Digitalisierungsbericht: Kabelnetzbetreiber bekräftigen Zeitplan für Analogabschaltung

2018 soll analoges Fernsehen abgeschaltet werden

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Der Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e. V. (ANGA) nimmt die Veröffentlichung des Digitalisierungsberichts der Landesmedienanstalten zum Anlass, die Pläne für die Abschaltung des analogen Fernsehens bis Ende 2018 zu bekräftigen. Die Zuwachsraten beim digitalen Kabelempfang waren zuletzt überduchschnittlich hoch, aber noch immer nutzt rund jeder vierte Kabelhaushalt ausschließlich analoges Fernsehen.

Am 8. September haben die Landesmedienanstalten den Digitalisierungsbericht 2015 vorgestellt. Demnach empfangen 88,5 Prozent der TV-Haushalte in Deutschland digitales Fernsehen. Da die Empfangswege Satellit und „Antenne“ (terrestrischer Empfang) die Analogabschaltung seit Jahren hinter sich haben und IPTV per se digital ist, entfällt der analoge Anteil vollständig auf die Kabelhaushalte.

15,2 Prozent Zuwachs

Mit Stand Juni 2015 empfangen immerhin 72,5 Prozent der Kabelhaushalte Digital-TV. Das sind 15,2 Prozent bzw. 1,7 Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Als wichtigste Faktoren für den Umstieg wurden ermittelt: steigende HDTV-Nachfrage (+ 16,9 Prozent gegenüber Vorjahr), stärkere Verbreitung internetfähiger Fernsehapparate (+ 25,6 Prozent gegenüber Vorjahr), verstärkte Nutzung non-linearer Dienste wie Video-on-Demand (+ 18,3 Prozent gegenüber Vorjahr).

Angesichts dieses Rekordwachstums gibt man sich beim ANGA optimistisch hinsichtlich der endgültigen Abschaltung des analogen Fernsehens. Thomas Braun, Präsident des Verbandes Deutscher Kabelnetzbetreiber (ANGA): „Die neuen Marktzahlen stützen eindrucksvoll unsere Prognose vom Juni im Rahmen der ANGA COM: Spätestens zum Jahresende 2018 werden die Voraussetzungen für die Einstellung der analogen Fernsehverbreitung in den deutschen Kabelnetzen vorliegen. Schon in den letzten Wochen haben wir für diese Zielmarke für unsere Initiative viel positive Resonanz erfahren: Von den Programmveranstaltern, den Landesmedienanstalten und auch aus der Wohnungswirtschaft. Wir sind voll auf Kurs und werden die Attraktivität des digitalen Kabelfernsehens mit neuen Produktinnovationen kontinuierlich erhöhen.“

4,5 Millionen analoge Haushalte

Die verbliebenen 4,5 Millionen analogen TV-Haushalte werden von den Landesmedienanstalten mit den Schlagworten „höheres Alter“, geringeres Einkommen, wenig Wechselabsicht“ charakterisiert. Mehr als die Hälfte hat keinen direkten Vertrag mit einem Kabelanbieter, sondern erhält Kabelfernsehen als Teil der Mietleistungen. Das macht es den Kabelnetzbetreibern zusätzlich schwer, auf einen Umstieg hinzuwirken. Mit 75 Prozent hat die überwältigende Mehrheit der analogen Haushalte zudem nicht vor, sich vom analogen Fernsehen zu trennen. (Hierzu sollte man wissen: Ein sehr großer Teil dieser Haushalte könnte sofort auf digitalen Empfang umstellen, weil ihr Flachbildfernseher einen eingebauten DVB-C-Tuner besitzt. In diesem Fall gibt es keine finanzielle Hürde.)

Die Marktanteile der TV-Empfangswege in Deutschland bleiben stabil. Jeweils rund 46 Prozent der Fernsehhaushalte nutzen Kabel und Satellit. Terrestrischer Empfang liegt mit 9,7 Prozent weit dahinter, 4,8 Prozent sind IPTV-Nutzer. Man darf gespannt sein, ob es im Zuge der Abschaltung von DVB-T (zugunsten von DVB-T2) hier zu einer Verschiebung kommen wird.

HDTV-Haushalte in der Minderheit

Auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) war wohl auch dieses Jahr Ultra HD der wichtigste Begriff im Bereich Fernsehen. Die alte Frage Henne-Ei-Frage (Was gab es zuerst?) ist hier längst beantwortet, denn während man nur wenige Inhalte in UHD-Auflösung bekommen kann, ist die passende Technik bei den hochwertigen TV-Geräten dieses Jahr fast schon Standard. Bei der Mehrheit der Zuschauer ist dagegen nicht einmal HDTV angekommen.

Laut Digitalisierungsbericht 2015 empfangen erst 48,1 Prozent (+ 10 Prozent gegenüber 2014) der Haushalte hierzulande HDTV. Aber die Zahl täuscht: Gerade mal 18,8 Prozent bzw. 7,3 Millionen Haushalte bezahlt für den HD-Empfang werbefinanzierter Privatsender wie SAT.1 und RTL. Ohne zusätzliche Bezahlung sind (von ein paar Ausnahmen abgesehen) nur die öffentlichen-rechtlichen HD-Sender zu sehen. Vor diesem Hintergrund scheint die Telekom auf dem richtigen Weg zu sein. Letzte Woche hatte der Konzern angekündigt, die HD-Option nicht mehr zu vermarkten, sondern HDTV für Neukunden zum Standard machen zu wollen.

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

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