Internetfähige Fernseher verkaufen sich gut, nur bleiben die smarten Funktionen moderner Flachbildfernseher zu großen Teilen ungenutzt. Mit der Kampagne „Smarter Fernsehen“ wollen Hersteller, Händler und Verbände die Verbraucher über die die technischen Möglichkeiten aufklären.
In mehr als jedem dritten Haushalt steht hierzulande ein Smart TV, aber in zahlreichen Haushalten werden die Geräte nie mit dem Internet verbunden. Das soll sich durch die PR-Kampagne „Smarter Fernsehen“ ändern. Im Web ist die Kampagne unter www.smarterfernsehen.info zu finden.
Um was geht es bei der Kampagne?
„Die Kampagne soll den Konsumenten den Mehrwert von Smart-TV im Vergleich zu herkömmlichem Fernsehen näher bringen“, sagt Hans Wienands, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Consumer Electronics. „Dafür setzen sich Industrie, Handel und deren Verbände – ZVEI und BVT – gemeinsam ein. Unsere Initiative ist in ihrer Form und Breite einmalig.“ Filme und Illustratrationen im Cartoonstil sollen den Verbrauchern „wirklichkeitsnahe Nutzungsszenarien von Smart-TV“ näherbringen. Dazu gehören unter anderem Video-on-Demand, Social Media, Videotelefonie über Dienste wie Skype, das Ansehen von auf Smartphones gespeicherten Fotos und der schnelle Zugriff auf die Mediatheken der TV-Sender über die „rote Taste“ der Fernbedienung.
Offiziell beginnt die Kampagne zur Internationalen Funkausstellung (IFA, 6. bis 11. September 2013). Dann wird das Logo der Initiative auch bei den beteiligten Fachhändlern zum Einsatz kommen. Neben persönlicher Beratung zum Thema Smart TV und der Möglichkeit zum Ausprobieren vor Ort wollen die Händler die Geräte Käufern nach Hause liefern, anschließen und mit dem Heimnetzwerk verbinden.
Wie weit verbreitet sind Smart TVs?
Aktuelle Daten zu Besitz und Nutzung von Smart TVs hat vor wenigen Tagen die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) präsentiert. Im Frühling wurden im Auftrag der gfu durch Concentra Marketing Research 1.000 Haushalte in Deutschland sowie weitere 7.000 in acht anderen europäischen Ländern „über Nutzungsverhalten und Kaufabsichten in Zusammenhang mit elektrischen und elektronischen Produkten“ befragt.
Die repräsentative Studie ergab, dass in 14 Millionen bzw. 34 Prozent der deutschen Haushalte ein Smart TV als Hauptgerät vorhanden ist, womit Deutschland im Vergleich der untersuchten Länder im Mittelfeld liegt. Immerhin 58 Prozent der Smart-TV-Besitzer haben ihren Fernseher mit dem Internet verbunden. In Großbritannien dagegen haben mit 86 Prozent deutlich mehr Smart-TV-Besitzer für eine Internetverbindung gesorgt, in Frankreich liegt dieser Wert bei 79 Prozent, in den Niederlanden bei 76 Prozent und in der Türkei bei 73 Prozent. „Die übrigen Länder liegen in den mittleren bis oberen 60er Prozentwerten. So niedrig wie in Deutschland ist die Anschlussquote in keinem europäischen Land“, lautet das Fazit in der Pressemitteilung.
Smart-TV-Funktionen werden als Kaufkriterium wichtiger
Auf die Frage, ob die Smart-TV-Fähigkeiten ihres neuen Geräts kaufentscheidend waren, antworte jeder vierte deutsche Smart-TV-Besitzer mit „Ja“, weitere 33 Prozent meinten „eher ja“. Zusammen sind das fast 60 Prozent, die Smart-TV-Funktionen sind also doch für viele Käufer interessant. Bei den Smart-TV-Besitzern in der Türkei liegt dieser Wert allerdings bei 77 Prozent, bei denen in Großbritannien bei 76 Prozent. Nur Franzosen und Belgier liegen diesbezüglich mit 50 Prozent bzw. 43 Prozent hinter den Deutschen.
Mit niedrigen Preisen können die Deutschen kaum für den Kauf eines neuen TV-Geräts interessiert werden: Nur für 35 Prozent der Umfrageteilnehmer aus Deutschland war ein „günstiges Angebot“ ein Kaufgrund – aber für 67 Prozent der befragten Niederländer und sogar für 74 Prozent der befragten Belgier und Franzosen. Den Deutschen kommt es mehr auf die Größe an, für 61 Prozent der befragten aus Deutschland ist der Wunsch nach einem größeren Bildschirm der entscheidende Grund für den Kauf eines neuen Fernsehers.
Konkreter Nutzern ist entscheidend
Für Hans-Joachim Kamp, Vorsitzender des Aufsichtsrates der gfu, stecken in den Zahlen wichtige Erkenntnisse für Industrie und Handel: „In erster Linie ist nicht der Preis für den Deutschen kaufentscheidend, sondern der konkrete Nutzen. Bei neuen Features, wie der Smart TV-Funktionalität, wird von vielen Deutschen noch nicht der Mehrwert erkannt, der hier geboten wird.“ Deshalb begrüßt er ausdrücklich die Kampagne „Smarter Fernsehen“, die „Mehrwert und konkreten Nutzen“ von smarten Fernsehern den Verbrauchern näherbringen soll.
Bei der Nutzung der Smart-TV-Funktionen dominieren in Deutschland TV-typische Angebote: 30 Prozent der Smart-TV-User nutzen auf ihrem Fernseher einen EPG, 28 Prozent Mediatheken von TV-Sendern, 27 Prozent Facebook und 23 Prozent YouTube. Kostenpflichtige Inhalte aus Onlinevideotheken leisten sich immerhin 15 Prozent der Smart-TV-Nutzer. Die älteren Smart-TV-Nutzer greifen häufiger auf die Mediatheken zu als die jüngeren. Mehr Frauen als Männer verwenden am Smart TV Dienste wie Skype oder E-Mail-Anwendungen, Dienste also, bei denen die Kommunikation im Vordergrund steht.
Junge Menschen sind besser mit Smart TV vertraut
„Zwei Drittel der 16- bis 39-jährigen in Deutschland schließen ihren Smart TV an das Internet an, bei den über 60-jährigen ist es lediglich die Hälfte“, heißt es im Pressetext zu den beobachteten Unterschieden zwischen den Generationen. Bei den jüngeren Smart-TV-Besitzern hatten die Smart-TV-Funktionen zudem einen höheren Stellenwert bei der Gerätewahl. Das im Vergleich mit anderen europäischen Ländern geringere Interesse der Deutschen am Thema Smart TV wird dann auch zum Teil damit erklärt, dass die Deutschen „die durchschnittlich älteste Gesellschaft“ sind.
Für Hans-Joachim Kamp ist das ein Grund, die älteren Zielgruppen verstärkt anzusprechen: „Smarte Funktionen bringen für alle Generationen einen deutlichen Nutzen. Junge Nutzer gehen damit selbstverständlicher um, denn sie sind mit dieser Technologie aufgewachsen. Um die kaufkräftige ältere Generation abzuholen, sind gemeinsame verstärkte Anstrengungen der Branche notwendig.“
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