Lohnt sich der Kauf des Fire TV Sticks von Amazon? Ist er eine günstige Alternative zur „großen“ Fire TV Box? In diesem Testbericht möchten wir unsere Erfahrungen mit dem preiswerten Stick teilen.
Der Fire TV Stick von Amazon wird oft als Streaming-Stick bezeichnet, aber dieser Begriff wird ihm – anders als dem Konkurrenzprodukt Chromecast von Google – nicht gerecht. Videostreaming aus Onlinevideotheken und TV-Mediatheken ist mit Sicherheit die wichtigste Funktion.
Amazons Fire TV Stick kann allerdings mehr, denn das Gerät funktioniert ohne Verbindung mit Smartphone oder Tablet als eigenständiges System, auf dem zahlreiche verschiedene Apps ausgeführt werden können. Neben Amazon (Prime) Instant Video und weiteren Amazon-Funktionen (wie der Wiedergabe der bei Amazon online gespeicherten Fotos) sowie Video-on-Demand-Angeboten wie Netflix, Clipfish, Netzkino.de und Viewster, den Mediatheken von ARD, ZDF, ARTE und der Internet-TV-Plattform Zattoo können zahlreiche Spiele und weitere Apps aus Bereichen wie Wetter und Nachrichten genutzt werden.
Bevor wir näher auf die Inhalte eingehen, soll es um Lieferumfang und Hardware gehen. In der ansprechenden Verpackung befinden sich neben dem Fire TV Stick selbst die zugehörige Fernbedienung, ein USB-Kabel und ein Netzteil, ein HDMI-Extender-Kabel, eine Kurzanleitung sowie zwei AAA-Batterien (für die Fernbedienung).
Einfacher, aber gut ausgestattet
Im Vergleich zur hier bereits getesteten Fire TV Box ist die Hardwareausstattung eine Nummer kleiner ausgefallen. Beispielsweise kommt statt eines Vierkern-Prozessers lediglich ein Zweikern-Prozesser zum Einsatz, statt Dolby Digital Plus und 5.1 Surround Sound wird „nur“ Dolby Digital Plus geboten. Außerdem muss der Stick mit 1 GB Arbeitsspeicher auskommen, wohingegen die Box 2 GB zur Verfügung hat, um einen der Hauptunterschiede zwischen beiden Geräte zu nennen.
Die meisten Unterschiede fallen kaum ins Gewicht, selbst bei den Spielen. In zwei Punkten ist der deutlich billigere Stick der Box jedoch in einer Weise unterlegen, die jeder Käufer im Blick haben sollte: Die sehr gut funktionierende Sprachsuche für Inhalte können Käufer des Fire TV Sticks nicht ohne Weiteres nutzen, weil die mitgelieferte Fernbedienung kein Mikrofon hat.
Wer auf die Sprachsteuerung nicht verzichten möchte, kann diese immerhin mittels Smartphone-App nutzen. Oder er kauft sich die „Sprachfernbedienung für Amazon Fire TV und Fire TV Stick“ separat, doch die kostet fast so viel wie der Stick selbst. Stick und Fernbedienung zusammen kosten allerdings deutlich weniger als die Fire TV Box inklusive der „guten“ Fernbedienung. Insofern kann es sinnvoll sein, die sich „Sprachfernbedienung für Amazon Fire TV und Fire TV Stick“ als Ergänzung zum Stick zu kaufen.
Größter Nachteil: kein Netzwerkanschluss
Ein ganz großer Nachteil des Sticks gegenüber der Box lässt sich jedoch nicht so leicht ausgleichen: Der Amazon Fire TV Stick kann ausschließlich über WLAN mit dem heimischen Router verbunden werden, die teurere Box verfügt zusätzlich über einen Netzwerkanschluss. Für Videostreaming in hoher Qualität – darauf können wir nicht oft genug hinweisen – ist die Verwendung eines Netzwerkkabels die sehr viel bessere Wahl.
Bei stabilem WLAN-Empfang in der Umgebung des Fernsehers, an den der Stick angeschlossen wurde, funktionierte bei unserem Test das Full-HD-Streaming mit 1.080p jedoch einwandfrei. Abhilfe schaffen lässt sich ansonsten mit einem WLAN-Repeater oder Access Point. Das ist eine gute Wahl, wenn man in der Umgebung des Fernsehers weitere Geräte (Smart TV, Blu-ray-Player, Spielkonsole, Set-Top-Box, Streaming-Sticks …) mit schnellem Internet versorgen möchte. Anderenfalls greift man lieber zur Box-Variante mit Netzwerkanschluss.
In Minuten eingerichtet und leicht zu bedienen
Die Einrichtung des Fire TV Sticks ist so einfach, dass der Begriff Einrichtung eigentlich nicht passt. Standardmäßig verschickt Amazon das Gerät vorkonfiguriert. Wer also für sich selbst direkt bei Amazon den Stick erwirbt, muss noch nicht einmal Login-Name und Passwort angeben. Nur das Passwort für das eigene WLAN muss man selbst eingeben.
