Immer mehr Menschen sind bereit, Geld für Pay-TV-Abos auszugeben. Einer Studie von ABI Research zufolge wuchsen die Erlöse der Pay-TV-Anbieter global gesehen innerhalb eines Jahres um 9 Prozent. Die 688 Millionen Pay-TV-Kunden gaben im zweiten Quartal dieses Jahres 58 Milliarden Dollar aus.
Wer sich nur in Deutschland umsieht, könnte meinen, Pay-TV sei ein gescheitertes Experiment und die Fernsehzuschauer seien nicht bereit, viel Geld für Pay-TV-Abos auszugeben. Derzeit sorgt hierzulande Sky wieder für negative Schlagzeilen, nachdem eine erneute Finanzspritze in Höhe von 340 Millionen Euro nötig wird; sogar von einem eigenen Sportkanal der Fußballvereine war in den letzten Tage oft die Rede. Wie so oft erweitert der Blick über die Landesgrenzen den eigenen Horizont. In vielen Ländern wird Pay-TV gut angenommen.
Die Marktforscher von ABI Research haben gerade erst frische Zahlen zum weltweiten Erfolg des Bezahlfernsehens geliefert. 688 Millionen Pay-TV-Kunden sind es derzeit schon, im Jahr 2015 soll ihre Zahl auf 854,5 Millionen anwachsen. Von den drei Monaten von April bis Juni 2010 ließen sich die Abonnenten ihr Pay-TV-Vergnügen beachtliche 52 Milliarden Dollar kosten, was einem Plus von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal bedeutet. Die Zahl der Pay-TV-Kunden wächst, aber gleichzeitig wuchs der durchschnittliche Umsatz pro Kunde; unter anderem waren die Abonnenten bereit, für HDTV einen Aufpreis zu zahlen.
Der Hauptteil der Pay-TV-Einnahmen stammt von Kabelhaushalten, dahinter folgen Satelliten- und IPTV-Haushalte. Das Wachstum bei Pay-TV über den Kabelanschluss hat sich über die Jahre verlangsamt, was mit zunehmender Marktsättigung aber auch mit wachsender Konkurrenz durch IPTV-Anbieter erklärt wird. Die Einnahmen von Haushalten mit Satellitendirektempfang stiegen binnen eines Jahres um 12 Prozent auf 24 Milliarden Dollar. Im Bereich IPTV glauben die Marktforscher an weiteres Wachstum in den nächsten Jahren. Die IPTV-Abonnenten werden Ende 2015 mehr als 40 Milliarden Dollar ausgeben, schätzen die Experten von ABI Research.
Man darf gespannt sein, wie sich der deutsche Pay-TV-Markt entwickelt wird. Mit der (allerdings langsam) voranschreitenden Digitalisierung ändert sich die technische Ausstattung in vielen Fernsehhaushalten. Die große Mehrheit der Kabelkunden empfängt ihre Programme bisher noch analog, womit sie die Pay-TV-Angebote sowieso nicht nutzen können. Kommt neue Technik ins Haus, um digitales Kabelfernsehen oder digitales Satellitenfernsehen empfangen zu können, sind diese Geräte meist für den Pay-TV-Empfang vorbereitet.
So wenig ich persönlich von der Grundverschlüsselung von Free-TV-Sendern durch Kabelnetzbetreiber halte, so wird damit doch die Hürde für die Buchung zusätzlicher kostenpflichtiger TV-Angebote verringert. Die Smartcard steckt bereits im Receiver, das Bestellen weiterer Programmpakete stellt damit keine weiteren technischen Anforderungen an die Fernsehzuschauer, die bereits digital über ihren Kabelanschluss fernsehen.
Noch weniger sympathisch ist mir HD+, bei dem der Direktemfpang von RTL HD, VOX HD, ProSieben HD, Sat.1 HD und kabel eins HD pro Jahr 50 Euro kostet. Es geht zwar nur um eine sehr geringe Monatsgebühr für den Empfang der HD-Versionen der Free-TV-Programme, doch der Zuschauer muss technische Hürden überwinden, um diese TV-Sender sehen zu können. Ich habe große Zweifel daran, dass sich in absehbarer Zeit ein großer Teil der Satellitenhaushalte für HD+ entscheiden wird, doch die Minderheit, die dabei ist, wird wohl einige Millionen zusätzliche Haushalte bedeuten, die in technischer Hinsicht für „echtes“ Pay-TV ausgerüstet sind. Die IPTV-Haushalte bei Alice TV und Entertain sind ebenfalls von Anfang an technisch in der Lage, Pay-TV zu empfangen, das Freischalten ist bei Bedarf schnell erledigt.
Die Rahmenbedingungen für Pay-TV in Deutschland verbessern sich also. Speziell für Sky ist in nächster Zeit wichtig, auf mehr Plattformen präsent zu sehen, die Kooperation mit Kabel BW ist ein vielversprechender Anfang, doch neben Kabelnetzbetreibern sind die IPTV-Plattformen wichtig.
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