Mehr als jeder dritte Internetnutzer in Deutschland schaut sich Videos aus Onlinevideotheken an. Der am häufigsten genutzte Service ist Amazon Prime Instant Video, aber das erst seit Herbst in Deutschland offiziell erhältliche Netflix hat bereits Videoload und WATCHEVER hinter sich gelassen.
35 Prozent der deutschen Internetuser nutzen Onlinevideotheken. Das geht aus einer repräsentativen Onlinebefragung von Goldmedia im Februar 2015 mit 1.120 Teilnehmern zwischen 18 und 69 Jahren hervor (alle weitere Angaben im Text beziehen sich also auf diese Altersgruppe).
Bei einer früheren Erhebung des Beratungsunternehmens aus dem September 2014 waren es erst 20 Prozent. Innerhalb eines halben Jahres haben kostenpflichtige Video-on-Demand-Dienste kräftig zugelegt. Einen gewissen Anteil daran dürfte der Hype um den Deutschland-Start des internationalen Marktführers Netflix haben, der für unzählige Medienberichte über das Thema Videostreaming sorgte. Der Herausforderer konnte schnell viele Kunden gewinnen, wie das Ranking der derzeit meistgenuzten (kostenpflichtigen) Video-on-Demand-Anbeiter zeigt.
Amazon liegt vorn
Mit großem Abstand führt jedoch Amazon Prime Instant Video die Top-Liste an. Gefragt wurde danach, welcher Dienst am häufigsten genutzt wird. Amazon Prime Instant Video wurde von 33,2 Prozent der Befragten am stärksten genutzt. Das ist erstaunlich, denn in der aktuellen Form existiert das Angebot erst seit fast genau einem Jahr. Im Februar 2014 trennte Amazon das Videostreaming-Segment von seinem DVD-Verleih LOVEFiLM ab und brachte es unter das Dach des Onlineshops. Der Clou dabei: Fortan wurden die Videos nicht nur in einem Monatspaket (zu marktüblichen Preisen) angeboten, sondern standen für alle Amazon-Kunden mit Prime-Option zur Verfügung.
Bis dato war die Prime-Option in allererster Hinsicht eine Flatrate für Premium-Versand und kostete 29 Euro pro Jahr. Im Rahmen des Deutschland-Starts von Amazon Prime Instant Video wurde der Preis für Prime auf 49 Euro pro erhöht, was dem Konzern einige Kritik von Kunden einbrachte. Wie sich jetzt zeigt, wird das Videostreaming-Angebot allerdings sehr gut angenommen. Für viele unterschiedliche Endgeräte wird eine App angeboten, außerdem führte Amazon im vorigen Herbst seine Streaming-Box Fire TV in Deutschland ein.
Weit weniger oft genutzt werden iTunes und maxdome, die es in der Goldmedia-Befragung beide auf je 11,3 Prozent bringen. Knapp dahinter liegt Google Play mit 10,8 Prozent. Immerhin für 8 Prozent der Nutzer kostenplichtiger Video-on-Demand-Dienste ist Netflix der meistgenutzte Service dieser Art. Dahinter taucht ein zweites Mal Amazon auf, dieses Mal mit seinem Angebot für Videos im Einzelabruf, das 5,7 Prozent am häufigsten nutzen. Dahinter folgen Unitymedia mit 4,4 Prozent, Videoload mit 3,1 Prozent und WATCHEVER mit 2,3 Prozent. Die restlichen 12,1 Prozent wurden nicht einzeln ausgewiesen.
Nutzer sehen sich nicht nur Blockbuster an
Gefragt wurde außerdem nach den zuletzt bei einem dieser Anbieter gesehenen Serien und Filmen. Bei den Serien lag „The Big Bang Theory“ mit 7,4 Prozent vorne. Das ist insofern verblüffend, als dass ProSieben in den letzten Jahren gefühlt jede dritte Sendeminute seines TV-Programms mit der Erfolgsserie gefüllt hat. „Breaking Bad“ war bei 6,9 Prozent die zuletzt gesehene Serie und „The Walking Dead“ bei 4,8 Prozent. Bei den Filmen lag die „Hobbit“-Trilogie mit 3 Prozent an erster Stelle, gefolgt von der „Hunger Games“-Trilogie mit etwas über zweieinhalb Prozent. In Onlinevideotheken interessieren sich die User längst nicht nur für die Blockbuster und Hitserien, lediglich 30 Filme wurden von mehr als einem Prozent der Befragten zuletzt abgerufen.
„Da Lizenzdeals mit Rechtekatalogen in der Regel unkomplizierter und kostengünstiger sind, werden die Back-Kataloge der VoD-Anbieter auch in Zukunft prall gefüllt bleiben“, schreibt Goldmedia. Die Film- und Serienhits stoßen bei den Usern allerdings auf große Resonanz und bleiben nach Einschätzung der Experten vor allem für Amazon und Netflix wichtig, wenngleich beide Anbieter künftig stärker in Eigenproduktionen investieren wollen. Die etablierten Produzenten erhalten damit Konkurrenz, was ihre Position in den Lizenzverhandlungen der Video-on-Demand-Dienste schwächt. Das könnte den Usern zugutekommen, falls die Anbieter Filme und Serien billiger einkaufen können.
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