Kurz gesagt: Dieses Gerät sollte wirklich jeder ohne fremde Hilfe innerhalb weniger Minuten (Updates brauchen ggf. etwas Zeit) in Betrieb nehmen können. Sehr praktisch: Während des Einrichtungsprozesses hat man die Wahl, ob man die Kindersicherung aktivieren möchte. In Haushalten ohne Kinder steht sie dem Nutzungskomfort also nicht unnötig im Weg. Das sollte allgemeiner Standard werden!
Großes Lob verdient Amazon für die Benutzeroberfläche von Stick (und Box), denn die diese ist nicht nur gut verständlich strukturiert. Man kann sich schnell und flüssig durch die ansprechenden Menüs bewegen. Den Einstieg erleichtern mehrere Erklärvideos, die man sich immer wieder ansehen kann. Ein Einführungsvideo startet direkt im Rahmen der Einrichtung.
Amazon (Prime) Instant Video im Mittelpunkt
Es sollte niemanden überraschen, dass die Amazon-Dienste, allen voran die Onlinevideothek, im Mittelpunkt stehen. Wenn man nicht plant, Amazon Instant Video (ob mit der Flatrate oder ohne) zu nutzen, ist der Fire TV Stick daher bloß halb so interessant. Ausschließlich auf Amazon-Angebote festgelegt ist man jedoch nicht, sogar der (global betrachtet) Hauptkonkurrent Netflix ist mit seiner App vertreten. Damit sind wir schon bei den Inhalten!
Die im Herbst 2014 angekündigte maxdome-App für Fire TV ist im Mai 2015 immer noch nicht erhältlich. Das ist enttäuschend. Davon abgesehen ist es gerade die große Auswahl an Inhalten und Apps, die den Stick und die Box interessant machen.
Neben den Onlinevideotheken von Amazon und Netflix sind kleinere Video-on-Demand-Dienste wie Netzkino.de, Viewster und Clipfish vertreten und auch Anbieter wie Spiegel Online und Bild.de bieten Bewegtbildinhalte an. TV-Livestreams können dank der Zattoo-App auf Fire-TV-Geräten angeschaut werden.
Mediatheken von TV-Sendern und mehr
TV-Inhalte auf Abruf kommen über Apps von TV-Sendern auf den Stick (und die Box). Neben den Mediatheken-Apps von ARD, ZDF und ARTE sind die Apps von Tagesschau und heute zu finden. Außerdem gibt es beispielsweise Apps von ServusTV, Red Bull TV, ikono TV, den Berliner Philharmonikern (Digital Concert Hall), Twitch, MUZU, vimeo, SHIFT.TV, MUBI, Deutsches Musik Fernsehen, Telekom Basketball, Watchmi, HSE24, Potsdam TV, IGN, IndieFlix und AOL On. Musik hören lässt sich beispielsweise über Apps von RauteMusik.FM, TuneIn Radio, Putpat TV, Radio Energy und Spotify.
Das App-Angebot ist recht groß, wodurch es in manchen Rubriken nicht übersichtlich genug ist. Reicht einem das App-Angebot trotzdem nicht aus, bleibt immer noch die Möglichkeit, sich mit etwas Mühe via Sideloading Apps, die nicht für Fire TV Stick und Box angeboten werden, zu installieren. Im Internet gibt es zahlreiche Anleitungen, wie sich das bewerkstelligen lässt. Für den Test haben wir uns damit jedoch nicht befasst.
Testfazit
Der kleine Fire TV Stick, der über einen freien HDMI-Port unkompliziert mit den meisten TV-Geräten verbunden werden kann, lohnt sich ganz besonders für Nutzer von Amazons Onlinevideothek. Angesichts des niedrigen Preises lohnt es sich sogar dann, über eine Anschaffung des günstigen Sticks nachzudenken, wenn man einen Smart TV mit passender App besitzt, weil die Bedienung so leicht und flüssig von der Hand geht und die gelungene Gestaltung der Benutzeroberfläche für Freude bei der Bedienung sorgt – trotz kleiner Schwächen.
Zudem können über den Stick viele andere Apps am Fernseher verwendet werden. Der reguläre Verkaufspreis von 39 Euro (Stand Frühling 2015) wird von Amazon selbst und von anderen Händlern immer wieder mal unterboten. Soll ein Fernseher ohne Smart-TV-Funktionen ein Stück smarter werden, bietet sich die Anschaffung eines billigen Zusatzgeräts wie dem Fire TV Stick von Amazon umso mehr an. Allerdings ist in diesem Fall zu prüfen, welche Apps einem dann vielleicht doch noch fehlen. Genug freie HDMI-Anschlüsse am Fernseher vorausgesetzt, spricht angesichts des niedrigen Kaufpreises nichts dagegen, sich den Fire TV Stick zusätzlich zu einem anderen Stick bzw. einer Set-Top-Box zuzulegen.
Ich habe meinen Stick seit ca. 2 Monaten und will ihn nicht mehr missen – die 50€ für Prime zahle ich sowas von gerne… viele geile Serien und Filme – ganz ehrlich, da kann man auch irgendwie nichts falsch machen. Stick läuft bei mir am TV ruckelfrei und ohne Probleme!
Echte Empfehlung!
PS: Coole Seite und super übersichtlich!