Die ersten Käufer in Deutschland haben ihre Fire TV erhalten. Die Set-Top-Box von Amazon bringt Onlinevideotheken, TV-Mediatheken und Spiele auf den Fernseher. Wir haben die Box sofort ausprobiert. Hat sich der Kauf gelohnt?
Pünktlich am 25. September 2014 hat Amazon damit begonnen, seine Set-Top-Box „Fire TV“ an die ersten Kunden in Deutschland auszuliefern. Die in den USA seit einigen Monaten erhältliche kleine schwarze Box wurde in Deutschland im Vorfeld der diesjährigen IFA vorgestellt und ist seitdem aus Deutschland bestellbar.
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Allerdings dauerte es kaum einen Tag, bis die verfügbaren Exemplare vergriffen waren. Zum Glück hatten wir nicht mit unserer Bestellung gezögert, weil wir das Gerät auf jeden Fall für Euch testen wollten. Heute zeigen wir Euch Bilder vom Auspacken und ersten Ausprobieren und verraten Euch, was wir nach einem Tag von der Fire TV Box halten.
Klein und unauffällig
Verpackt ist die Set-Top-Box ganz ähnlich wie die Amazon Kindle Fire Tablets in einer schicken dunklen Schachtel, die von einer mit Bildern und Infos bedruckten Hülle umgeben ist. Darauf finden sich die Logos zahlreicher Apps, die für Fire TV zur Verfügung stehen bzw. demnächst zur Verfügung stehen sollen. Wie wir hat sich bestimmt mancher Käufer gewundert, wie klein das Gerät ist. Die Maße 115 mm x 115 mm x 17,5 mm waren uns zwar bekannt, doch wenn man es zum ersten Mal in die Hand nehmen kann, ist das schon etwas anderes. Es ist kaum größer als zwei übereinandergelegte quadratische Tafeln Schokolade. Das Gehäuse ist klein und schwarz, womit es im Wohnzimmer nicht unnötig auffällt.
Wer möchte, kann Fire TV sogar in der Nähe seines Fernsehers „verstecken“, denn damit die Fernbedienung funktioniert, ist keine Sichtverbindung nötig, weil Amazon auf Bluetooth statt auf Infrarot gesetzt hat. Das hat einen weiteren Vorteil: Ihr müsst die Fernbedienung nicht genau auf das Gerät richten.
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HDMI-Kabel nicht dabei
An Zubehör mitgeliefert werden neben der erwähnten Fernbedienung ein Netzteil und Batterien. Achtung: Das unverzichtbare HDMI-Kabel muss extra bestellt werden. Eventuell müsst Ihr Euch noch ein Netzwerkkabel besorgen, wenn Ihr die Fire TV Box nicht via WLAN, sondern lieber über ein Netzwerkkabel mit Eurem Router verbinden wollt.
Die Box und die Fernbedienung machen auf uns gleich einen guten Eindruck, der allerdings beim ersten Anfassen getrübt wird: Die Oberflächen sind gerade Fingerabdruck-Magnete! Bei der Box ist das egal, denn die nimmt man nach dem Anschließen nicht so bald wieder in die Hand, aber die Fernbedienung schon. Immerhin liegt die kleine Fernbedienung ziemlich gut in der Hand und lassen sich die Tasten recht zielgenau drücken. Der Tastenhub könnte etwas größer sein, aber einen echten Grund zum Beschweren haben wir nicht. Irritierend für uns war, dass sich das Gerät nicht ausschalten lässt. Man muss warten, bis es von alleine ins Stand-by schaltet.
Inbetriebnahme innerhalb von Minuten
Fire TV anzuschließen und betriebsbereit zu machen ist innerhalb weniger Minuten erledigt. Was zuerst zu tun ist, steht in der Mini-Anleitung. Anschließend folgt man den Anweisungen auf dem Fernseher. Amazon macht es den Käufern seiner Set-Top-Box besonders leicht, indem diese bereits an das jeweilige Kundenkonto „vorangemeldet“ ausgeliefert werden. Mühsam mit der Fernbedienung Username und Passwort einzutippen entfällt also. Das kannten wir schon von den Tablets und E-Book-Readern des Konzerns. (Wer die Box als Geschenk kauft, sollte sie am besten vor der Übergabe von seinem Kundenkonto trennen. Bei der Einrichtung wird allerdings gefragt, ob man sich mit einem anderen Konto anmelden möchte.)
