Zahlreiche Pay-TV-Sender fordern eine schnellere Digitalisierung des Fernsehens in Deutschland. Das analoge Fernsehen sollte möglichst bald abgeschaltet werden. Ein verbindlicher Zeitplan für die Digitalisierung soll Planungssicherheit bringen.
Die Pay-TV-Sender im Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) wünschen sich eine Beschleunigung bei der Digitalisierung des Fernsehens und haben dazu einen Forderungskatalog aufgestellt, der im Rahmen der ANGA Cable 2009 diese Woche vorgestellt wurde. Die Sender erwarten ein „klares politisches Bekenntnis“, das im Idealfall eine verbindliche Abschaltung des analogen Fernsehens bis Ende 2011 bewirkt.
So wie die Politik sich für den flächendeckenden Ausbau von Breitbandinternet einsetzt, sollte sie sich auch für Digital-TV via Kabel und Satellit starkmachen. In der Digitalisierung lägen große kulturelle sowie wirtschaftliche Potenziale. Diese könnten jedoch nicht ausgeschöpft werden, da weder Programmanbieter noch Zuschauer für ihre jeweiligen Investitionen die notwendige Planungssicherheit hätten.
Hinter der Forderung stehen die Pay-TV-Kanäle 13th Street, Beate Uhse TV, Bibel TV, Boomerang, Cartoon Network, Discovery Networks Deutschland, FOCUS Gesundheit, FOX, Goldstar TV, Heimatkanal, HISTORY, MGM Channel, Motorvision TV, National Geographic Channel, Romance TV, Sci-Fi, Silverline Television, The Biography Channel, TNT Serie, Turner Classic Movies sowie TV Gusto Premium.
Große Unterschiede gibt es im deutschen TV-Markt zwischen Satellitenempfang und Kabelempfang: Die Satellitenhaushalte (16,2 Millionen) empfangen bereits zu 70 % Digital-TV, während die Kabelhaushalte (18,5 Millionen) mit gerade 31 % hinterherhinken. Beim Satellitenfernsehen ist eine völlige Digitalisierung in Sicht, was die Pay-TV-Sender sehr unterstützen.
Die Kabelnetzbetreiber wollen laut VPRT jedoch die digitalen Satellitensignale für die Einspeisung in ihre Netze wieder in Analogsignale umwandeln. „Dies ist nach Ansicht der Pay-TV-Anbieter keine zukunftstaugliche Strategie – weder aus Sicht des Verbrauchers noch aus Sicht der Fernsehunternehmen“, heißt es seitens der Pay-TV-Anbieter.
„Solange ein Haushalt nur analoges Fernsehen empfängt und noch keine digitale Box einsetzt, ist er vom hochauflösenden Fernsehen HDTV, von mehr Programmvielfalt, von interaktiven Diensten und vom Pay-TV ausgeschlossen. Für den Verbraucher ist der analoge Fernsehempfang eine Sackgasse.“
Das ist zwar richtig, doch letztlich geht es den Sendern um ihre eigene Zukunft. Ein Blick auf die Kanalbelegung zeigt jedem Kabelkunden, wie begrenzt der Platz im analogen Kabel ist. In der analogen TV-Welt ist für die Pay-TV-Sender kein Platz, was angesichts der vielen kostenlos zu empfangenden TV-Programme in Deutschland noch schwerer wiegt. Neue Fernsehsender erreichen die meisten Kabelkunden gar nicht erst. „Die analoge Erstarrung im Kabel verhindert die Wahlfreiheit der Zuschauer und die Entwicklung einer ganzen Industrie.“
Nicht erwähnt wird vom VPRT eine weitere Bedrohung für die Pay-TV-Sender: kostenloses Fernsehen via Internet. Ob Web-TV oder IPTV, das Internet als Verbreitungsweg von TV-Programmen bzw. TV-Inhalten auf Abruf lässt digitales Fernsehen über Kabel oder Satellit weniger attraktiv erscheinen. Ob gratis wie die Mediathek vom NDR oder kostenpflichtig wie der Video on Demand Service Maxdome, für TV-Inhalte werden schnelle Internetzugänge via DSL oder Kabelinternet immer wichtiger. Nicht mehr lange, dann wird Internet auf dem Fernseher zum Standard.
Diejenigen Zuschauer, die vom privaten Free-TV nicht frustriert sind, scheinen bereit zu sein, Werbung auch beim Internetfernsehen anzuschauen, Hauptsache, es ist gratis und sie können kostenlos fernsehen. ProSiebenSat.1 hat für seine Sender kabel eins und Sat.1 gerade erst neue Videoportale an den Start gebracht. Zudem setzen die Videoportale immer stärker auf TV-Inhalte. Pay-TV hat es schwer in Deutschland.
Zitat: „Solange ein Haushalt nur analoges Fernsehen empfängt und noch keine digitale Box einsetzt, ist er vom hochauflösenden Fernsehen HDTV, von mehr Programmvielfalt, von interaktiven Diensten und vom Pay-TV ausgeschlossen. Für den Verbraucher ist der analoge Fernsehempfang eine Sackgasse.“
Und was, wenn der betreffende Noch-Analog-Seher diese ganze achso-tolle Sendervielfalt gar nicht haben will und stattdessen seinen bevorzugten Lieblingssendern treu bleiben will? Soll er dann mit einer Zwangsabschaltung zum Kauf einer solchen digitalen Box gezwungen werden?