Lohnt sich der HD-DVR XL von Kabel Deutschland?

Teil der Fernbedienung des HD-DVR XL
Teil der Fernbedienung des HD-DVR XL | Foto: Redaktion

Mit dem Sagemcom RCI88-1000, den Kabel Deutschland als HD-DVR XL anbietet, können sich Kunden von Deutschlands größtem Kabelnetzbetreiber für einen Festplattenreceiver mit außergewöhnlich großer Speicherkapazität entscheiden. Aber lohnt es sich, als Neukunde den Aufpreis für die größere Festplatte bzw. als Bestandskunde die Austauschgebühr zu zahlen, um mehr Platz für TV-Aufnahmen zu erhalten?

Mein Eindruck vom 1.000-GB-Festplattenreceiver

Hier möchte ich meinen persönlichen Eindruck vom HD-DVR XL schildern, um eine Entscheidungshilfe zu bieten. Wie das Kürzel RCI88-1000 bereits vermuten lässt, besteht eine enge technische Verwandtschaft zum RCI88-320 KDG, den Kabel Deutschland seit Ende 2010 anbietet. Abgesehen von der deutlich größeren Festplatte sind mir keine Unterschiede zum Sagemcom RCI88-320 KDG aufgefallen. Daher lest Euch am besten den diesbezüglichen Testbericht sowie den Artikel zu den Erfahrungen und Problemen mit dem Sagemcom RCI88-320 KDG hier im Blog durch.

In den ersten Monaten gab es zahlreiche Probleme mit dem Sagemcom RCI88-320 KDG, aber dank einer Reihe von Updates funktioniert dieser HD-Festplattenreceiver seit etwa Mitte letzten Jahres gut. Wer vor der Entscheidung steht, ob er sich eine der beiden Versionen bei Kabel Deutschland bestellt, kann also beruhigt sein. Ein Umstieg vom 320-GB-Festplatten-Modell auf das neue mit 1.000 GB Speicherplatz ist dementsprechend aber nur dann sinnvoll, wenn einem der Platz der Festplatte nicht mehr reicht.

Braucht man wirklich 1.000 GB Speicherplatz?

Der neue HD-DVR XL von Kabel Deutschland
HD-DVR XL (Sagemcom RCI88-1000) mit 1.000 GB Speicherplatz | Grafik: Kabel Deutschland

Solange man hauptsächlich Fernsehsender in Standardauflösung nutzt, sind 320 GB gar nicht so wenig Speicherplatz. Inzwischen ist das HDTV-Programmangebot bei Kabel Deutschland sehr viel größer geworden, und es wird noch wachsen, da nach der Umbelegung der TV-Kanäle nun Übertragungskapazitäten für weitere HD-Sender vorhanden sind. Mit HD-Aufnahmen füllt man seine Festplatte ziemlich schnell, sodass ich ganz klar dazu rate, für 50 Euro mehr die Version mit 1.000 GB zu bestellen (mehr dazu unten). Es können parallel vier HD-Sendungen aufgenommen werden bzw. drei Aufnahmen laufen, während man eine HD-Sendung im laufenden Programm verfolgt.

Nutzt man mit dem Paket „Kabel Komfort HD“ bzw. „Kabel Komfort Premium HD“ bisher den Sagemcom RCI88-320 KDG, kostet der Austausch gegen die Version mit der großen Festplatte 99 Euro. Mir ist es das Wert gewesen, denn bei TV-Serien warte ich mit dem Ansehen am liebsten, bis ich ein oder zwei Staffeln komplett auf der Festplatte habe, um dann eine Folge nach der anderen gucken zu können.

Liste mit Aufnahmen in Ordnern
Liste mit Aufnahmen in Ordnern beim HD-DVR XL | Foto: Redaktion

Das Gerät arbeitet zuverlässig

Der HD-DVR XL zeichnet programmierte Sendungen zuverlässig auf und lässt eine Menge Nachlauf, sodass man nicht fürchten muss, regelmäßig das Ende einer Sendung zu verpassen. Beim Vorlauf ist das Gerät ebenfalls sehr großzügig. Leider lassen sich Vor- und Nachlaufzeit nicht individuell einstellen, sodass Sendungen regelmäßig mehr Platz belegen als nötig. Aufgenommene Sendungen lassen sich in Ordnern (mit individueller Benennung) ablegen, was gerade angesichts der hohen Speicherkapazität wichtig ist, um den Überblick zu behalten.

