Kabel Deutschland bringt Onlinevideothek an den Start

In München, Berlin und Hamburg ist SELECT VIDEO gestartet. Die neue Onlinevideothek von Kabel Deutschland beinhaltet mehr als 2.500 Programmstunden, mehr als die Hälfte davon in HD. Viele Inhalte sind in Originalfassung verfügbar.

Besser spät als nie! Sehr lange schon war SELECT VIDEO angekündigt, nun ist es für 2,3 Millionen Haushalte in Hamburg, München und Berlin endlich so weit: Die „interaktive Wohnzimmer-Videothek“ steht zur Verfügung. Zehn bekannte Filmstudios wie Constantin Film, Disney, Sony Pictures und Warner Bros. stellen Inhalte bereit. Filme können zu Preisen zwischen vier und sechs Euro jeweils 48 Stunden ausgeliehen werden. TV-Inhalte sind ab 0,99 Euro erhältlich.

DVB-C statt Internet-Streaming

Das Besondere am neuen TV-Abruf-Angebot von Kabel Deutschland ist: Übertragen werden die Inhalte nicht wie bei Video-on-Demand-Diensten üblich via Internet, sondern über speziell reservierte Kanäle im TV-Kabelnetz. Damit ähnelt SELECT VIDEO der Kabel BW Videothek, die am 6. Dezember in Betrieb ging. Nicht auf Internet-Streaming, sondern auf DVB-C zu setzen, hat Vor- und Nachteile.

Dr. Adrian v. Hammerstein, Vorsitzender des Vorstands der Kabel Deutschland Holding AG, präsentiert das neue Video-on-Demand-Product SELECT VIDEO.
Dr. Adrian v. Hammerstein, Vorsitzender des Vorstands der Kabel Deutschland Holding AG | Foto: Kabel Deutschland

Zu den Vorteilen gehört der Abruf ohne Wartezeiten, wie sie beim Puffern von Streams sonst anfallen. „Mit ‚SELECT VIDEO’ bieten wir unseren Kunden ein breites Film- und Serienangebot, das jederzeit auf Wunsch abgerufen werden kann. Der ausgewählte Film startet sofort auf Knopfdruck und wird wie ein normales Fernsehprogramm in hoher Qualität über den Kabelanschluss angesehen. Durch die Einführung unserer neuen interaktiven Wohnzimmer-Videothek zeigt das Fernsehkabelnetz einmal mehr seine enorme technische Leistungsfähigkeit und Innovationskraft“, so Adrian von Hammerstein, Vorstandsvorsitzender von Kabel Deutschland.

 

Kein Highspeed-Internet-Anschluss notwendig

Das ist schön, aber wer sich dazu entschließt, einen kostenpflichtigen Spielfilm anzusehen, dürfte eine Wartezeit von fünf bis zehn Sekunden verschmerzen können. Über das Internet werden nur die Steuerdaten übertragen, weshalb man keinen besonders schnellen Internetanschluss benötigt. Man muss noch nicht einmal seinen Internetzugang über Kabel Deutschland beziehen, sondern kann SELECT VIDEO auch nutzen, wenn man einen DSL-Anschluss nutzt. Die Onlinevideothek nicht nur den Triple-Play-Kunden zu öffnen, sondern allen eigenen Kabelhaushalten in entsprechend ausgebauten Gebieten, deutet darauf hin, dass die Onlinevideothek nicht nur Markting- bzw. Kundenbindungszwecken dienen soll. Das bringt neuen Schwung in den Gesamtmarkt für Video-on-Demand.

SELECT VIDEO Hauptmenü
Hauptmenü von SELECT VIDEO | Bild: Kabel Deutschland

Keinen Highspeed-Internet-Anschluss vorauszusetzen, sondern 6 MBit/s als Mindestbandbreite zu empfehlen, klingt zunächst nach einem großen Vorteil. Immerhin sind echte Hochgeschwindigkeits-Internetzugänge in Deutschland nicht sehr weit verbreitet. Gerade in den drei größten deutschen Städten Berlin, Hamburg und München, in denen SELECT VIDEO zuerst verfügbar ist, ist die Verfügbarkeit schneller Internetanschlüsse hoch. In Großstädten ist in der Regel auch die DSL-Bandbreite vergleichsweise hoch. Kurz gesagt: Internet-Streams in hoher Qualität sind möglich.

