Kleine Taste, großer Schritt: Der Video-on-Demand-Service Netflix ist in den USA so populär, dass mehrere große Hersteller von Fernsehern und Blu-ray-Playern ihm eine eigene Taste auf der Fernbedienung spendieren.
Wie weit der Medienwandel ist in den USA fortgeschritten ist, zeigt die Ankündigung, dass Hersteller von Fernsehern, Blu-ray-Playern und anderen Geräten, die mit dem Internet verbunden werden können, auf ihren Fernbedienungen eine eigene Taste für Netflix reservieren wollen. Netflix war lange Zeit als Videothek bekannt, die ausgeliehene DVDs per Post verschickt. Inzwischen ist das Streaming-Geschäft so stark gewachsen, dass Netflix und Video-on-Demand oft in einem Atemzug genannt werden.
Große Hersteller sind an Bord
Im Frühling sollen die ersten Geräte mit Netflix-Button auf der Fernbedienung in den Handel kommen. Internetfähige Blu-ray-Player von Samsung, Panasonic, Haier, Memorex, Sharp, Toshiba, Sony und der Best-Buy-Marke Dynex sollen sich bald mit nur einem Tastendruck mit der Onlinevideothek verbinden können. Sony, Sharp und Toshiba wollen die Netflix-Taste auf den Fernbedienungen von Flachbildfernsehern platzieren. Käufer von Set-Top-Boxen von Iomega, Roku und Boxee sollen künftig ebenfalls nur noch einen Klick benötigen, um zum großen Streaming-Angebot von Netflix zu gelangen.
Mehr als nur symbolische Bedeutung
Anstatt erst auf einen Homescreen zu schalten und dort nach dem Netflix-Icon zu suchen, soll die Online-Videothek mit einem einzigen Druck auf die Fernbedienung aufgerufen werden können. Die Bequemlichkeit der Fernsehzuschauer auf diese Weise zu fördern dürfte den positiven Begleiteffekt haben, dass manche Nutzer gar nicht erst vom weiteren Internetangebot ihres Hybrid-TV-Geräts, ihres Blu-ray-Players oder ihrer Set-Top-Box inspirieren bzw. ablenken lassen. Insofern ist die eigene Fernbedienungstaste nicht nur ein symbolisch bedeutender Schritt und ein eindrucksvolles Beleg für den Medienwandel, sondern sie ist auch von strategischer Bedeutung, weil Netflix sich damit gegenüber seinen Konkurrenten in eine sehr gute Position bringt.
Beliebter als YouTube auf Hybrid-Fernsehern
In diesem Zusammenhang sind aktuelle Zahlen der NPD Group interessant: In den USA nutzen zwar nur 45 Prozent der Besitzer von Hybrid-TV-Geräten überhaupt Internetfunktionen, aber von denen sind 57 Prozent sehr zufrieden damit. 47 Prozent dieser Nutzer schauen sich YouTube-Videos an, aber sogar 57 Prozent greifen auf Netflix zu. Gegenüber dem Vorjahr stiegen 2010 die Verkäufe von Hybrid-Fernsehern um 38 Prozent, womit letztes Jahr 12 Prozent aller Flachbildfernseher mit Internetfunktionen ausgestattet waren.
Maxdome als Alternative für Nutzer in Deutschland
In Deutschland existiert kein annähernd so erfolgreiches Video-on-Demand-Portal wie Netflix; am ehesten vergleichbar ist der Dienst hierzulande mit Maxdome, das nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 35.000 jederzeit abrufbare Videos bietet. Maxdome verfolgt ebenfalls die Strategie, seine Video-Streams auf verschiedenen Wegen zugänglich zu machen. Neben Web-Browsern und dem Windows Media Center gibt es nicht nur spezielle Set-Top-Boxen, sondern inzwischen kooperiert Maxdome auch mit den Herstellern von Unterhaltungselektronik, die die benötigte Technik beispielsweise in Fernsehgeräte und Satelliten-Empfänger integrieren.
Zusätzliche Konkurrenz bekommen hat Maxdome im letzten Jahr zwar durch neue Video-on-Demand-Services wie Qriocity von Sony und die Onlinevideothek von Kabel BW. Richtig spannend wäre allerdings ein Start von Netflix in Europa. Entsprechende Expansionspläne waren (nicht zum ersten Mal) erst kürzlich wieder im Gespräch.
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