Geöffneter Ordner beim HD-DVR XL
Geöffneter Ordner beim HD-DVR XL | Foto: Redaktion

Leider hat der Sagemcom RCI88-1000 in diesem Bereich aber eine Schwäche geerbt: Beim Verschieben werden manche Ordner manchmal nicht angezeigt. Um die Sendung dennoch in den richtigen Ordner zu verschieben, muss man sich dann merken, hinter welchem sichtbaren Ordner der nicht angezeigte Ordner sich befindet (Ordner sind alphabetisch geordnet) und den Auswahlbalken auf dem Bildschirm entsprechend oft mit der Fernbedienung weiterbewegen. (Die Fernbedienung ist übrigens sehr übersichtlich und stabil.)

Einfach zu bedienen, aber etwas träge

Dennoch ist die leichte Bedienbarkeit eine Stärke des Geräts. Ein wenig störend ist, dass man sich eher gemächlich durch die Bildschirmmenüs bewegt. Wirklich störend ist meiner Ansicht nach allerdings, wie langsam man sich durch das Video-on-Demand-Angebot von Kabel Deutschland mit dem HD-DVR XL bewegt. Zum Stöbern lädt SELECT VIDEO, so der Name des Angebots, so nicht ein.

Video-on-Demand beim HD-DVR XL
Viele TV-Sender haben eigene Bereiche bei SELECT VIDEO. Dort lassen sich viele Inhalte (innerhalb des jeweiligen Abos) ohne zusätzliche Kosten abrufen. | Foto: Redaktion

Erhalten geblieben ist beim HD-DVR XL außerdem die auffallend lange Zeit, die der Festplattenreceiver zum Starten benötigt, wenn er sich im Stromsparmodus befindet: Es dauert rund 90 Sekunden, bis er einsatzbereit ist. Es ist allerdings gut, dass es für den Stand-by-Betrieb einen solchen Stromsparmodus überhaupt gibt, das ist nicht selbstverständlich.

Wer sich einen der HD-Festplattenreceiver von Kabel Deutschland bestellt, sollte wissen, dass er die Programme der RTL-Gruppe damit (bis auf Weiteres) nicht in HD aufzeichnen kann. Dafür kann der Kabelnetzbetreiber nichts, das ist eine Vorgabe des Programmanbieters. Die Einschränkung betrifft RTL HD, VOX HD, RTL II HD, RTL NITRO HD und SUPER RTL HD. Andere werbefinanzierte Free-TV-Sender – darunter die Programme von ProSiebenSat.1 – lassen sich dagegen problemlos aufnehmen – und die Werbung lässt sich vorspulen. Hier sind Kunden mit Kabelempfang gegenüber Satellitenhaushalten, die diese Programme über die Plattform HD+ beziehen, im Vorteil, denn dort gilt generell die Vorspulsperre für Werbeblöcke.

Wie viel muss man bezahlen?

Fernbedienung des HD-DVR XL von Kabel Deutschland
Die Fernbedienung des HD-DVR XL von Kabel Deutschland ist übersichtlich und stabil | Foto: Redaktion

Wer den HD-DVR XL von Kabel Deutschland nutzen möchte, muss mindestens 10,90 Euro pro Monat für das TV-Paket „Kabel Komfort HD“ ausgeben. Das ist nicht wenig, aber es dauert einige Jahre, bis sich die Zahlungen auf einen Betrag summieren, der dem einmaligen Kaufpreis eines entsprechend ausgestatteten Geräts entspricht. Angesichts der schnellen technischen Entwicklung lohnt sich ein Kauf kaum. Wer möchte in drei bis vier Jahren noch einen Festplattenreceiver aus 2012 nutzen? Die Mindestvertragslaufzeit beträgt übrigens 12 Monate, das ist überschaubar.