Spezielle Hardware benötigt

Die technischen Vorteile von VIDEO SELECT gegenüber der Konkurrenz sollten Interessen daher nicht zu hoch bewerten. Die neue Onlinevideothek muss sich an ihren Inhalten und Preisen messen lassen. Zudem gibt es einen entscheidenden Nachteil: Ähnlich wie bei Kabel BW steht einem schnellen Erfolg die Beschränkung auf wenige kompatible Endgeräte im Wege. Man benötigt den HD-Video-Recorder (HD-DVR), der Teil der Pakete Kabel Digital+ und Kabel Digital Home+ ist; diese kosten monatlich 10,90 Euro bzw. 20,90 Euro.

Premium-Inhalte bei SELECT VIDEO
SELECT VIDEO Menü "Premium TV on Demand" | Bild: Kabel Deutschland

VIDEO SELECT ist sowieso am interessanten für Pay-TV-Kunden, die Kabel Digital Home abonniert haben. Neben den Spielfilmen in der Videothek, von denen 60 Prozent in HD-Qualiät und 50 Prozent (wahlweise) in Originalfassung verfügbar sind, gibt es „eine breite Auswahl an kosten-freien Filmen, Serien und Sendungen auf Abruf, die von Fernsehsendern aus dem Free- und Pay-TV bereitgestellt werden“, heißt es im Pressetext. „Kunden, die das digitale Programmpaket ‚Kabel Digital Home’ abonnieren oder bereits abonniert haben, können außerdem ohne zusätzliche Kosten auf Hunderte von Inhalten der ‚Kabel Digital Home’-Sender zurückgreifen.“ Manche Fernsehkanäle sind dabei mit einem eigenen Shop auf der neuen Plattform von Kabel Deutschland vertreten. Zum Anfang sollen 25 solcher Sender-Präsenzen bei VIDEO SELECT zur Verfügung stehen.

Das könnte die Zukunft sein!

Genau hier wird es spannend, denn Pay-TV-Inhalte zeitunabhängig nutzen zu können, ohne sie erst mit einem Festplattenrekorder aufzeichnen zu müssen, könnte eine echte Revolution im Nutzungsverhalten in Gang setzen. In ähnlicher Form, allerdings mit einem Schwerpunkt auf Free-TV-Inhalte, gibt es das schon bei der Konkurrenz der zu ProSiebenSat.1 gehörenden Onlinevideothek Maxdome.

SELECT VIDEO Menü TV on Demand
SELECT VIDEO Menü "TV on Demand" | Bild: Kabel Deutschland

Man darf gespannt sein, wie sich dieser Bereich entwickeln wird. Fernsehsender mit festen Sendezeiten sind ein Auslaufmodell. Illegale Download- und Streamingdienste sind nicht nur deshalb bei vielen Menschen so beliebt, weil sie am liebsten alles kostenlos sehen wollen. Vielen geht es in erster Linie darum, jederzeit die Inhalte ansehen zu können, die sie interessieren. Legale Angebote bieten noch nicht die Auswahl und Aktualität, die viele Nutzer wollen. Damit möchte ich keineswegs Piraterie rechtfertigen, sondern den Ausweg aufzeigen. Ich bin überzeugt davon, dass die meisten User illegaler Angebote bereit wären, für die Nutzung zu zahlen, wenn sie auf bequeme Weise sehen könnten, was sie wollen, wann sie wollen.

Wichtiger als die Preise für den Einzelabruf, bei denen sich VIDEO SELECT nicht eben von der günstigen Seite zeigt, sind meiner Meinung nach preislich attraktive Paket-Lösungen für Intensivnutzer. Denn letztlich gilt: Wozu braucht man noch Fernsehsender mit festen Sendezeiten, wenn man auf Knopfdruck rund um die Uhr sein Wunschprogramm on Demand erhalten kann?

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

2 Kommentare

  1. Ein Download im Sinne von Abspeichern ist es nicht! Vielmehr handelt es sich nach wie vor um ein Stream. Man schaut sich also den Film direkt an bzw. kann sich diesen in einer vorgegebenen Zeitspanne mehrmals betrachten!

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