Die Versorgung mit schnellen Internetzugängen in Deutschland liegt aktuell nur knapp über europäischen Durchschnitt. Vor allem in ländlichen Regionen gehen viele Nutzer noch über langsame Verbindungen online. Unter den DSL-Alternativen holt der Internetzugang über das TV-Kabel derzeit stark auf.
Die vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) in dieser Woche verbreiteten Zahlen ergeben ein gemischtes Bild: 75 % aller deutschen Haushalte verfügen über einen Internetzugang. Dies bringt Deutschland im EU-Vergleich einen guten fünften Platz ein. Aber kaum mehr als die Häflte der Haushalte verfügt über einen Breitbandzugang. Von Ende 2007 bis Ende 2008 stieg die über einen Breitbandzugang angeschlossenen Haushalte von 50 % auf 58 %. Das ist nur sehr knapp über dem Durchschnitt und bedeutet im Ranking den neunten Platz.
In Schweden, den Niederlanden und Dänemark waren dagegen schon nahezu dreiviertel der Haushalte einen schnellen Internetanschluss versorgt. „Bei der Breitband-Nutzung ist noch viel Luft nach oben, vor allem in ländlichen Regionen. Von der Breitband-Initiative der Bundesregierung erwarten wir die notwendigen Impulse“, kommentiert das BITKOM-Präsident Prof. Dr. Scheer. Ungefähr 800 Kommunen sind besonders schlecht dran, denn dort ist schnelles Internet derzeit allein via Satellit realisierbar. Das ist nicht nur teurer als über DSL oder Kabelanschluss, die Reaktionszeiten sind bei einigen Anwendungen schlechter, denn die Daten reisen immerhin erst bis in die Satellitenumlaufbahn und zurück. Das ist nicht nur, aber gerade für Online-Gamer ein Ärgernis.
Wenn bis Ende 2010 tatsächlich flächendeckend Breitbandversorgung in Deutschland ermöglicht werden soll, wie es die Bundesregierung beabsichtigt, ist eine Menge zu tun. Im Jahr 2014 sollen für 75 % der Haushalte sogar Bandbreiten von mindestens 50 MBit/s verfügbar sein. Solche hohen Werte sind über herkömmliche DSL-Technik nicht möglich. In einzelnen Gebieten von Deutschland bietet die Telekom auf Basis ihrer VDSL-Technik Internetzugänge mit 25 bis 50 MBit/s an, die Kabelnetzbetreiber sind oft schon mit immerhin 32 MBit/s im Markt und stellen 100 MBit/s beim Internet über Kabel in Aussicht.
Sollte die DSL-Technik auf Basis der alten Kupferleitungen nun wirklich ausgereizt sein, muss stark in den Netzausbau investiert werden, um die Breitband- Ziele zu erreichen. DSL ist in Deutschland die mit Abstand am stärksten genutzte Technik für schnelle Internetanschlüsse: 21,2 Millionen DSL-Anschlüsse standen zum Jahreswechsel ca. 1,9 Millionen Internetzugängen via Kabelanschluss gegenüber; gerade 100.000 Haushalte waren mittels anderer Technik wie Satellit oder Glasfaser angebunden.
Immerhin: Der BITKOM rechnet für dieses Jahr mit einem Plus von 13 % beim Kabelinternet. Die Kabelnetzbetreiber sind dieses Jahr auch schon sehr aktiv gewesen, was Netzausbau und Vermarktung angeht, wobei sie gerne die hohen Bandbreiten anpreisen. Entscheiden sich Kabelkunden für Triple Play, also für Fernsehen (und Radio), Telefonie und Internet vom selben Anbieter, können sie durchaus dauerhaft Geld sparen, selbst ohne die aktuellen Aktionspreise.
Die Website www.breitbandatlas.de gibt Auskunft über die Verfügbarkeit der verschiedenen Arten von Internetanschlüssen in den einzelnen Regionen Deutschlands. Sie ist nicht eben ein Muster für Nutzerfreundlichkeit, doch wer bisher keinen schnellen Internetzugang zuhause hat, weil DSL bei ihm nicht verfügbar ist, sollte sich informieren, ob Kabelinternet oder eine Technik wie UMTS, WiMAX oder WLAN an seinem Wohnort die Alternative sein könnte. Freie Sicht zum Satelliten vorausgesetzt, ist schnelles Internet über Satellitentechnik immer noch ein Ausweg. Inzwischen ist es üblich, nicht nur den Downstream, sondern auch den Rückkanal via Sat zu realisieren. Früher war es Standard, den Rückkanal über eine Modem- oder ISDN-Leitung aufzubauen, was bei intensiver Nutzung sehr hohe Kosten verursachte.
Quelle: Pressemitteilung des BITKOM
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