Das Paket „Kabel Komfort HD“ beinhaltet neben der Gerätemiete auch die Freischaltung von über 100 digitalen TV-Sendern in Standardqualität sowie von derzeit 13 privaten HD-Sendern. Wer sich stattdessen für den Tarif „Kabel Komfort Premium HD“ entscheidet, kann zusätzlich noch 14 Pay-TV-Sender in HD-Qualität empfangen. Achtung: Um als Neukunde statt des 320-GB-HD-Festplattenreceivers das Modell mit 1.000 GB zu erhalten, muss man einmalig 50 Euro extra zahlen. Bei Online-Bestellung werden derzeit 20 Euro dem Kundenkonto gutgeschrieben.

Der Sagemcom Receiver lässt sich aus der Ferne programmieren.

FAZIT: Wer unabhängig von den festen Sendezeiten der TV-Sender fernsehen möchte, kann sich mit einem modernen Festplattenreceiver jeden Tag sein eigenes Programm zusammenstellen. Dabei sollte die Wahl heute auf ein Gerät fallen, welches Sendungen in HD-Auflösung speichern kann und eine große Festplatte hat. Mit einer Speicherkapazität von 1.000 GB bietet der Sagemcom RCI88-1000 deutlich mehr Platz zum Aufnehmen von Sendungen als die Geräte aller anderen Kabelnetzbetreiber und IPTV-Anbieter.

Die Menüs sind übersichtlich, die Bedienung fällt leicht, inzwischen ist die Software so ausgereift, so dass Zuverlässigkeit ebenfalls zu den Pluspunkten gerechnet werden kann. Das Gerät ermöglicht (soweit am Wohnort technisch möglich!) Zugang zu SELECT VIDEO, der Onlinevideothek von Kabel Deutschland. Letzteres ist mit Festplattenreceivern, die frei zu kaufen sind, nicht möglich.

Über Oliver Springer 796 Artikel
Seit 2008 bin ich im Hauptberuf Blogger und schreibe für eigene Projekte und im Auftrag zu einer Reihe von Themen, darunter Telekommunikation, Medien, Video-on-Demand, Fernsehen, Kabelanschluss, IPTV, Instant Messaging, Musik und Kaffee. Als Serienfan interessiere ich mich besonders für Onlinevideotheken und Pay-TV. Vor meiner Zeit als Blogger hatte ich 14 Jahre lang als Moderator und Redakteur für den Radiosender JAM FM gearbeitet, wo ich später auch den Internetauftritt betreute.

2 Kommentare

  1. Dass die Bedienung dieser Kiste sehr ausgereift ist, kann ich nicht nachvollziehen.
    In der Senderübersicht sind die meisten Namen abgeschnitten. Wie kann man da zum Beispiel erkennen, ob man nun auf Prosieben HD oder Prosieben (ohne HD) mit dem Cursor steht? Der Platz reicht schlicht nicht für den vollen Sendernamen.
    Die Taste „Programme“ ist ganz oben, die gelbe Taste für die einzelnen Kategorien aber einen halben Kilometer weiter unten. Das sind zwar Kleinigkeiten, die aber nerven.
    Wenn ich mir einige Sender in die Favoriten packe, kann ich den eigentlich all die Sender loswerden, die eh kein Mensch guckt. Scrolle ich dann aber mit den Auf/Ab-Tasten durch die Favoriten, wird am Ende der Liste nicht wieder von vorne angefangen, sondern die Ansicht springt auf „Alle Sender“. Das heißt, ich muss wieder zur gelben Taste greifen, nachdem ich zuerst „Programme“ gedrückt habe. Die aber sind so weit voneinander entfernt wie Hamburg von München 😉

  2. Ja, die Buchstaben sind schon ziemlich groß. Meistens ist das aber ein Vorteil, weil das die Übersichtlichkeit verbessert. Wenn dann im Einzelfall ein Name abgeschnitten wird, ist das natürlich schlecht.

    Wenn man ausschließlich die Sender sieht, die man als Favoriten festgelegt hat, wäre es natürlich besser, nach dem Ende wieder vorne bei den Favoriten und nicht bei den weiteren Sendern zu landen. Aber manch einer legt vermutlich einige Favoriten an, schaut aber trotzdem ab und an die anderen Sender.

    Aber wie Du schon gesagt hast, auch wenn das nerven kann, das sind Kleinigkeiten. Störender ist für manche Zuschauer sicher, dass das Gerät ein wenig träge ist. Zum Zappen lädt der HD-DVR XL nicht ein – was mich persönlich überhaupt nicht stört.

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