Jeweils 46 Prozent der Haushalte in Deutschland empfangen ihre TV-Programme via Kabel bzw. Satellit. Das geht aus dem neuen Digitalisierungsbericht 2014 der Landesmedienanstalten hervor. Über sechs Millionen Kabelhaushalte empfangen noch ausschließlich analoges Fernsehen. Das digitale Antennenfernsehen DVB-T nutzen weniger Haushalte als im Vorjahr, am Marktanteil von IPTV hat sich nichts geändert.
Zuschauer in Deutschland können grundsätzlich zwischen vier verschiedenen Empfangswegen für Fernsehen wählen. Eine freie Wahl haben sie jedoch nicht, weil u. a. technische Gegebenheiten dafür sorgen, dass nicht überall Sat-Empfang, Kabelfernsehen, DVB-T und IPTV gleichermaßen verfügbar sind. Dennoch lohnt sich ein Blick in den Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten, denn unter den von TNS Infratest erhobenen Daten sind interessante Details zu finden.
Mehr als 6 Millionen analoge TV-Haushalte
So liegt die Digitalisierungsquote dieses Jahr bei 83,8 Prozent. Die verbleibenden 6,2 Millionen Haushalte mit rein analogem Fernsehempfang sind alle Kabelhaushalte, denn das Kabel ist der einzige verbliebene analoge Verbreitungsweg in Deutschland. Damit nutzen nur 62,9 Prozent der Kabelhaushalte Digital-TV, obwohl inzwischen überall digitales Fernsehen verfügbar ist und seit dem Ende der „Grundverschlüsselung“ auch Privatsender wie RTL und SAT.1 ohne Smartcard digital zu sehen sind. Vor allem alte und einkommensschwache Kabelnutzer sind bisher nicht umgestiegen.
Einer von zehn Haushalten empfängt Digital-TV terrestrisch, das sind 3,9 Millionen Haushalte. Im Vergleich zu 2013 bedeutet dies einen Rückgang um einen Prozentpunkt. Ausschließlich auf DVB-T setzen übrigens nur 2 Millionen Haushalte. Daraus sollte nicht vorschnell auf ein insgesamt geringes Interesse am digitalen Antennenfernsehen geschlossen werden, denn in Regionen, in denen neben öffentlich-rechtlichen Programmen zusätzlich Privatsender terrestrisch zu sehen sind, nutzen 17,2 Prozent der TV-Haushalte diesen Verbreitungsweg. Die insgesamt geringe Verbreitung hat also viel mit dem vielerorts lückenhaften Senderangebot zu tun.
Überraschend im Digitalisierungsbericht 2014 ist die ausbleibende Reichweitensteigerung bei IPTV, das nach wie vor nur 4,9 Prozent bzw. 1,9 Millionen Haushalte nutzen. Dabei haben die beiden großen Plattformen Entertain und Vodafone TV kräftig ausgebaut und speisen deutlich mehr Programme als im Vorjahr ein. Nicht zuletzt in puncto HDTV-Angebot können Telekom und Vodafone punkten.
Hohe Zuwächse bei Video-on-Demand
Viel getan hat sich dagegen bei der Nutzung von Online-Angeboten – auch auf dem Fernseher. Allerdings ist es mit 45,4 Prozent selbst im Jahr 2014 nach wie vor die Minderheit, die überhaupt Videos über das Internet konsumiert. „Bei 21,6 Prozent findet die Videonutzung bereits an einem mit dem Internet verbundenen Fernsehgerät, dem sogenannten Connected TV statt“, heißt es in der Pressemitteilung der Landesmedienanstalten. „In diesem Jahr gaben knapp 23 Prozent der TV-Haushalte in Deutschland an, über einen internetfähigen Fernseher zu verfügen“, was gegenüber dem letztem Jahr ein Plus von satten 46 Prozent bedeutet.
Andererseits haben nur 15 Prozent aller TV-Haushalte in Deutschland ihre Fernseher direkt oder indirekt mit dem Internet verbunden, das sind 5,7 Millionen Haushalte. Die Anschlussquote liegt inzwischen bei 65 Prozent. Video-on-Demand profitiert von der zunehmend besseren technischen Ausstattung. Die Nutzung von Online-Videos auf Smart TVs erhöhte sich binnen eines Jahres um 61 Prozent, auf Tablets sogar um 88 Prozent. 58,2 Prozent der User sehen sich Videos der öffentlich-rechtlichen und der privaten Fernsehsender an. Weit hinter den Mediatheken liegen Videoportale mit 25,4 Prozent und Onlinevideotheken wie maxdome, Snap, WATCHEVER und Amazon Instant Video mit 21,2 Prozent.
Zuschauer leisten sich private HD-Sender
Beim Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber (ANGA) freut man sich besonders über die große Nachfrage im Bereich der HDTV-Abgebote der werbefinanzierten Privatsender. Insgesamt mehr als 3 Millionen Abonnenten leisten sich diese HD-Sender, für die extra bezahlt werden muss. Das sind mehr als beim Satellitenempfang, wo die HD-Versionen dieser Sender über HD+ vermarktet werden. Mitte des Jahres hatte HD+ rund 1,54 Millionen zahlende Kunden und ungefähr 1,3 Millionen Nutzer in der kostenlosen Testphase.
Thomas Braun, Präsident des ANGA: „Das rasante Wachstum der HD-Kunden belegt eindrucksvoll die Vermarktungskraft der Kabelnetzbetreiber beim digitalen Fernsehen. Dadurch wird auch die Digitalquote insgesamt beständig steigen. Die vollständige Umstellung auf Digitalempfang kann aber nur erfolgreich sein, wenn die Fernsehsender und Rechteinhaber bei den technischen Restriktionen und Vergütungsforderungen an das klassische Fernsehen Maß halten und die Medienpolitik den passenden Rechtsrahmen setzt. Das gilt besonders in Zeiten, in denen der Wettbewerb mit online-basierten Unterhaltungsangeboten tagtäglich zunimmt.“
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