Wer einen besonders schnellen Internetzugang zur Verfügung hat, nutzt das Netz anders. Datenintensive Anwendungen und Parallelnutzung durch mehrere Personen an einem Anschluss sorgen für einen Bedarf an höheren Bandbreiten. Das zumindest behauptet Kabel Deutschland unter Berufung auf eine Online-Befragung.
So richtig überzeugend ist es nicht, was Kabel Deutschland in einer aktuellen Presseinformation schreibt. Der Kabelnetzbetreiber hatte das Marktforschungsinstitut Ipsos mit einer Befragung beauftragt. 1.000 Personen zwischen 16 und 64 Jahren wurden mittels Online-Fragebogen um Auskünfte zu ihrem Internet-Nutzungsverhalten gebeten. Die Umfrage zeigt, dass ein leistungsfähiger Internetanschluss die Online-Nutzung beflügelt, stellt das Unternehmen fest. „Jüngere und Familien schätzen hohe Geschwindigkeiten besonders“ und „Parallelnutzung und Web-Anwendungen erfordern zunehmend hohe Bandbreiten“ werden als weitere Ergebnisse genannt.
Grundsätzlich ist es absolut einsichtig, dass ein schneller Internetanschluss vieles ermöglicht, was mit einem langsamen Internetzugang nicht möglich ist. Doch die kommunizierten Zahlen erwecken gerade nicht den Eindruck, dass es einen großen Bedarf für Highspeed-Internet gibt.
31 Prozent der Umfrageteilnehmer (also weniger als jeder dritte) würde das Internet intensiver nutzen, etwa mehr Videos bzw. Filme online ansehen, Fotos ins Netz stellen oder Musik downloaden. In dieser Weise äußerten sich vor allem die Nutzer zwischen 16 und 29 Jahren. Als weitere Zielgruppe für schnellere Internetzugänge macht Kabel Deutschland Familien aus. 36 Prozent der Befragten aus Haushalten ab vier Personen meinten, sie würden das Internet intensiver nutzen, wenn ihnen ein schnellerer Anschluss zur Verfügung stünde.
„Vorteile höherer Bandbreiten wie kurze Übertragungszeiten und gute Bildqualität machen sich vor allem bei datenintensiven Anwendungen und Parallelnutzung bemerkbar“, schreibt Kabel Deutschland. „In Familien oder Wohngemeinschaften greifen häufig mehrere Nutzer gleichzeitig mit verschiedenen internetfähigen Geräten auf den Internetanschluss zu. Folglich steigt der Bedarf für Hochgeschwindigkeits-Internet“, folgert das Unternehmen und verweist auf seinen Netzbausbau für Bandbreiten bis zu 100 MBit/s.
Das kann so nicht überzeugen. Der Ansatz stimmt, doch der Rest wirkt zu sehr darum bemüht, einen Bedarf nach Internetanschlüssen mit bis zu 100 MBit/s belegen zu wollen. Zum Download von Musik reicht der „kleinste“ DSL-Anschluss, den man bekommen kann. Nicht 100 MBit/s, sondern 1 MBit/s benötigt man für eine ausreichend schnelle Übertragung der Songs auf die eigene Festplatte. Um Fotos online zu stellen, kommt es nicht auf die Bandbreite im Downstream, sondern im Upstream an. Hier kann Kabel Deutschland allerdings nicht glänzen, denn den 100 MBit/s im Downstream stehen gerade mal 6 MBit/s im Upstream gegenüber. Soll den Internetnutzern der Upload von Fotos und Videos erleichtert werden, könnte der Kabelnetzbetreiber die mageren Bandbreiten für das Versenden von Daten anheben.
Um Online-Streams von Videos in guter Qualität sehen zu können, werden zwar recht hohe Bandbreiten benötigt. Aber im Regelfall stößt man mit einem durchschnittlichen DSL-Anschluss erst an Grenzen, wenn der Internetanschluss gleichzeitig für andere Aufgaben bzw. von anderen Personen genutzt wird. Familien, Wohngemeinschaften und Intensivnutzer sind allerdings schon gut damit beraten, sich für einen Internetanschluss zu entscheiden, der mehr als ein klassischer DSL-Anschluss bietet.
Bei Kabel Deutschland ist dann „Internet & Telefon 32“ die beste Wahl. Für 29,90 Euro pro Monat (im ersten Jahr 19,90 Euro monatlich) erhält man einen Internetanschluss mit 32 MBit/s im Downstream und 2 MBit/s im Upstream sowie einen Telefonanschluss mit zwei Leitungen inklusive Festnetzflatrate. Soweit am Wohnort verfügbar sollte man aber einen Vergleich mit VDSL-Angeboten durchführen. Besonders 1&1 sowie HanseNet unter der Marke Alice verhalten sich derzeit sehr preisaggressiv, sodass man die Kombibation aus Highspeed-Internet und Telefonanschluss auch dort für wenig Geld bekommen kann. Die VDSL-Anschlüsse von 1&1 und HanseNet sind derzeit zwar ein wenig teurer als „Internet & Telefon 32“ von Kabel Deutschland, bieten dafür aber Bandbreiten von bis zu 50 MBit/s im Downstream und (deutlich besser) bis zu 10 MBit/s im Upstream.
Auf lange Sicht wird auch der Durchschnittsnutzer schnellere Internetanschlüsse benötigen, doch derzeit gibt es für Normalnutzer kaum Gründe, sich für eine Bandbreite von 100 MBit/s zu interessieren. Aber vielleicht hat ja doch jemand eine Idee: Kabel Deutschland fragt derzeit „Wie kann ein superschneller Internetanschluss das Leben von Online-Nutzern verändern?“ im Rahmen des Kreativwettbewerbs „Die Internet-Champions 2010“.
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