Wie wir das von vielen frisch gekauften technischen Geräten her kennen, mussten wir bei der Fire TV nach der Inbetriebnahme erstmal warten, bis die Software der Box auf dem aktuellen Stand war. Ist das Gerät bereit, wird beim ersten Einschalten ein Erklärfilm zu den wichtigsten Funktionen gestartet. Guckt Euch den ruhig bis zum Schluss an, obwohl Fire TV sympathisch einfach zu bedienen ist. Angesichts der vielen Möglichkeiten ist es eine gute Idee, sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen.
Seid Ihr noch keine Prime-Kunden, könnt Ihr Euch direkt in Fire TV für einen kostenlosen 30-Tage-Test entscheiden. Eltern sollten die Möglichkeit nutzen, gleich die Kindersicherung zu aktivieren. Diese dient nicht nur dazu, für Kinder nicht geeignete Inhalte mit einer Sperre zu versehen, sondern schützt zusätzlich davor, dass Kinder oder Dritte mit Zugang zum Gerät kostenpflichtige Inhalte erwerben. Sehr gut: Wer darauf verzichtet, wird später nicht ständig mit einer PIN-Abfrage genervt.
Bis zu diesem Punkt nimmt eine neue Fire TV den User gewissermaßen an die Hand. Anschließend wird die Startseite gezeigt, die später jederzeit wieder über einen Druck auf die Taste mit dem Haus-Symbol-Taste direkt angesteuert werden kann. Der meiste Teil des Bildschirms ist mit großen Bildern (von Filmen, Serien, Spielen und anderen Apps) gefüllt. Am linken Rand ist das Hauptmenü (nur Wörter) zu sehen: Suche, Startseite, Prime Video, Filme, Serien, Watchlist, Bibliothek, Spiele, Apps, Fotos, Einstellungen. Das hat uns gut gefallen.
Schön schnell
Beim ersten Herumprobieren fiel uns eine sehr positive Eigenschaft von Fire TV auf: Wir gleiten so schnell durch die Menüs, wie wir das bisher von keinem anderen Gerät aus diesem Bereich kennen. Das brachte eine Erkenntnis: Nicht die Fernbedienungen von Smart TVs, Blu-ray-Playern und Set-Top-Boxen machen die Bedienung oft zu einem unerfreulichen Erlebnis, sondern dass die Geräte so träge reagieren. Was das angeht, ist Fire TV eine Rakete!
Ein Glück, denn es lässt sich viel einstellen und auswählen. Die Inhalte der eigenen Onlinevideothek Amazon Prime (Instant) Video stehen bei Fire TV zwar im Vordergrund, doch überraschend viele andere Anbieter sind bereits zum Deutschland-Start mit ihren Apps vertreten, zum Beispiel: ARD und ZDF (jeweils mit mehreren Apps), Spiegel Online, Bild.de, ARTE, ServusTV, Spotify, Vevo, tunein, Berliner Philharmoniker, SPORT1, Vimeo, AOL On, Dailymotion, Red Bull TV und Zattoo. „Demnächst“ sollen Apps für maxdome und Netflix sowie für Amazon Music hinzukommen.
Bei den beiden Onlinevideotheken maxdome und Netflix handelt es sich um direkte Konkurrenten zu Amazon (Prime) Instant Video. Aus Kundensicht ist es sehr erfreulich, nicht auf das Angebot von Amazon festgelegt zu sein.
Um beispielsweise einen Krimi oder das „Politbarometer“ aus der ZDFmediathek oder zu sehen oder Nachrichten über die Tagesschau-App abzurufen, muss die jeweilige App zunächst installiert werden. Das funktioniert wie bei den Kindle Fire Tablets. Wie üblich lassen sich Details und Bewertungen einsehen. Technisch ungeübte User mag diese Informationsfülle verunsichern, aber uns gefällt die Transparenz. Welche Berechtigungen eine App einfordert, kann man sich vor der Installation immer ansehen.
