28 Prozent mehr Breitbandanschlüsse bei den Kabelnetzbetreibern in 2011

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Der Markt für schnelle Internetzugänge ist dieses Jahr um 4 Prozent gewachsen. Die Kabelnetzbetreiber gewannen dabei überdurchschnittlich viele neue Kunden. Die DSL-Provider haben zwar noch die meisten Kunden, doch Kabelinternet wird als DSL-Konkurrenz immer stärker.

Mit Stand drittes Quartal 2011 stieg die Zahl der Breitband-Internetanschlüsse in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent. Die Zahl schneller Internetzugänge erhöhte sich damit um ungefähr 1 Million. Wie aus einer aktuellen Analyse der Strategieberatung Solon Management Consulting hervorgeht, profitierten davon in erster Linie die Kabelunternehmen. Se konnten um 28 Prozent zulegen und gewannen 680.000 neue Kunden. Kabel BW steigerte die Zahl seiner Internet-Kunden um 25 Prozent, Kabel Deutschland um 27 Prozent und Unitiymedia sogar um 33 Prozent.

DSL-Provider unter Druck

Der Marktanteil der Kabelnetzbetreiber im Breitband-Markt liegt damit trotzdem erst bei 12 Prozent. Sehr lange Zeit buchstabierte mal Breitband in Deutschland „D“, „S“, „L“, der Aufholbedarf bei Internet über den Kabelanschluss ist noch groß. Manche DSL-Provider leiden allerdings längst unter der attraktiven Alternative Kabelinternet. Große Zugangsanbieter wie Vodafone (-1 Prozent), United Internet (-2 Prozent) und Versatel (-8 Prozent) verloren unterm Strich trotz Wachstums im Gesamtmarkt Kunden.

Im letzten Quartal ging es auch für Telefónica abwärts, doch über 12 Monate gerechnet konnte der mit Marke Alice im Festnetzgeschäft aktive Konzern sogar um 6 Prozent bei den Kundenzahlen zulegen. Die Nummer eins im Breitbandmarkt ist weiterhin die Deutsche Telekom, die fast 50 Prozent Marktanteil erreicht. In den vergangenen 12 Monaten gewann der Ex-Monopolist 360.000 zusätzliche Breitband-Kunden, was immerhin ein Plus von 3 Prozent bedeutet. Damit konnte sich der Konzern gegen die Konkurrenz der Kabelnetzbetreiber behaupten.

Breitbananschlüsse in 2011
Entrwicklung der Breitbandanschlüsse | Grafik: Solon Management Consulting

„Die DSL-Anbieter haben gegenüber dem Kabel erhebliche strukturelle Nachteile. Sie können nicht wie die Kabler mit vertretbaren Investitionen ihre Anschlüsse zu High-Speed-Zugängen von 100 MBit/s aufrüsten“, erklärt Jens Waltermann, Partner der Unternehmensberatung Solon Management Consulting. „Die DSL-Provider brauchen dringend eine strategische Antwort für das Breitband-Festnetz.“

VDSL nicht überall verfügbar

In den Ballungszentren kann die Telekom vielerorts VDSL-Anschlüsse schalten. Die Maximalgeschwindigkeit beträgt bei VDSL zwar nur 50 MBit/s, doch beim Senden von Daten (Upstream) sind es mit bis zu 10 MBit/s mehr als bei Kabelinternet. Zudem sollte so gut wie jeder Privathaushalt heute mit einem 50-MBit/s-Anschluss sehr gut auskommen. In vielen Gegenden, in denen Internet über den Kabelanschluss schon Bandbreiten von 100 MBit/s ermöglicht, ist von der Telekom allerdings noch kein VDSL erhältlich. Bei anderen VDSL-Providern sieht es für Interessenten noch schlechter aus.

Die Zukunft gehört ohnehin Glasfaseranschlüssen, die direkt bis in die Wohnungen reichen. Der Ausbau ist teuer, aber der Bandbreitenbedarf steigt. Kabel Deutschland könnte heute schon über sein Glasfaser-Koaxialkabel-Netz 400-MBit/s-Anschlüsse schalten, die Technik auf Basis des Übertragungsstandards EuroDOCSIS 3.0 gibt das her. Nur besteht bei den Nutzern für so hohe Bandbreiten noch kein Bedarf. Die hohen Bandbreiten sind es aber nicht alleine, die Kabelinternet zu einer interessanten DSL-Alternative machen. Kabelinternet ist ziemlich billig, wenn man sich für einen Anschluss mit einer einem DSL-Anschluss vergleichbaren Geschwindigkeit entscheidet.

Wachstum durch Übernahmen

Um zu wachsen, setzten Unternehmen wie United Internet (bekannt durch 1&1, GMX und Web.de) und Telefónica (bekannt in Deutschland durch O2) auf Zukäufe: United Internet übernahm vor einer Weile Freenet, Telefónica kaufte HanseNet mit der Marke Alice, wo zuvor schon die DSL-Kunden von AOL hinzukamen. „Die Konsolidierung innerhalb des DSL-Marktes ist weitgehend abgeschlossen“, so Waltermann, „Interessant wird sein, ob es nun zu infrastruktur-übergreifenden Zusammenschlüssen zwischen Kabel-, Mobilfunk- oder Festnetzunternehmen kommen wird.“

Für schnelles Internet bleibt das Festnetz zwar unverzichtbar, aber der Markt wächst in Deutschland nur noch langsam. Mobiles Internet und „integrierte Entertainment-Angebote“, die auf mehreren Verbreitungswege nutzbar sind. Neben Smartphones und Notebooks sind es inzwischen auch Tablet-Computer und Hybrid-TV-Geräte, die hier für Bewegung sorgen. „Von diesem Trend werden jene Anbieter stark profitieren, die im Festnetz oder Kabel ebenso wie im mobilen Breitbandmarkt Kunden gewinnen und binden können“, prognostiziert Waltermann.

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Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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