RTL-Sender in Region Stuttgart via DVB-T

Die Programmvielfalt für Fernsehzuschauer in der Region Stuttgart wird sich auf dem Verbreitungsweg DVB-T dieses Jahr erhöhen. Im dritten Quartal 2009 werden zusätzlich zu den bereits digital über Antenne verbreiteten öffentlich-rechtlichen Sendern sechs Programme der RTL-Gruppe aufgeschaltet. Vermarktung und Kundenbetreuung werden von der Eutelsat visAvision GmbH übernommen.

Das Besondere: Neben den Free-TV-Kanälen RTL, RTL II, SUPER RTL und VOX werden mit RTL Crime und RTL Passion erstmals in Deutschland Pay-TV-Programme terrestrisch verbreitet. Im ersten Jahr werden die beiden Pay-TV-Kanäle kostenlos zu sehen sein; wer RTL Crime (Krimis) und RTL Passion (Soaps) darüberhinaus sehen möchte, bezahlt eine geringe monatliche Gebühr.

Was grundsätzlich sehr interessant klingt, hat jedoch gleich zwei Haken, einen kleinen und einen großen: Der kleine Haken besteht darin, dass die Programme der Mediengruppe RTL Deutschland über den MPG4-Standard verbreitet werden sollen. Eigentlich ist das ein Fortschritt, denn terrestrische Bandbreite ist ein knappes Gut. Der MPG4-Standard nutzt die Frequenzen besser aus und erlaubt so eine um 50 % größere Zahl an Sendern, die digital über Antenne ausgestrahlt werden können. Der neue Standard gleicht also den Nachteil von DVB-T gegenüber einem digitalen Kabelanschluss oder dem digitalen Satellitenempfang zum Teil aus, denn die Zahl der Programme ist über Kabel und Sat um ein Vielfaches größer als über Antenne.

Die jetzt eingesetzten Empfangsgeräte in den 1,6 Millionen Haushalten der Region Stuttgart, die nur den gegenwärten MPG2-Standard unterstützen, gehören ab der zweiten Jahreshälfte somit schon zum alten Eisen. Wer die RTL-Sender empfangen möchte, muss sich für 100 € einen neuen DVB-T-Receiver zulegen, der das Verschlüsselungssystem Conax verarbeiten kann. Doch wer nun denkt, „dann verzichte ich eben auf die Pay-TV-Sender und schaue die Free-TV-Kanäle von RTL“, wird enttäuscht. Wie in den meisten digitalen Kabelnetzen schon üblich, werden die „frei“ empfangbaren privaten Programme verschlüsselt ausgestrahlt. Ohne Smartcard läuft nix, das nennt sich Grundverschlüsselung.

Sich die Programme einmalig, ob gegen einmalige Gebühr oder ohne, freischalten zu lassen, wäre nur ein kleines Ärgernis, könnte eine solche Freischaltung überall erfolgen. Doch hier liegt der große Haken: Selbst Geräte wie einige USB-TV-Sticks, die MPG4 beherrschen, können die RTL-Programme dann nicht empfangen, weil die Möglichkeit einer Entschlüsselung bei ihnen nicht vorgesehen ist.

FAZIT: Der normale Fernsehzuschauer dürfte kaum nachvollziehen können, dass er die neuen Sender weder mit seinem teuren Fernseher, der über einen integrierten DVB-T-Tuner verfügt, noch über den DVB-T-Stick an seinem Notebook und auch nicht über sein Handy mit DVB-T-Modul sehen kann.

Die Programmvielfalt im digitalen Antennenfernsehen zu erhöhen, ist sinnvoll, doch wenn aus dem als „ÜberallFernsehen“ beworbenen DVB-T ein „Alle-Sender-nur-zuhause-gucken-Fernsehen“ wird, läuft etwas falsch. Wer zuhause fernsehen möchte, dürfte jetzt und in Zukunft mit einem preiswerten digitalen Kabelanschluss, der unzählige Programme ins Wohnzimmer bringt, weit besser bedient sein.

Quelle: Pressemitteilungen von Eutelsat und der Landesanstalt für Kommunikation (LFK)

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Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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