Die Einteilung in Kategorien ist hilfreich, aber in gut gefüllten Bereichen geht die Übersicht verloren: Die Bilder bzw. Icons sind groß und man muss horizontal blättern. Da die Box wie erwähnt sehr schnell reagiert, lässt sich immerhin ausgesprochen flüssig blättern. Insgesamt wirkt die Benutzeroberfläche gut durchdacht. Die Verbindung mit der bekannten Internet Movie Database (IMDb) sorgt für eine Fülle an nützlichen Zusatzinfos, aber deren Infos gibt es nur in englischer Sprache.
Sprachsuche funktioniert überraschend gut
Wenn Ihr nach einem bestimmten Inhalt bei Amazon (Prime) Instant Video sucht, seid Ihr nicht auf die Eingabe von Suchbegriffen mittels Fernbedienung beschränkt. Stattdessen könnt Ihr die Taste mit dem Mikrofon-Symbol drücken und den gesuchten Titel oder Schauspieler per Spracheingabe suchen. Was das angeht, waren wir vor dem Beginn unseres Tests sehr skeptisch. Tatsächlich erkennt Fire TV überraschend gut, wonach wir suchen. Sicher, da ist noch Raum für Verbesserungen, aber die Sprachsuche ist ausgereift genug, um sie im Alltag zu nutzen.
Mit den Spiele-Apps haben wir uns bislang nicht viel beschäftigt, aber ohne den separat erhältlichen Gamecontroller lassen sich eh viele Spiele nicht sinnvoll nutzen. Auf den Detail-Seiten ist übrigens deutlich zu erkennen, ob Fernbedienung und Gamecontroller vom betreffenden Programm unterstützt werden.
Zur Bildqualität bei den Videos können wir nach dem ersten Testen sagen, dass diese bei den Inhalten aus Amazon (Prime) Instant Video gut ist. HD-Inhalte sehen auch aus wie HD. Vermutlich liegt es an der hohen Auflösung, dass uns andererseits unschöne Bewegungsunschärfen aufgefallen sind. Die Bildqualität der Videos aus den Mediatheken von ARD und ZDF war dagegen – wie auf anderen Endgeräten – generell nicht gerade gut.
Fazit nach einem Tag testen
Fire TV von Amazon bietet eine gut durchdachte Benutzeroberfläche und reagiert auf Eingaben vorbildlich schnell. Die Sprachsuche ist keine Spielerei, sondern nützlich. Für Nutzer von Amazon (Prime) Instant Video ist die neue Set-Top-Box besonders interessant, aber dank relativer Offenheit können Inhalte und Apps anderer Anbieter ebenfalls genutzt werden. Das Gerät eignet sich unserer Meinung nach gut für Menschen, die sich nicht viel mit der Technik beschäftigen wollen.
Stromverbrauch des Amazon Fire TV
Da ihr die Streamingbox von Amazon nicht ausschalten könnt, vebraucht sie immer mindestens 1,9 Watt. Bekommt der Fire TV Arbeit, dann hat er maximal knapp 6 Watt verbraucht. Dieser Wert kann sich allerdings bei weiteren ausgiebigen Tests noch ändern!
Multimedia-Zentrale: Update 14. Oktober 2014
Golem.de berichtet darüber, wie ihr mit der TV-Box von Amazon Inhalte aus eurem lokalen Netzwerk abspielen könnt. Hierfür werden Apps wie XBMC (alias Kodi) oder SPMC installiert. Klingt etwas verrückt aber scheint gut zu funktionieren. Für alle etwas unbedarfteren Nutzer, schauen wir uns das Prozedere noch einmal in Ruhe an.
Hi Oliver, die Bewegungsunschärfe entsteht meines Wissens nach, wenn das Videomaterial zb zwischen 50 und 60 hz switcht. Die verschiedenen Bildwiederholraten, können vom Fire TV nicht berücksichtigt werden was letztendlich zu der Unschärfe bzw. zum Ruckeln führt. Man sieht es, aber mich persönlich stört es jetzt nicht.