Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit mit dem, was auf den verschiedenen TV-Kanälen zu sehen ist, entschieden sich 44 % für die Antwort „zufrieden“, 39 % für „nicht so zufrieden“, 11 % für „gar nicht zufrieden“ und jeweils 3 % waren „sehr zufrieden“ bzw. „unentschieden“.
Im Vergleich dieser Werte zu denen einer Erhebnung aus dem Jahr 2006 ging die Zufriedenheit nur leicht zurück. Doch auf die Frage, ob die Befragten den Eindruck hätten, ob das TV-Programm in den letzten ein bis zwei Jahren insgesamt besser oder schlechter geworden sei, fällt das Urteil weit strenger aus: Eine absolute Mehrheit von 51 % votierte für „eher schlechter“, die Qualität sei „gleich geblieben“ meinten 39 %, „eher besser“ geworden sei die TV-Qualität finden nur magere 7 %, während 3 % „kein Urteil“ abgeben wollten. Einen Trend zur Verschlechterung machten die Fernsehzuschauer bereits in der Erhebung aus 2006 aus.
Die Demoskopen stellen die Meinungen zu einer Sendung, die bereits vor drei Jahren Diskussionen über die Programmqualität provozierte, besonders heraus. Auf das inzwischen erneut bei RTL laufende „Dschungelcamp“, das unter dem Titel „Ich bin ein Star! – Holt mich hier raus!“ ausgestrahlt wird, reagieren die Befragten scheinbar sehr unterschiedlich.
Von den 41 % der Befragten, die mindestens eine Episode gesehen hatten, finden nur 32 %, die Sendung sei „unterhaltsam“, 57 % finden sie „geschmacklos“. Unter den Personen zwischen 16 und 29 Jahren hatten 67 % mindestens eine Folge vom „Dschungelcamp“ angeschaut, 48 % finden sie die Show „unterhaltsam“, 41 % „geschmacklos“. Mit dem Alter der Befragten verschlechterten sich die Werte für die RTL-Show massiv. Von den 22 % der Personen über 60 Jahren, die eine oder mehere Folgen der Sendung gesehen hatten, bezeichneten sie bloß 14 % als „unterhaltsam“, 80 % dagegen als „geschmacklos“.
Fraglich ist, welche Aussagekraft die vom Institut für Demoskopie Allensbach ermittelten Daten haben. Bezüglich der umstrittenen RTL-Show „Dschungelcamp“ schien die Frage zwar sehr offen gestellt: „Über die Sendung ‚Ich bin ein Star! – Holt mich hier raus!‘ gehen die Meinungen weit auseinander. Die einen finden die Sendung unterhaltsam, weil sie mal etwas anderes ist. Andere finden diese Sendung geschmacklos. Was davon ist auch Ihre Meinung?“, doch anscheinend standen nur „unterhaltsam“ und „geschmacklos“ als Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung.
Auf diese Weise bekommt man natürlich sehr hohe Werte für die Antwort „geschmacklos“, selbst wenn der Befragte die Show einfach nur langweilig findet, wird er sich – vor die Wahl zwischen nur diesen beiden Alternativen gestellt – für „geschmacklos“ entscheiden. Seriöse Meinungsforschung dürfte anders aussehen.
Hinsichtlich der Antworten zur Qualität des Fernsehprogramms standen immerhin fünf Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung. Doch welchen Schluss sollte man aus diesen Werten ziehen? Muss sich am Fernsehprogramm in Deutschland dringend etwas ändern oder liegt das Problem eher bei den Zuschauern, nicht bei den TV-Sendern?
Gehen wir davon aus, dass die meisten Befragten nur sehr wenige von den hunderten von digitalen TV-Kanälen, die über den Kabelanschluss, via Satellit oder IPTV gesehen werden können, kennt. An Sender wie den Discovery Channel, National Geographic und PLANET mit ihren hochwertigen Dokumentationsprogrammen oder Kinowelt TV, Turner Classic Movies und 13th Street im Bereich Unterhaltung wird kaum jemand von den Befragten gedacht haben.
In der Vielfalt der Programme, die über einen digitalen Kabelanschluss oder IPTV ins Haus kommen, dürften selbst die anspruchvollsten TV-Zuschauer mehr interessante Sendungen entdecken, als sie Zeit haben, sich anzugucken.
So betrachtet liegt das Problem bei den Zuschauern, nicht auf der Angebotsseite. Mit dem Programm der wenigen Fernsehsender, die die meisten TV-Zuschauer kennen, sind ja 47 % „zufrieden“ bis „sehr zufrieden“. Welch hohe Zufriedenheitswerte würden wohl erziehlt werden unter Befragten, die digitales Fernsehen über Satellit, Kabel oder Internet empfangen und mindestens ein Pay-TV-Paket oder einen Video on Demand-Dienst wie Maxdome abonniert haben?
Interessante Studie!