Die Digitalisierung im terrestrischen Fernsehen ist schon seit Ende vorigen Jahres abgeschlossen. Dieses Jahr wurden die Empfangsmöglichkeiten verbessert und in einigen Regionen die Zahl der Programme erhöht. Ist digitales Fernsehen über Antenne eine Alternative zu Kabelanschluss oder Satellitenempfang?
Ganz kostenlos ist digitales Fernsehen „über Antenne“ zwar nicht, Rundfunkgebühren muss jeder Besitzer eines Empfangsgeräts zahlen, doch davon abgesehen fallen für DVB-T keine laufenden Kosten an. DVB-T-Receiver können schon sehr billig gekauft werden, was gerade ein Vorteil ist, wenn mehrere TV-Geräte in einem Haushalt genutzt werden sollen. Viele neue Fernsehgeräte verfügen sogar über eingebaute DVB-T-Empfänger, sodass nur noch eine Antenne angeschlossen werden muss. In gut versorgten Gebieten reicht eine ganz kleine Antenne, die drinnen aufgestellt wird, sogar schon aus. Weder zur Satellitenschüssel auf dem Dach noch zur Dose mit dem Kabelanschluss müssen dann durch die ganze Wohnung Kabel verlegt werden.
Bis auf Stuttgart und den Raum Halle/Leipzig, wo die RTL-Gruppe einige Sender verschlüsselt ausstrahlt, ist DVB-T-Empfang in Deutschland ganz frei möglich. Man muss sich also nicht zusätzliche Smartcards besorgen, wenn man mehrere Fernsehgeräte besitzt und mehr als nur die öffentlich-rechtlichen Sender, die grundsätzlich unverschlüsselt senden, sehen möchte.
Die Deutsche TV-Plattform schrieb kürzlich in einer Pressemitteilung über die „Erfolgsgeschichte“ von DVB-T:
„Über 90 Prozent der Bevölkerung werden mit bis zu 34 TV-Programmenversorgt. Neben den Angeboten von ARD und ZDF sowie der der großen privaten Programmveranstalter tragen auch Sparten- und Lokalsender zur Vielfalt bei. In Berlin und Leipzig werden zusätzlich zu Fernseh- auch Radioprogramme bei DVB-T übertragen. Laut dem jüngsten Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten nutzen 11,3 Prozent aller deutschen Fernsehhaushalte DVB-T – davon 9,9 Prozent am Erstgerät. In einigen Ballungsräumen liegt die TV-Nutzung über Antenne sogar bei über 20 Prozent. Neben dem größeren Programmangebot und der Qualität von Bild und Ton schätzen die Fernsehzuschauer beim ‚ÜberallFernsehen‘ DVB-T die einfache Installation und Bedienung, sowie den mobile Empfang mit dem USB-Stick am Laptop oder im Auto.“
Das klingt erst einmal sehr gut und in einigen Regionen, in denen über DVB-T ein großes Angebot an frei empfangbaren TV-Kanälen besteht, kann digitales Antennenfernsehen eine preiswerte und komfortable Alternative zu Kabel oder Satellit sein. Wie ein Blick auf www.ueberallfernsehen.de zeigt, sind nur die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender bundesweit zu empfangen. Für die Privatsender lohnt sich eine digitale Ausstrahlung für den Antennenempfang nicht überall, sondern vor allem in den Ballungsräumen. Im Großraum Berlin etwa ist das Senderangebot so groß, dass der durchschnittliche Fernsehzuschauer, der nur wenige TV-Sender regelmäßig einschaltet, gar nichts vermissen wird. Neben den zahlreichen öffentlich-rechtlichen TV-Sendern wie Das Erste, ZDF, 3sat, arte, Phoenix, ZDFneo und einigen dritten Programmen und den großen Privatsendern der RTL-Gruppe sowie von ProSiebenSat.1 sind kleinere Sender wie Tele 5, Das Vierte, Bibel TV, Eurosport, DSF und Nachrichtensender wie n-tv und N24 im DVB-T-Angebot enthalten.
Von dieser Vielfalt können die Menschen in vielen Teilen Deutschlands jedoch nur träumen. Selbst wer keine große Auswahl an Fernsehsendern möchte, wird sich meist nicht allein mit den öffentlich-rechtlichen Angeboten begnügen wollen. „Die aktuelle Programmversorgung und die jeweilige Empfangsmöglichkeit können Zuschauer an ihrem Standort durch Eingabe ihres Wohnortes auf der Internetseite www.ueberallfernsehen.de abfragen“, informiert die Deutsche TV-Plattform. „Für den DVB-T-Empfang kann der Kunde zwischen 800 verschiedenen Modellen wählen, die im Handel verfügbar sind. Die Bandbreite reicht von Receivern über tragbare Empfänger mit kleinem Bildschirm bis zu PC-Steckkarten und USB-Sticks für DVB-T. In immer mehr Flachbildschirmen haben die Hersteller bereits DVB-T-Tuner integriert, so dass zum Empfang keine zusätzliche Set-Top-Box mehr nötig ist.“
FAZIT: Nur in den Regionen mit großem Programmangebot kann das digitale Antennenfernsehen eine attraktive Alternative zu Kabel und Satellit darstellen. Dort allerdings können sogar diejenigen Zuschauer mit DVB-T glücklich werden, die mehr sehen wollen, denn wer mehr möchte, kann sich das auch über das Internet über Online-Videotheken wie Maxdome besorgen, während er seine „Grundversorgung“ an TV-Inhalten über DVB-T erhält. Kostenpflichtige Video-on-Demand-Services wie Maxdome ersetzen dann das Pay-TV-Angebot, denn Pay-TV wird normalerweise nicht über DVB-T angeboten, HDTV gibt es in Deutschland ebenfalls nicht im digitalen Antennenfernsehen.
Ansonsten ist ein digitaler Kabelanschluss allein schon wegen der besonders schnellen Internetanschlüsse, die in vielen Regionen bereits angeboten werden, eine sehr gute Wahl. Die Möglichkeit, eine Satellitenschüssel aufzustellen, haben viele Mieter gar nicht; entweder stellt sich der Vermieter quer oder die technische Empfangssituation ist ungünstig. Immerhin benötigt man noch gewisse Reserven für schlechtes Wetter. Der digitale Kabelempfang ist dagegen ausgesprochen stabil hinsichtlich der Signalqualität.
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